Die vielen Gesichter des Karnevals

Kinderkarneval, Gottesdienst, Tonnenrennen — die Meerbuscher Narren hatten am Wochenende viele Feier-Möglichkeiten.

Während die fleißigen Helfer letzte Hand an die Rennstrecke auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz legte, fand in der katholischen St. Mauritius-Kirche gestern ein närrischer Gottesdienst statt. Obwohl die Gottesdienstbesucher dazu eingeladen wurden, in Kostümierung zu kommen, kamen dem nur wenige nach. Nur vereinzelt blitzten eine blaue Perücke oder große Minni-Maus-Ohren aus der Menge der vollbesetzten Kirche. „Das ist schon ok so“, fand Nina Bödefeld Geschäftsführerin der KG Heinzelmännchen. „Es sollte ja jedem selbst überlassen bleiben, ob er sich verkleiden will. Es ist aber schön, dass so viele da waren.“ Zusammen mit den beiden Büdericher Karnevalsvereinen „Blau-Weiss“ und „Heinzelmännchen“ hatte Pfarrer Michael Berning einen ganz besonderen Gottesdienst auf Börker Platt vorbereitet. Mit viel Humor führte Berning durch den Gottesdienst, bei dem es sogar ein Trinklied gab. „Was jetzt kommt, ist mir ein bisschen peinlich“, kündigte der Pfarrer an. „Es ist ein Kölner Lied.“ Schön sei es aber trotzdem. Und prompt legte er mit „Drink doch eine met“ von den Bläck Fööss los.

Ganz ohne Ermahnungen ging es aber nicht. „Jetzt könnt ihr noch drei Tage feiern. Dann ist Aschermittwoch und müsst ihr für all die Sünden, die ihr jetzt begeht, büßen“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Nach der Messe zogen viele der Besucher weiter zum Dr. Franz-Schütz-Platz, um sich das Tonnenrennen anzuschauen. Dort ging es nicht nur feucht-fröhlich, sondern richtig nass zu. Immer wieder sorgten heftige Regen- und Hagelschauer dafür, dass der Start des Rennens verschoben wurde. Glücklicherweise waren auf dem Platz große Zelte aufgestellt, die alle Zuschauer und Teilnehmer schützten und mit Getränken, selbst gebackenem Kuchen, Reibekuchen, Suppe und Bratwürsten Ablenkung boten. In einem der Zelte gab es zum ersten Mal einen Fernseher, der einen Film mit Eindrücken aus den Anfangsjahren des Tonnenrennens zeigt. Da gab es viele überraschte Ausrufe von Schützen, die sich dort wiedererkannten. „Wir möchten denen, die zum ersten Mal hierherkommen zeigen, dass wir uns schon sehr lange für den guten Zweck einsetzen“, so Wolfgang Baumeister, 2. Vorsitzender der Kompanie Jägerlust, über das Nostalgiefilmchen.

Team „Glühweinstand“ vor dem Tonnenrennen

Bevor es zum ersten Rennen kam, musste der Parcour noch mal getestet werden. Die Veranstalter waren sich nicht sicher, ob der Regen das Gelände nicht zu gefährlich machte. Dann ging es mit dem ersten Rennen der Herren los. Über mehrere Schikanen versuchten die Männer, ihre Tonne auf dem Karren ins Ziel zu bringen. Die Station „Thekenschikane“ war dabei besonders beliebt. Einen kleinen Stopp für einen Killepitsch oder einen Enzian legte jeder gerne ein. Für die Kinder gab es natürlich Limo. Martin Asmus, Carolin Franken und Babette Vogler wollten auch gerne mitlaufen. „Ich habe in den letzten Jahren immer nur zugeschaut. Und das sieht sehr lustig aus“, erzählte Franken. Verzweifelt suchten die Freunde nach einer weiteren Person für ihr Team, denn Gruppen brauchen vier Teilnehmer.

