Brauchtum in Meerbusch Schützen vermissen ihre Parade

Büderich · Trotz geschmückter Dorfstraße waren die Büdericher Schützen bei ihrem Pfingstumzug ausschließlich digital unterwegs.

 Leere Straßen aber digitale Parade: Schützenchef Peter Gröters, Präses Michael Berning, Schützenkönig Rainer I. Höterkes und Michael Bödefeld (v.l.) erfreuen sich am Einfallsreichtum der Schützenbrüder.

Leere Straßen aber digitale Parade: Schützenchef Peter Gröters, Präses Michael Berning, Schützenkönig Rainer I. Höterkes und Michael Bödefeld (v.l.) erfreuen sich am Einfallsreichtum der Schützenbrüder.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

. König Rainer I. Höterkes, Präses Pastor Michael Berning, Präsident Peter Gröters und Michael Bödefeld stehen bei schönstem Sonnenschein am Rand der Dorfstraße und im Hintergrund bauscht sich die Büdericher Flagge im Sommerwind. Man könnte mit dem Leben zufrieden sein. Doch für die Schützenbrüder ist dies wohl einer der schwersten Momente ihres Lebens. Zum ersten Mal seit dem Wiederaufleben der Schützenfeste nach dem Zweiten Weltkrieg fehlt auf der Straße etwas ganz Entscheidendes. Autos und Radfahrer dominieren das Geschehen und eine Handvoll Uniformierter steht fast schon betreten am Straßenrand. Denn eigentlich müsste alles ganz anders sein, eigentlich sollten rund 650 Schützenbrüder und –schwestern in ihren Uniformen, begleitet von etwa 300 Musikern, die Dorfstraße bevölkern und einige tausend Menschen an den Rändern auf die Parade vor dem Königshaus warten. Doch der Platz für den Thron vor der St. Mauritius-Schule neben dem Rathaus ist verwaist.

Zwar regieren Rainer I. und Heike Höterkes noch ein weiteres Jahr, aber die Parade nehmen sie mit ihrem Hoftsaat nur digital ab. Im heimischen Wohnzimmer ist ihr Aufzug mit Ministerpaaren und Hofdamen gefilmt worden. Die kleinen Figuren sind aus den Fotos vom letzten Jahr entstanden und die Meldung macht ein Elefant mit Schirmmütze. Das hätte es natürlich auf der ehrwürdigen Dorfstraße nie gegeben. Doch die Schützen machen das Beste aus der Situation, in die sie die Corona-Pandemie gestürzt hat. Und die Kreativität der Kompanien kennt ebenso wie die Schützenbegeisterung keine Grenzen.

Playmobilmännchen
marschieren digital auf

Die Eintracht demonstriert mit echtem Personal, wie der Einmarsch ins Zelt aussehen könnte – natürlich mit zwei Metern Sicherheitsabstand und Mundschutz. Das Bundestambourcorps Rheintreue schwenkt zwar in Formation zur Parade ein, besteht aber nur aus kleiner Besetzung – kaum 20 Zentimeter messen die hübschen Holzfiguren mit den grünen Spielmannsuniformen, während die Originale natürlich Gardemaß haben, wenn sie auf der Dorfstraße unterwegs sind. Dieselbe Idee hatte auch die Gesellschaft Hildegundis mit ihren blauen Uniformen. Andere bemühten Playmobilfiguren, die ebenfalls im Gleichschritt eine imaginäre Paradestrecke mit Miniaturkirmestreiben im Hintergrund ablaufen, bei anderen sind gar nur die Schuhe unterwegs und das Fanfarencorps lässt nur seine Musikinstrumente aufziehen. Auch ein ganzes Lego-Bataillon mit Drachen und Artillerie fehlt nicht. Säbel, Mützen und Pferde sind natürlich mit dabei. Aber eines wäre in der Realität höchst ungewöhnlich: Nach knapp fünf Minuten ist das ganze Spektakel schon wieder vorbei.

Aber so ganz digital vergeht Pfingsten dann auch diesmal nicht. Zwar schreitet Bruderschaftspräses Pfarrer Michael Berning auch im Video im feuerroten Pfingstornat den Mittelgang von St. Mauritius entlang, aber die Messe für die Lebenden und Verstorbenen der Bruderschaft hat der Vorstand um Präsident Peter Gröters auch in diesem Jahr bestellt. Berning verwies auf den Heiligen Geist, der die Menschen verbinde. Bei aller aktuellen Distanz seien es aber auch jetzt die Schützen, welche den Gemeinschaftsgeist hochhielten. Mit einem Dutzend Personen in dem großen Kirchenschiff war die Stimmung auch hier eine andere als üblich, aber nicht umsonst wird die zentrale Stellung gerade dieses Gottesdienstes im Schützendasein auch in normalen Jahren vom Vorstand betont. Glaube – Sitte – Heimat steht nicht nur zur Dekoration auf den Fahnen. Und deshalb versammelte sich der Vorstand auch gut verteilt am Alten Kirchturm zur Kranzniederlegung im Gedenken an die Verstorbenen der Bruderschaft. Auch den Opfern der Pandemie gedachte Gröters in seiner Rede. Der Termin war im Vorfeld nicht propagiert worden, um Menschenaufläufe zu vermeiden. Beides gehört zum Wesenskern der Bruderschaft, ebenso wie der Schutz der Menschen im Heimatort.

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