Der Ameisenbläuling lebt nur noch in einem kleinen Teil Meerbuschs

Vor dem Bau der A44-Rheinquerung gab es den Schmetterling auch in der Ilvericher Altrheinschlinge. Ein Fingerzeig für die Hafenanbindung?

Der Ameisenbläuling lebt nur noch in einem kleinen Teil Meerbuschs
Foto: Falk Janning

Er hat eine Flügelspannweite von lediglich drei Zentimetern und lebt als Falter nur wenige Tage: der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, der auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten steht. Bevor in Meerbusch die A 44-Rheinquerung gebaut wurde, lebten noch Tausende dieser Schmetterlinge in der Ilvericher Altrheinschlinge. Doch gibt es sie heute noch?

Der Ameisenbläuling lebt nur noch in einem kleinen Teil Meerbuschs
Foto: Falk Janning

Nabu-Expertin Rebekka Eckelboom macht sich auf die Suche. Das Gebiet in der Nähe Lank-Latums kennt sie wie ihre Westentasche und weiß, dass dort zurzeit der Ameisenbläuling flattert. Zwischen Mitte Juni und Mitte August könne man den Falter beobachten, wie er seine Eier an den Knospen des Dunklen Wiesenknopfes, einer rund einen Meter hohen Pflanze, ablege. Nur kurz müssen Beobachter warten. Dann docken zwei Falter am dunklen Blütenstock des Wiesenknopfes an.

Schon nach wenigen Tagen endet das kurze Leben des Ameisenbläulings. Doch aus den abgelegten Eiern werden Raupen, die sich von den Blütenköpfen des Wiesenknopfes ernähren, bis sie sich auf den Boden fallen lassen. Dann sondern die Raupen ein Sekret ab, das die Rote Knotenameise anlockt, weil es den Nestgeruch der Ameisen imitiert. Diese schnappen sich die Raupen, bringen sie in ihr Nest und versorgen sie wie die eigene Brut.

Die Raupen überwintern im Ameisenbau und verpuppen sich dort im Frühjahr. Nach dem Schlüpfen muss der Schmetterling sofort das Nest verlassen, weil die Tarnung nicht mehr funktioniert. „Damit der Ameisenbläuling überleben kann, braucht er also den Wiesenknopf und die rote Knopfameise, die beide nur in Feuchtwiesen existieren können“, sagt Eckelboom. Außer im Grenzgebiet Meerbusch/Krefeld gebe es den Falter in NRW nur noch in geringen Populationen an Wurm und Sieg.

Also auch nicht mehr in der Ilvericher Altrheinschlinge? „Heute sucht man den Ameisenbläuling dort vergeblich“, sagt Eckelboom. Der Falter habe keinen großen Bewegungsradius und daher während der Bauphase der Autobahn nicht ausweichen können. Gleiches befürchtet sie, wenn eine Straße zur Südanbindung des Krefelder Hafens durch das Gebiet um Buersbach und Latumer Bruch gebaut würde: „Das wäre eine Katastrophe!“ Sie ist sich sicher, dass die Naturschutzverbände gegen eine solche Trasse klagen würden. Immerhin sind 150 Rote-Liste-Arten in dem Gebiet zu finden.

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