Service in Meerbusch Stadtbibliotheken werden digitaler

Meerbusch · Die Meerbuscher Bibliotheken wollen mehr als eine Ausleihe sein und rüsten sich zum modernen Freizeit- und Arbeitsplatz auf.

 Mit Arbeitsplätzen, Stromanschluss, W-Lan und dem Zugang zu einem Drucker will die Meerbuscher Stadtbibliothek den Menschen einen Ort zum Arbeiten, aber auch für Lektüre und Recherche in der Freizeit bieten.

Mit Arbeitsplätzen, Stromanschluss, W-Lan und dem Zugang zu einem Drucker will die Meerbuscher Stadtbibliothek den Menschen einen Ort zum Arbeiten, aber auch für Lektüre und Recherche in der Freizeit bieten.

Foto: RP/Dominik Schneider

Seit August des vergangenen Jahres ist Bettina Schüren Leiterin der Meerbuscher Stadtbibliotheken. Gemeinsam mit ihrem Team bemüht sie sich, nach der Zwangsschließung während der Pandemie wieder Leben in die drei Standorte in Osterath, Büderich und Lank zu bekommen. Dazu gehört auch, den Weg der Digitalisierung weiterzugehen. Wie das vorangeht, davon konnten sich die Mitglieder des Ausschusses für Digitalisierung bei einem Rundgang überzeugen.

„Es ist nicht mehr so, dass die Menschen hierher kommen, sich ein Buch nehmen, und wieder gehen“, so Schüren. Viele Kunden halten sich länger in der Bibliothek auf, nutzen sie als Arbeitsplatz. „Wir sind ein dritter Ort, zwischen dem Zuhause und der Schule beziehungsweise Arbeit. Insofern müssen wir uns auf die Bedürfnisse unserer Kunden einstellen“, so Schüren. Deswegen gibt es im Obergeschoss des Büdericher Standorts etwa digitale Arbeitsplätze. Jeder, der mag, kann hier mit seinem eigenen Laptop sitzen und mit Stromanschluss und kostenfreiem W-Lan arbeiten. Eine Etage tiefer gibt es ein ähnliches Angebot für Kinder und Jugendliche, hier werden auch drei fest installierte PCs als Arbeitsplätze angeboten. „Tatsächlich nutzen viele junge Kunden diese Einrichtungen, um hier Hausaufgaben zumachen oder für andere Arbeiten zu recherchieren. Zudem ist sowohl von den mitgebrachten wie auch von den Bibliothekseigenen Computern aus ein W-Lan-Drucker ansteuerbar. „Je mehr das Smartphone dafür sorgt, dass alle Daten jederzeit zur Hand sind, desto weniger Leute haben tatsächlich einen physischen Drucker zu Hause. Deswegen ist der Bedarf, Zugriff auf einen in der Bibliothek zu haben, hoch“, so Schüren. Um die Aufenthaltsqualität weiter zuverbessern, soll auch die Dachterrasse der Büdericher Bibliothek ausgebaut werden, mit Schattenspendern und einem kleinen Wasserspiel, damit gerade im Sommer dort entspanntes Arbeiten oder Lesen möglich ist.

Neben den physischen Medien, die man sich in den drei Meerbuscher Stadtbibliotheken ausleihen kann, gibt es auch über das System „Onleihe“ eine Vergabe von E-Books – etwa neun Prozent der Kunden lesen digital. Bettina Schüren beschreibt die Onleihe als eine digitale Zweigstelle mit eigenem Bestand – dies liegt vor allem daran, dass Verlage – anders als bei gedruckten Büchern – Neuerscheinungen teils mehrere Monate lang den Bibliotheken vorenthalten dürfen. „Natürlich erwarten die Kunden, den neusten Bestseller auch als E-Book bei uns zu bekommen, das ist aber leider nicht immer möglich“, so die Bücherei-Leiterin. Und, anders als man vielleicht denken würde, können auch E-Books vergriffen sein. Denn Bibliotheken erwerben nur Lizenzen für die Weitergabe – sprich, jedes E-Book kann genauso wie ein physisches Buch nur von einem Kunden zur selben Zeit ausgeliehen werden.

