Ein Plädoyer für das Original

Hilfe, wo bleibt unser Weihnachten?“ Diesen Notruf habe ich in einer Interviewsendung vor Jahren mal geprägt. Und es ist nicht besser geworden. Immer noch ist der Geburtstag des Jesuskinds der Renner des Einzelhandels in Japan, einem Land, in dem Christen als Minderheit leben.

„Winterwelten“ und Weihnachtsmärkte erobern sich zunehmend die noch freien Plätze in den Innenstädten. Lichterketten und erleuchtete Weihnachtsbäume schmücken (?) Häuserfassaden, Vorgärten, Geschäftsräume und Schalterhallen schon vor dem ersten Advent.

Neulich eröffnete mir ein Bekannter, dass er die Geburt des Gottessohns Jesus Christus im Blick auf die insgesamt erforschte Menschheitsgeschichte für willkürlich hält. Warum sollte Gott seinen Sohn ausgerechnet in Betlehem und warum vor ca. 2000 Jahren aus Maria, einer Jungfrau, gebären lassen? Ich schlug ihm vor, seine Bedenken ernst nehmend, auf Weihnachten und das Feiern drumherum ganz zu verzichten; das fände ich konsequent. — Nein, verzichten wollte er nun doch nicht… Und tatsächlich: Welcher Anlass an Weihnachten gefeiert wird, das wissen noch die meisten unserer Mitmenschen, wenn sie auch mit Kirche, Glauben und Gottvertrauen nicht mehr viel am Hut — oder besser: im Herzen — haben. Unsere Weihnachtsgottesdienste sind proppenvoll, dass, wer kurz vor Beginn kommt, kaum noch Platz bekommt. An diesen Feiertagen kommen Familien zusammen, die sich sonst übers Jahr kaum sehen. Weihnachten hat also etwas, das mehr ist als Einkaufshektik, Glühwein-Sodbrennen und Trubel um den Festtagsbraten und die Dekoration zuhause... Nein, das alles ist nicht Zufall, sondern Gottes liebevoller Wille hat es so gefügt, daß sein Sohn in unserer Zeit, die wir seither von diesem Datum (= Gegebenheit) her rechnen, als Baby zu unserer Welt kam.

Das ist das größte Geschenk des Schöpfers an uns: ER als Mensch bei uns… zum Kuscheln und Schmusen, einfach zum Liebhaben, oder? — Ich vertraue auf die anrührende Faszination des Originals. Und wenn ich mit Pilgern bei um die 30 Grad Hitze in Betlehem bin, dann kann diese Botschaft manchmal noch inniger, weil unverfälschter, den Weg in mein Herz finden.

Den Segen des göttlichen Kindes wünsche ich Ihnen allen!

Ihr Pater Robert

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