Dann wird es ernst für den 35-Jährigen. Er will unbedingt mit dem ersten Schuss König werden. Doch die kleine silberne Platte im Kugelfang ist durch die Sonne nur sehr schlecht zu sehen, der erste Schuss geht fehl — zu hoch. Auf dem Gesicht des einzigen Thronanwärters zeigt sich erste Spannung, auch der zweite Schuss trifft nicht — zu niedrig. Mit unzufriedener Mine macht der junge Schreinermeister weiter. Beim vierten Schuss bewegt sich das Ziel, ist aber nur gestreift worden. Die Sonne brennt, der Schweiß fließt.

Beim sechsten Schuss scheint es Bödefeld bereits egal zu sein, ob die Scheibe jetzt fällt oder nicht. Der Verlust der Anspannung mag es gewesen sein, dass er jetzt ganz problemlos die Platte von der Stange fegt und mit erleichtertem Jubel und sichtbarer Freude die Arme hochreißt.

Gratulanten stürmen auf den neuen König zu, Matrosen heben ihn auf die Schultern. Gerd van Vreden hängt ihm das historische Königssilber um. Jetzt geht es Schlag auf Schlag — ein Kuss für die überglückliche Königin Nina, Fotos auf der Wiese, erste Antworten für die Presse und schon steckt der Monarch mitten im Schützenzug auf dem Weg zur Proklamation im Zelt.

Bei der abendlichen Feier unterstreicht Schießmeister Josef Dahl noch einmal, wie gut sein Schießleiter Michael Bödefeld in Wirklichkeit schießen kann. Allein in vier Disziplinen bekommt er Urkunden für seine Siege auf Bezirksebene — allerdings für Pistolendisziplinen von Luftdruck bis Großkaliber.

In zwei ebenfalls spannenden Entscheidungen — beide Male fing sich der Vogel im fast schon freien Fall noch einmal auf seiner Stange — konnten zwei weitere Schützen ihre Kronen erringen. Sascha Wincek vom Büdericher Bundesschützenfanfarencorps 1968 machte seine Sarah praktisch zum Jahrestag zur Jungschützenkönigin. Der Ex-Minister des scheidenden Königs Christian Bodewig, Robert van Vreden, wird mit Gattin Steffi zudem ein weiteres Jahr als Ehrenkönig zum Hofstaat gehören.