Denkmalschutz blockiert Haus-Meer-Pläne

Eigentümer Peter Soliman ist frustriert. Er bezeichnet die Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde als „sehr schwierig“.

Meinungsverschiedenheiten rund um den Denkmalschutz sind nichts Neues in Meerbusch. Dabei geht es nicht nur um die Frage, was denkmalschutzwürdig ist, sondern auch darum, bei wem die Entscheidung darüber liegt. Und so war das Thema jetzt wieder auf der Tagesordnung der Kulturausschusssitzung zu finden. Offenbar gehen die gesetzlichen Bestimmungen nicht mit der Geschäftsordnung der Stadt konform. Das letzte Wort vor dem Eintrag in die Denkmalliste hat die Untere Denkmalbehörde.

„Das ist die Stadt Meerbusch, vertreten durch den Kulturausschuss“, fasste Ausschussvorsitzender Georg Neuhausen die Situation zusammen. Aber es bestehen Zweifel, ob eine solche Entscheidung rechtskräftig ist. Deshalb wurde übereinstimmend beschlossen, eine schriftliche Stellungnahme der städtischen Rechtsberatung einzuholen.

Die Zukunft des Ein-Mann-Bunkers, der derzeit auf dem Parkplatz des Technischen Rathauses in Lank-Latum steht, ist allerdings beschlossene Sache. Die unter Denkmalschutz stehende Splitterschutzzelle aus dem Zweiten Weltkrieg wird bis zum Ende des Jahres wie beschlossen auf die Grünfläche der Pastor-Jacobs-Schule nahe des Zugangsbereichs zur Teloy-Mühle versetzt. „Dort ist sie öffentlich zugängig“, erklärte Neuhausen. Frauke Köppen, Abteilungsleiterin Bauaufsicht und Denkmalpflege, bestätigte: „An dem Mahnmal mit Stahlbetontür wird ein Schild mit entsprechenden Erklärungen angebracht.“

Unumstritten ist auch der Denkmalschutz für das Gesamtdenkmal Haus Meer mit Remise, Teehäuschen, Park und so weiter. Auf die Frage von Ratsmitglied Christian Welsch, warum das Thema nicht auf der Tagesordnung steht, antwortete der Ausschussvorsitzende, es gäbe „substanziell nichts Neues“. Allerdings würden die Restaurierungsarbeiten an der Außenmauer und dem Teehäuschen genau beobachtet. Wiederholt wurden Bedenken geäußert, ob der Denkmalschutz ausreichend berücksichtigt wird. Der Kulturausschuss hat deshalb einen Besichtigungstermin mit Eigentümer Peter Soliman angeregt.

Soliman sagte nun: „Ich bin mit dem Fortgang der Arbeiten nicht zufrieden. Die Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde ist sehr schwierig. Zu identischen Vorschlägen gibt es in Zeitabständen mal ein Ja und mal ein Nein. Bisher ist seitens dieser Behörde noch nichts Konstruktives geschehen. Ich habe schon oft überlegt, alles hinzuwerfen. Aber die Stadt Meerbusch und vor allem Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage tun alles Menschenmögliche. Das allein lässt mich hoffen.“ Trotzdem ist unsicher, wie es mit dem Denkmal Haus Meer endgültig weitergehen wird. Soliman, zugleich Eigentümer der International School on the Rhine (ISR) in Neuss, möchte auf dem Haus Meer-Gelände eine Grundschule und einen Kindergarten als ISR-Dependance bauen.

Das Schicksal zweier Kriegervereinsfahnen aus den Jahren zwischen 1964 und 1969 ist derweil geklärt. Die in feinster Handarbeit aus Seide und Wolle gearbeiteten Fahnen wurden 1986 dem Textilmuseum in Krefeld zur Restaurierung übergeben. „Das war ein sehr aufwendiger Prozess“, erklärte Detlef Krügel, Leiter Fachbereich Schule, Kultur, Sport. Er legte den Kulturausschussmitgliedern detailliert die jeweiligen Schritte dar und erklärt: „Der fällige Betrag von 6774 D-Mark wurde aus Bundesförderungsmitteln beglichen.“ Da das Textilmuseum in Krefeld über Raumnot klagt, werden die Fahnen jetzt geschützt vor Lichteinwirkung waagerecht in Spezialkartons verpackt „als Inventar“ gelagert.

Seitens der Stadt wurde ein Fotograf beauftragt, höchstauflösende Fotos zu machen, die „in einen historischen Kontext gesetzt“ für Bilddokumentationen und gegebenenfalls auch für den Schulunterricht genutzt werden können.

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