Boom der Meerbuscher Fahrrad-Branche Radfahren boomt in Meerbusch

Meerbusch. · Die Corona-Krise hat für einen regelrechten Boom der Fahrrad-Branche gesorgt. Auch in Meerbusch vermelden Ladenbesitzer gestiegene Verkäufe und Aufträge in den Werkstätten. Die Stadt freut sich über die vielen Fahrradfahrer.

 Robert Schliewe (vorne) und Robin Leschek haben seit der Coronavirus-Krise im Fahrradladen „Kettenantrieb“ gut zu tun.

Robert Schliewe (vorne) und Robin Leschek haben seit der Coronavirus-Krise im Fahrradladen „Kettenantrieb“ gut zu tun.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Im Hinterhof des Büdericher Fahrradladens „Kettenantrieb“ stapeln sich die Fahrräder vor der Werkstatt, am Ladeneingang bildet sich eine Schlange, und im Geschäft warten Kunden vor den E-Bikes auf Beratung: „Seit Corona haben wir immer volle Hütte. Als wir die Türen wieder aufgemacht haben, ging hier sofort die Post ab“, sagt Mitarbeiter Robert Schliewe, der gerade zusammen mit Arbeitskollege Robin Leschek an einem Mountainbike herumschraubt. Die Werkstatt hat Kapazitäten für rund 70 Räder. „Zwischenzeitlich hat der Platz gar nicht mehr ausgereicht, so viel war hier los“, sagt Schliewe.

Das Mountainbike, an dem die beiden Schrauber neue Pedale anbringen, gehört Frank Konrad. Der 58-Jährige besitzt es schon seit gut 20 Jahren, hat es nun passend zur Coronavirus-Krise wieder aus dem Keller geholt und auf Vordermann bringen lassen. „Seit Corona hab ich gedacht, du musst dringend mal wieder was machen“, sagt Konrad, der aktuell nicht nur naheliegende Gebiete wie den Grafenberger Wald erkundet, sondern auch die vielen Halden des Ruhrgebietes mit seinem Fahrrad besucht. Und der 58 Jahre alte Meerbuscher ist keine Ausnahme. Das Fahrrad erlebt durch die Coronavirus-Krise einen regelrechten Boom. Der Mai war für die Fahrrad-Branche in Deutschland der verkaufstärkste Monat aller Zeiten.

E-Bikes, E-Bikes, E-Bikes...immer häufiger werden E-Bikes gekauft

Davon berichten auch die Händler in Meerbusch. Wie Stefan Simons, Vertriebsmitarbeiter bei der „Fahrrad-Ecke“ in Osterath: „Wir haben definitiv viel mehr Kunden. Und das sowohl beim Verkauf als auch bei den Inspektionen.“ Bei den Fahrradverkäufen zeichnet sich zudem ein klarer Trend ab, der sich in den vergangenen Jahren zwar schon angekündigt hatte, nun aber noch deulicher geworden ist: E-Bikes. „Auf zehn verkaufte Fahrräder kommen sicherlich sieben E-Bikes“, erklärt Simons. „Dafür lassen die Leute immer häufiger ihr Auto stehen. Früher war das hauptsächlich etwas für alte Leute, mittlerweile kaufen auch immer jüngere Menschen E-Bikes.“

Dass die Coronavirus-Krise den Verkauf von Fahrrädern enorm angekurbelt hat und vor allem den E-Bike-Trend verstärkt hat, kann auch die Familie Brandes bestätigen. Sowohl im Geschäft in Lank als auch im „Kettanantrieb“ in Büderich, das ebenfalls von dem Familienunternehmen geführt wird, ist der Umsatz in den zurückliegenden Monaten merklich gestiegen. Ralf Brandes hat eine Vermutung woran das liegen könnte: „Zum einen möchten sicherlich einige die öffentlichen Verkehrsmittel meiden, zum anderen haben viele Menschen durch coronabedingt abgesagte Urlaube nicht nur Zeit, sondern auch Geld übrig.“ Zuletzt habe er zum Beispiel einen Kunden im Geschäft bedient, der seinen Trip in die USA absagen musste. Das Geld aus der Urlaubskasse habe er stattdessen in ein E-Bike gesteckt.

Ralf Brandes weiß aber auch, dass die Pandemie nicht der einzige Faktor ist. „Wir betreiben ein Saisongeschäft, das auch stark vom Wetter abhängt. Zur Coronavirus-Hochzeit war das Wetter sehr gut, als es zuletzt zwei Wochen viel geregnet hat, haben wir das auch sofort am Geschäft gemerkt.“

Auch die Stadt Meerbusch hat einen gestiegenen Fahrradverkehr vernommen. „Wir können diesen Eindruck durch unsere Zählstelle, die eigene Wahrnehmung und den engen Kontakt mit den Händlern bestätigen“, meint Dana Frey, Leiterin der Stabsstelle Umwelt und Klimaschutz. „Das freut uns natürlich und wir hoffen, die Menschen bleiben auf dem Rad.“

Durch Aktionen wie das Stadtradeln, das zuletzt drei Wochen im Juni stattgefunden hat, möchte die Stadt Meerbusch den „Aha-Effekt“ bei den Bürgern fördern, wie Frey weiter erklärt. „Die Wege – auch zwischen den einzelnen Stadtteilen in Meerbusch – sind nicht so lang wie man denken könnte. Auch diese Fahrten sind in der Regel einfach mit dem Fahrrad zu erledigen.“

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