Besonders selbstbewusst gab sich das Team „Glühweinstand“. „Wir sind heiß wie Frittenfett. Wir gewinnen den Spaß“, waren sie sich sicher. Mit einer Zeit von 59,10 Sekunden war das nicht zu erreichen. „Dann wird es vielleicht der Zweite“, wollte sich Heinz Müller nicht geschlagen geben.

Einige erhöhten ihre Gewinn-Chancen durch mehrmalige Teilnahmen. So trat Gerd van Vreden nicht nur mit dem Schützenvorstand-Team, sondern auch mit seinem Sohn Robert, der auch schon mit eigenem Team gelaufen war, in einem Team an. „Das wird das Königsrennen. Ich war vor 20 Jahren Schützenkönig, Robert ist es letztes Jahr geworden. Wir werden mit unseren Ministern zusammen antreten“, so Gerd van Vreden.

Der Erlös des Tonnenrennens und der Tombola geht wie jedes Jahr je zur Hälfte an den Verein für Behinderte und die Sebastianus-Förderschule in Kaarst-Holzbüttgen.

Am Tag zuvor war der Kinderkarnevealszug durch Lank gezogen. Familien und Gruppen hatten sich bunt kostümiert, manche führten einen Bollerwagen mit sich, in denen die Kleinsten oder der Proviant untergebracht waren. An der Pastor-Jacobs-Schule nahmen die Musikkapellen Aufstellung und wuselten die verwegensten Gestalten durcheinander. Wie Noemi, die als Strichmännchen oder besser Strichmädchen verkleidet war. Gemäß dem Klassenmotto: „Punkt, Punkt, Komma Strich, bald trennen unsere Wege sich“ war sie in weiße Gaze gehüllt, die mit schwarzen Strichen verziert war. Nach Rabe, Kaugummiautomat und Zwerg war für die Viertklässlerin dies das letzte Mal, dass sie mitziehen konnte.

Zum vierten Mal waren auch die Großeltern von Luisa dabei, die jedes Jahr zum Karnevalszug aus Süddeutschland anreisen. Sie hatten sich als Großelternpaar im Look von Anno dazumal verkleidet. Toll sei es, im Karnevalszug mitzulaufen, bestätigen Leon und Emilia, die aufgeregt von einem Bein auf das andere hüpften. „It’s tea-time“ — unter diesem Motto hatte sich die Klasse 3b versammelt. Auf ihren Köpfen wackelten bunte Teekannen. Sie selbst waren die überdimensionalen Teebeutel. „Mias Mutter hatte diese Idee, weil wir so gerne Tee trinken“, verriet Ihssan. Die Gesichter von Greta, Lajana und Emma waren grün geschminkt. Lukas, Georg und Nino liefen hinter einem Tresor von Dagobert Duck her, der mit Dynamitstangen verziert war und halb offen stand. Sie waren mit ihren Klassenkameraden als Panzerknacker verkleidet. Ein Blick in ihren Sack verriet, dass sie bei ihrem Coup besonders viele Taschentücher erbeutet hatten. Doch der Bruch war nicht unbeobachtet geblieben und die Ganoven wurden von Polizisten abgeführt.

Jutta Müller-Landré

„Es macht total Spaß, mit den Kindern und anderen Eltern Ideen zu entwickeln und zu basteln “, erzählten Jutta Müller-Landré und Jörg Zimmer. Am Samstagabend wurde außerdem kräftig in den Sälen gefeiert: Blau-Weiss Büderich hatte zur Narrensitzung in die Aula der Maria-Montessori-Grundschule eingeladen. Prinzenpaar, Bundesfanfarencorps, Markus Krebs, Christian Pape, De Fetzer oder die Altstadtfunken Monheim sorgten für jecke Unterhaltung. Und bei Kött on Kleen in Nierst wurde ebenfalls ein großer Ball gefeiert, zu dem die Gäste in den ausgefallensten Kostümen gekommen waren.

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