„Engagement muss man sich nur trauen“

Markus Gorgs ist seit 15 Jahren Nachwuchscoach. Er trainiert aktuell die D-Junioren des TSV und wirbt fürs Ehrenamt. Die Suche nach Jugendtrainern ist für viele Fußballvereine schwierig.

„Engagement muss man sich nur trauen“
Foto: Andreas Bretz

„Jetzt konzentriert den Abschluss suchen“, ruft Markus Gorgs seinen Jungs zu. Die zwölf- bis 13-Jährigen, die derzeit auf dem ersten Tabellenplatz der Niederrhein-Spielrunde stehen, sind schon mächtig außer Puste, als sie sich den Ball zupassen und auf das Tor schießen. Alle sind mit viel Einsatz und Spaß dabei. Gorgs steht mit Co-Trainer Christian Werner am Spielfeldrand und kontrolliert, ob seine Schützlinge die Übungen richtig ausführen. Inzwischen ist er seit 15 Jahren im Ehrenamt aktiv. „Seitdem ich 18 bin“, präzisiert Gorgs. Frank Poschmann, ehemaliger Jugendleiter des TuS Bösinghoven, habe ihn damals auf dem Schützenfest angesprochen — und Gorgs sagte spontan zu. „Es war aber definitiv keine Schnapsidee“, sagt der 33-Jährige lachend.

Vorher einen Gedanken daran verschwendet, als Trainer eine Jugendmannschaft zu übernehmen, hatte er allerdings nicht. Nur wenige Tage nach seiner Zusage stand er damals vor einem Haufen Bambini-Kicker im Alter von vier bis fünf Jahren. „Anfangs hatte ich gar keinen Plan, doch bei den Kleinsten geht es ohnehin primär darum, ihnen einfach nur den Spaß am Fußball zu vermitteln“, sagt Gorgs. Zehn Jahre lang betreute er seine damalige Mannschaft, ehe er sie ab der B-Jugend in andere Trainerhände übergab. „In dieser Zeit sind mir die Jungs natürlich sehr ans Herz gewachsen, deswegen ist mir dieser Schritt nicht leicht gefallen“, erinnert sich Gorgs. Doch auf Grund privater Umstände wollte er erst einmal etwas kürzer treten. Immerhin nimmt sein Ehrenamt nicht wenig Zeit in Anspruch. Trainingsplanung- und -leitung, dazu am Wochenende ein Spiel und organisatorische Dinge — da kommen schnell zehn Stunden pro Woche zusammen.

Aus seiner schöpferischen Pause wurde nichts. Damals suchte der TSV Meerbusch beziehungsweise damals noch der TuS Bösinghoven händeringend einen neuen Trainer für die E-Junioren. Gorgs übernahm nur eine Woche, nachdem er seine vorherige Mannschaft abgegeben hat, wieder ein neues Team. „Eigentlich wollte ich das nur vorübergehend machen“, sagt Gorgs und grinst. Aus der Übergangszeit sind inzwischen erneut vier Jahre geworden. „Es macht einfach Riesenspaß, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen und ihre Fortschritte zu sehen“, sagt Gorgs. Selbstverständlich machen nicht nur die Nachwuchskicker unter seiner Leitung eine enorme Entwicklung durch, auch er selbst entwickelt sich immer weiter.

„Vor zehn Jahre habe ich Dinge natürlich noch anders gemacht als jetzt. Man bildet sich fort, entwickelt sich weiter und setzt Dinge jetzt anders um“, sagt er. Beispielsweise habe er anfangs immer versucht, die Spieler durch lautes Rufen zu übertönen. „Doch das macht überhaupt keinen Sinn“, weiß der Blondschopf mit den langen Haaren inzwischen.

Um sich Gehör bei seinen Jungs zu verschaffen, wählt er mittlerweile die klare und direkte Ansprache. „Man darf nicht vergessen, dass das alles noch Kinder sind und sie gewisse Freiheiten brauchen, aber dennoch müssen auch sie sich an gewisse Regeln halten — sonst funktioniert es nicht“, sagt Gorgs, der sich inzwischen mit einer Fußballschule selbstständig gemacht hat, in der er Nachwuchskickern zusätzlich zum Vereinsfußball auch ein individuelles Fördertraining ermöglicht.

Dass es in der Praxis für die Vereine so schwierig ist, Jugendtrainer zu finden, findet er schade. „Ich glaube, dass viele einfach Angst vor der Verantwortung haben“, schätzt Gorgs. Aber er ruft Fußballbegeisterte dazu auf, es doch einfach mal für eine Weile zu probieren.

„Wenn man einen guten Draht zu Kindern und Jugendlichen hat, kann man doch eigentlich nichts falsch machen“, findet der Trainer. Meist merke man schon nach wenigen Trainingseinheiten, ob der Job etwas für einen sei oder nicht. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die meisten dabei bleiben. Man muss sich einfach nur trauen.“

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