Das Weindorf in Osterath hat noch keinen Pächter

Stadtplanung: Die Wohnungen im Hof der Gaststätte sind bald fertig, doch der Kneipe fehlt ein Wirt.

Osterath. Die ersten Mieter sollen im Februar in die Wohnungen einziehen. Doch die Zukunft der ehemaligen Gastwirtschaft im Hotel Weindorf in Herzen Osteraths hängt auch über ein Jahr nach Beginn der umfassenden Sanierungs- und Neubauarbeiten weiter in der Schwebe.

Trostlos und verlassen liegt der ehemalige Festsaal im ersten Stock, der vor allem für die Schützen des Heimat- und Schützenbundes über Generationen ein fester Anlaufpunkt und Schauplatz zahlloser Krönungsbälle und Versammlungen war. Wo früher der Aufgang zur Empore war, laufen Bauarbeiter nun vor eine Wand. Die Brauchtumsfreunde müssen auch weiterhin auf Festräume in kleineren Gastwirtschaften oder den Saal des Pfarr- und Gemeindezentrums Nussschale am Bommershöfer Weg ausweichen.

"Wir haben verschiedene Pächteranfragen gehabt", berichtet Bauherr Karl-Heinz Berchter, Mitinhaber der Mönchengladbacher Berchter & Drews Projektentwicklung, ein. "Doch kein Bewerber erschien uns für dieses Objekt geeignet." Schließlich gehe es darum, einen Pächter zu finden, der nicht nur gutbürgerliche Küche anbiete und damit den bisherigen Stellenwert der Gastronomie an der Pfarrkirche St.Nikolaus aufrecht erhalte. Der Gastronom solle vor allem auch seriös sein und mehrere Jahre vor Ort bleiben.

Die Gespräche mit Interessenten haben bisher zu keinem Ergebnis geführt. "Von einem Pächter, der bereits nach einem halben Jahr wieder auszieht, haben weder wir noch die Vereine vor Ort etwas", unterstreicht Berchter. Deswegen konzentrierten sich die Bauarbeiten zunächst auf die Wohnungen innerhalb der historischen Mauern, die alle verkauft und zum größten Teil auch vermietet seien.

Hochherrschaftliche Bezeichnungen haben die neuen Gebäudeteile: Remise, Schweitzerhaus, Torhaus. Die Remise ist über drei Meter weit in den Hof vorgerückt und beeindruckt mit einer Fassade aus sibirischer Lärche. "Auf diese Weise wirkt der Hof freundlicher, weil die Sonne auf die Holzfassade scheint und sich ein Kontrast zu dem dunkleren Mauerwerk ergibt", erklärt Architekt Stephan Strauß. Die Wohnungen in Erd- und Obergeschoss sind allesamt barrierefrei, der Zugang erfolgt per Fahrstuhl aus der Tiefgarage. Berchter: "In jeder Wohnung gibt es einen Wandbereich, in dem wir altes Mauerwerk freigelegt haben. Der Charakter des historischen Gebäudes bleibt also erhalten."

Für die neue Pflasterung des Hofes werden alte Basaltsteine, die unter der Asphaltdecke gefunden wurden, wiederverwendet. Zu erahnen sind die Wohnungen in der ehemaligen Scheune: Zwölf Einheiten entstehen dort, teilweise über zwei Stockwerke gebaut. Das alte Gemäuer wurde mit aufgeschäumtem Glas isoliert. Der Zugang wird durch ein großes Glastor führen, das das ehemalige Scheunentor ersetzt.

Wegen der Vergabe der Gastronomie will Karl-Heinz Berchter sich nicht unter Druck setzen. Man habe da kein zeitliches Limit. "Aber wir wissen natürlich um den Stellenwert dieser Gaststätte mitten im Zentrum von Osterath", betont der Projekt-Entwickler.

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