Büdericher Beuys-Mahnmal wird restauriert

Im Museum Kurhaus Kleve wird es dann Teil der Ausstellung „Joseph Beuys - Werklinien“.

Büdericher Beuys-Mahnmal wird restauriert
Foto: Stadt/Cieslik

Wer derzeit einen Blick in den Alten Kirchturm an der Dorfstraße in Büderich wirft, wird überrascht sein. Lediglich das eiserne Sicherungstor des Mahnmals verschließt noch den Eingang. Die beiden jeweils 450 Kilogramm schweren Torflügel aus massivem Eichenholz mit den eingemeißelten Namen der Toten beider Weltkriege sind ausgebaut und abtransportiert. Auch das große Auferstehungssymbol, aus einem einzigen Eichenstamm von Joseph Beuys geschaffen, ist abgehängt. Alle drei Teile wurden kürzlich im Auftrag der Stadt von einem Spezialunternehmen zur sogenannten restauratorischen Reinigung in die Werkstätten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege in Pulheim-Brauweiler transportiert.

Von Brauweiler aus geht die Reise der wertvollen Stücke im April weiter nach Kleve. Im Museum Kurhaus beginnt am 1. Mai eine Sonderausstellung mit dem Titel „Joseph Beuys - Werklinien“. Anlass ist der 30. Todestag des Künstlers am 23. Januar und der 95. Geburtstag am 12. Mai 2016. Für die Ausstellung wird das Klever Atelier, in dem Beuys von 1954 bis 1967 arbeitete, erstmals komplett wieder hergerichtet.

„Das Büdericher Mahnmal gehört zu den wichtigsten und größten Werken, die Beuys in diesem Atelier geschaffen hat“, sagt Valentina Vlasic, Kunsthistorikerin und Kuratorin am Museum Kurhaus Kleve. „Dass wir diese Arbeit im Rahmen einer Kooperation mit der Stadt Meerbusch an ihrem Entstehungsort zeigen können, ist eine kleine Sensation.“

Im Jahr 1959 hatte Beuys das grobe Eichentor, die Holzplastik im Inneren und den Turmschacht selbst im Auftrag der damaligen Gemeinde Büderich als Gesamtkunstwerk gestaltet. Heute ist der Alte Kirchturm zudem die einzige Großarbeit von Joseph Beuys, die frei im öffentlichen Raum, außerhalb von Galerie- oder Museumsmauern bewundert werden kann. „Wie später die Idee entstand, den Turm zum Mahnmal umzugestalten, ist nicht dokumentiert“, sagt Stadtsprecher Michael Gorgs zum einzigen Überbleibsel der im Jahr 1891 abgebrannten Pfarrkirche. 1953 habe der Kulturausschuss des Büdericher Gemeinderates einstimmig die Absicht formuliert, ein neues „Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges“ zu schaffen. Von vier Künstlern wurden Entwürfe für die Ausgestaltung des Turms eingeholt. Der folgende Beschluss der Kommunalpolitiker war mutig und aufgeschlossen: „Zwölf Jahre nach Kriegsende schenkte man einem jungen, bis dato weitgehend unbekannten Bildhauer und Mataré-Schüler das Vertrauen: Joseph Beuys.“ Sein Entwurf galt damals als unkonventionell und völlig neuartig, aber er überzeugte — bis heute.

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