Ein turbulenter Einblick in den Dorfalltag

Das Buretheater feierte mit der Mundartkomödie „Dä Kavenzmann“ Premiere. Das Publikum hatte viel zu lachen.

Ein turbulenter Einblick in den Dorfalltag
Foto: Ulli Dackweiler

Wat’n Kawenzmann — das ist zwar nicht der Titel der Mundartkomödie, aber das Resultat eines turbulenten Geschehens. Bis es aber zu dieser Erkenntnis kommt, taucht das Publikum im Forum Wasserturm mit „Dä Kavenzmann“ tief in den Lanker Dorfalltag ein. Zwischen Misthaufen, Hühnergegacker, Öku-Gemüse (für ökumenisch) und „en lange Ongerbox“ auf der Leine geht es um „de Kunst em Dörp“, ein mit Bauernschläue gepaartes Thema, das zeitlos zu sein scheint.

Ein turbulenter Einblick in den Dorfalltag
Foto: Ulli Dackweiler

Denn diesen Komödien-Stoff hat Mundart-Macher Karl Schmalbach (1928-2013) bereits 1988 auf die Bühne gebracht. Jetzt aber war erneut Premiere. Was das Publikum, das vom Landtagsabgeordneten Oliver Keymis spritzig begrüßt wurde, zu sehen und zu hören bekam, löste viel Gelächter aus. Im Publikum saßen auch NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans und Landrat-Stellvertreter Hans-Ulrich Klose.

Die Darsteller schienen im Verlauf der fünf Akte zunehmend mit ihren Rollen zu verschmelzen. So wurde Angela Pütz im reinsten Platt zu Trina. Sie ist sich in dieser Rolle zu nichts zu schade, bringt das Publikum als Haushälterin des Bauern in Holzpantinen und Kopftuch ebenso zum Lachen wie als „plondernäckes“ Modell. Dass sie beim Kunstschaffen Verletzungen kassiert und mit Pflastern übersät ist, macht der mit einer „Heimat shoppen“-Tasche zur idealen Werbefigur avancierenden Trina nichts aus.

Jakob Schmitz (Peter Pütz) aber stellt überzeugend klar: „Bauer sein hat nichts mit Romantik zu tun, verkaufe wollen mer, sonst nix.“ Dass der elegante J. M. Bammel als Bestseller-Autor (Wolfgang Küsters) und sein überkandidelter Sohn Boris (Andreas Stefan) dennoch den Gedanken ins Spiel bringen, aus Lank eine Künstlerkolonie zu machen, spricht für ihre Überzeugungskraft. Trotzdem, „an jedem Misthaufen abstrakte Kunst“ können sich die Dorfbewohner und vor allem die neugierig durchs Schlüsselloch der „Ahl Schuer“ linsende Nobberin (Liesel Beeck) nicht vorstellen. Schließlich „ist Lank nicht Worpswede“. Das macht Elvira (Monika Pütz) nichts aus. Sie wechselt die Seiten und tauscht High Heels gegen Gummistiefel.

Wie gesagt, so mancher Zuschauer wird nach der Premiere seine Bauchmuskeln spüren. Allerdings findet Besucherin Ingrid Vander trotz rauschendem Applaus: „Manche Stellen sind ein bisschen langatmig.“ Sie war mit ihrem Mann Karl-Heinz und der Bekannten Renskea Schmitz aus Kaarst zur Premiere nach Lank gekommen. „Wir sind bei jeder Premiere dabei und haben auch heute viel gelacht“, sagt sie. Ein bisschen mehr Platt hätte ihnen allerdings gut gefallen.

Für Minister Walter-Borjans dagegen passte alles. Er verfolgte die Handlung sehr entspannt. Jedoch gibt es auch in der Handlung Überlegungen, die die Mundart betreffen. Aber schließlich fällt die Entscheidung, die Rede zur Kunstwerkenthüllung „uff‘m Kirchplatz“ in „Martini-Latum-Romanisch“ zu halten. Dass diese Aktion von einem Bürgermeister übernommen werden soll, müssten die Lotumer-Buretheater-Macher noch einmal überdenken. Schließlich hat Meerbusch eine Bürgermeisterin.

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