Die Tonis erfreuen sich nach wie vor ungebrochener Beliebtheit

Gerade im Kinder-Bereich steht die haptische Erfahrung nach wie vor über der Bequemlichkeit des Digitalen. Doch auch hier wird mit Online-Angeboten ergänzt. So gibt es seit einigen Monaten eine Zusammenarbeit mit Tiger Books, einer App, die frühe Leseförderung erleichtert, indem sie Texte von Kinderbüchern um digitale Elemente erweitert, etwa Ausmalbilder oder kleine Spiele. Nach wie vor ungebrochener Beliebtheit erfreuen sich zudem die Tonis. Das sind kleine Figuren aus Kindergeschichten, auf denen Hörspiele gespeichert sind. Setzt man die Kunststoff-Skulptur auf die zugehörige Toni-Box, wird das Hörspiel abgespielt. „Die Tonis sind momentan ungeheuer gefragt, unser Regal, in dem sie eigentlich stehen, ist fast immer leer“, so Schüren.

An ältere Kunden der Bibliothek wiederum richtet sich der „I-Pad-Butler“. Mit der Büchereikarte kann eines von 20 I-Pads ausgeliehen werden, die Benutzung ist allerdings nur innerhalb der Bibliothek erlaubt und möglich. Seit Januar gibt es dieses Angebot, und es wird von den Kunden gut angenommen.

Laut Bücherei-Leiterin wurden 2022 rund 800 Filme ausgeliehen

Ebenfalls ein Erfolg ist die Kooperation mit der speziell für Bibliotheken entwickelten Film-Streaming-Plattform Fimfriend. „Dieses browserbasierte System richtet sich am ehesten an die Arte-Zielgruppe, und hier in Meerbusch wird es gut angenommen“, so Schüren. 800 Filme pro Jahr seien im vergangenen Jahr ausgeliehen worden – mehr als in Bibliotheken in anderen Städten.

Grundsätzlich beobachtet das Team der Stadtbüchereien, dass Unterhaltungsliteratur besser angenommen wird als Info-Material. „Aber auch die Bereitstellung von Recherche- und Bildungsmöglichkeiten gehört zu unserem Aufgabenbereich, weswegen wir mit Plattformen wie Duden oder Munzinger zusammenarbeiten“, so Schüren.

Sie ist zuversichtlich, dass die Meerbuscher Bibliotheken auch weiterhin viele Menschen anziehen werden – immerhin gab es 2022 hier 103 000 Besucher. Auch das Angebot über die Ausleihe und das Arbeiten vor Ort hinaus beleben die Bibliotheken – allen voran der sehr beliebte Robotik-Workshop und die Vorlesestunden mit Krumi, die während der Pandemie ins Internet verlagert wurden und in diesem Frühjahr als Hybird-Modell in die Räume der Bibliothek zurückkehren sollen.

„Aktuell haben wir 9,27 Vollzeitstellen auf die drei Standorte verteilt – das ist etwas wenig“, bemerkt Schüren und freut sich, dass ihr Team zumindest um eine Stelle aufgestockt werden soll. „Unsere über Jahrzehnte im Analogen gewachsenen Prozesse zu digitalisieren ist nicht einfach, dazu braucht es Ressourcen“, so die Leiterin der Meerbuscher Bibliotheken. Und die technische Weiterentwicklung soll fortgesetzt werden – noch in diesem Jahr wird etwa das digitale Bezahlen via Handy und App eingeführt sowie eine digitale Anmeldung eingeführt. Geplant ist außerdem eine Erweiterung des digitalen Medienangebots um die Plattformen Onlino für Kinder und Pressreader für Tageszeitungen.

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