Chefin sind Talente wichtiger als Quote

Sylke Mokrus ist Geschäftsführerin bei Protection One. Ein Gespräch zum Weltfrauentag.

Chefin sind Talente wichtiger als Quote
Foto: Hans-Jürgen Bauer

„Sei Du die Veränderung, die Du Dir wünscht“: Klingt ein wenig abstrakt, ist aber ernst und ganz pragmatisch gemeint. Denn dieser Spruch steht auf der Grußkarte, die Sylke Mokrus gerade 58-fach vorbereitet — für alle weiblichen Mitarbeiter von Protection One, einem Sicherheitsunternehmen mit Sitz in Büderich. Dazu soll es noch einige kleine Geschenke geben, — Blumen, einen Duft —, über die Frauen sich halt so freuen. Verschenkt sie so etwas auch an Männer? „Ne, es gibt ja keinen Männertag“, lacht sie. Außerdem müsste das dann ja wohl ein Mann organisieren. „Und das macht keiner.“ Die angestellte Geschäftsführerin von Protection One hat zwar die Frauen im Blick — aber eben nicht nur, sondern das ganze Unternehmen mit all seinen Männern und Frauen. „Ich gucke mehr auf Talente und Potentiale, wenn ich an die Personalentwicklung denke“, sagt sie.

Insgesamt sind in den zehn Niederlassungen 250 Mitarbeiter bei Protection One beschäftigt. Seit 20 Jahren gibt es das Unternehmen bereits, das zurzeit 15 000 Objekte in ganz Deutschland bewacht. Die Leitstelle ist im Unternehmenssitz am Meerkamp, von dort können sich die Mitarbeiter direkt auf die Objekte schalten und — im Falle eines Einbruchs — den Täter ansprechen und abschrecken. Das Unternehmen ist ein Familienbetrieb, Inhaber ist Martell Schilling. Er geht im Juli in den Ruhestand, und Sylke Mokrus wird dann alleinige Geschäftsführerin. Die Mutter eines 13-jährigen Sohnes lebt in Langenfeld und kam im vergangenen Jahr über einen Headhunter zum Unternehmen. Ihre Karriere war zuvor gradlinig verlaufen und immer auf Führungspositionen ausgerichtet: Geboren und aufgewachsen in Süd-Brandenburg („Da gibt es kein ,i’ in den Vornamen“) studierte sie zunächst Ökonomie-Pädagogik, zog nach Rostock, arbeitete mit lernbehinderten Jugendlichen, bevor sie zu Telegate wechselte. (Das war das Unternehmen, für das Verona Pooth — damals noch Feldbusch — warb: „Hier werden sie geholfen.)

Mokrus war Teamleiterin, studierte abends noch Psychologie. „Ich finde den Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Psychologie spannend.“ Fünf Jahre blieb sie danach in Hamburg, um als Kommunikations-Center-Managerin für Payback zu arbeiten. Dort wurde auch ihr Sohn geboren, gründete sie ihre kleine Familie. Eigentlich wollte sie sich um das Kind kümmern und suchte einen Halbtags-Job als Managerin.

„Den gab es aber nicht.“ Sie plante um, bewarb sich in Monheim beim Deutsche Post Customer Service und zog nach Langenfeld. Ihr Kind fand einen Kita-Platz, ein Au-pair-Mädchen kümmerte sich um ihn, Mokrus arbeitete wieder ganztags. Dann noch einmal ein Wechsel: Bei dem Ratinger Unternehmen Tyco Fire & Security war sie unter anderem für den technischen Kundenservice und die Notrufzentrale verantwortlich. So ganz nebenbei studierte sie wieder abends, absolvierte ihren Bachelor als Generalmanagerin in Personal und Organisation. „Ich bin so wissbegierig“, beschreibt sie sich und schließt nicht aus, noch mal zu studieren, um dann in angewandter Wirtschaftspsychologie zu promovieren. „Aber erst, wenn mein Sohn sein Abitur hat.“

Außerdem hat sie jetzt erst einen neuen Job, blickt auf die ersten 150 Tage zurück und weiß, dass sie in den nächsten Monaten gut ausgelastet sein wird. Zum einen steht das Unternehmen vor dem Generationswechsel, zum anderen vor dem Schritt in die Digitalisierung. Außerdem besucht Mokrus die Großkunden in ganz Deutschland selbst und ist darum viel auf Reisen. „Wir wollen mit dem Unternehmen wachsen“, sagt sie. Wenn das auch eine räumliche Veränderung bedeuten würde, soll das Wachstum in Büderich stattfinden.

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