Ein neues Heimatgefühl in Bösinghoven

Abdullah Rumieh floh vor fast drei Jahren aus Syrien. In Meerbusch fühlt er sich aufgenommen.

Ein neues Heimatgefühl in Bösinghoven
Foto: Ulli Dackweiler

Abdullah Rumieh ist zufrieden. „Ich bin angekommen und fühle mich aufgenommen und zu Hause. Ich mag Meerbusch“, sagt er. Der 39-Jährige ist vor fast drei Jahren aus Syrien geflohen und lebt seit Februar 2015 in Bösinghoven — mittlerweile sogar in einer eigenen Wohnung. Er fühlt sich wohl und ist gut integriert. „Die Menschen haben mich enorm unterstützt. Das war hilfreich für mich. Ich habe sogar ein Fahrrad geschenkt bekommen“, erzählt er begeistert.

Drei Mal in der Woche bekommt Rumieh Deutschunterricht von seiner Betreuerin Susanne Nowak. Sie hilft ihm aber nicht nur beim Lernen der Sprache, sondern genauso beim Einrichten der Wohnung und in anderen Alltagsfragen. „Ich helfe ihm, seit er in der eigenen Wohnung lebt. Er ist wie ein zweiter Sohn für mich“, sagt die Ehrenamtlerin. Es sei ein Geben und Nehmen. „Ich helfe ihm mit der Sprache, und er hilft mir im Garten. Es kommt zum Austausch der Kulturen. Ich habe so schon arabische Läden in Krefeld kennengelernt, wo drei seiner Brüder leben“, erzählt Nowak.

Mittlerweile kann Rumieh schon so gut Deutsch, dass er die B2-Prüfung des Goethe-Zertifikats absolviert hat. Denn die ist Voraussetzung für den Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft und die Teilnahme an einigen Studiengängen. Studiert hat Abdullah Rumieh schon: Informatik in der Ukraine. Sein Bachelor-Abschluss ist in Deutschland anerkannt.

Zurzeit arbeitet er zwölf Stunden im Monat beim TSV Meerbusch als IT-Experte. „Im Februar 2015 hat er als Platzwart bei uns angefangen. Zusammen mit dem Bürgerverein Ossum-Bösinghoven helfen wir bei der Integration und bieten den Flüchtlingen Arbeit an“, erklärt TSV-Vorsitzender Johannes Peters. Abdullah Rumieh sagt: „Die Arbeit macht mir Spaß und ich bin froh, helfen zu können.“ Er hat schon mehrere Programme geschrieben und Statistiken geordnet.

Neben der Arbeit am Computer liest Rumieh, schwimmt und fährt Fahrrad. „Hier gibt es so viel Natur, so dass man sehr viel Schönes sehen kann“, sagt er. Seine alte Heimat vermisst er sehr. Er hat seine ganze Kindheit in Aleppo verbracht. „Aleppo ist eine sehr alte Stadt mit historischen Gebäuden. Leider wurde durch den Krieg viel zerstört. Ein Teil meiner Familie lebt immer noch dort.“

Wegen des Krieges und der schlechten Zukunftschancen war er 2013 mit der Familie seiner Schwester aus Syrien geflohen. Seine Schwester lebt jetzt in Saudi-Arabien, er hat sie seitdem nicht mehr gesehen. Abdullah Rumieh ist zuerst in die Türkei geflohen, ein Jahr später dann mit dem Boot nach Griechenland. „Ich habe 1000 Dollar für die Fahrt bezahlt. Das war der gefährlichste Teil meiner Reise. Einige Menschen sind ertrunken.“

Anschließend ist er weiter über Mazedonien, Serbien, Ungar und Österreich nach Deutschland gekommen. „Ich war sehr glücklich, endlich hier zu sein. Alles ist organisiert, und jeder hat Chancen im Leben. Ich muss mir keine Sorgen machen, wo ich schlafe und was ich essen kann.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort