Büderich: Öm de Eck spricht man Börker Platt

Zehn Kegelbrüder feiern in Büderich den 70.Geburtstag ihres Klubs.

Büderich. "Er lebe hoch, er lebe hoch ..." - was die zehn Kegelbrüder um Präsident Hans Kösters bei jeder Runde - stets stehend mit erhobenem Glas und der linken Hand in der Hosentasche - singen, hatte am Freitagabend eine ganz besondere Bedeutung. Ihr Klub besteht nun seit stolzen 70 Jahren.

"Einmalig", finden auch die beiden letzten noch aktiven Mitbegründer Franz Gutzen und Lorenz Thoelen. Kurz nach der Schulentlassung war der Alltag des Jahres 1940 für die 14-jährigen Büdericher einfach zu langweilig. So beschlossen sie "öm de Eck" bei Wirt Ludwig Peter zu kegeln.

Daraus wäre aber nichts geworden, hätte nicht Kellnerin Regina Beier die jungen Leute heimlich durch die Hintertür auf die Kegelbahn am Brühl gelassen. "Dabei gab es schon damals strenge Aufnahmekriterien", erinnert sich Gutzen weiter. Nur wer nördlich der Linie Dorfstraße / Necklenbroicher Straße wohnte, war willkommen.

Alles südlich davon galt als "Deutsches Eck" und war feindliches Gebiet. "Heute kommt sogar unser Vorsitzender von dort", benennt Thoelen augenzwinkernd eine ganz neue Weltoffenheit der geselligen Kegeltruppe.

Eine Ausnahme bildeten früher nur die als Gäste gern gesehenen Kapläne sowie Lehrer Vorderwühlbeke. Der ist auch mitverantwortlich dafür, dass "Öm de Eck" bis heute ein rauchfreier Kegelklub ist. Umgangssprache ist allerdings trotz aller Bemühungen der Pädagogen der Volksschule bis heute "Börker Platt".

Knapp drei Jahre nach der Gründung setzte der Weltkrieg dem fröhlichen Treiben zunächst ein jähes Ende, die jungen Männer mussten zur Wehrmacht. Alle zehn Mitglieder fanden sich wohlbehalten - zum Teil erst nach mehrjähriger Gefangenschaft - "öm de Eck" wieder ein.

Nur den kürzlich bei einem Unfall verstorbenen Josef Kox band die Liebe dauerhaft an London. Meist schaffte er es aber, einmal im Jahr zum Kegelabend anzureisen oder zumindest telefonisch eine Runde für seine Kameraden zu ordern.

Die hatten sich zwischenzeitlich auch als eigener Zug in der Jägerkompanie Eintracht etabliert und dort als "Himmelfahrtskommando" bis in die 70er Jahre den Himmel bei der Fronleichnamsprozession getragen.

Anstatt große Reisen zu unternehmen, bleiben die Kegelbrüder bis heute lieber in ihrem Heimatort "Börk" und laden dafür einmal im Jahr ihre Ehefrauen "öm de Eck" zum Essen ein. "Öm de Eck", das ist allerdings schon lange nicht mehr bei Peter, sondern nach dem zweiten Namenswechsel Grotenburgs Börker Brauhaus (vorher Spicker, dann Zur Krone).

Und hier stimmten die fröhlichen zehn Büdericher zum geschätzten 8500. Mal ihr Liedchen zu ihrem wahrhaft einmaligen Jubelfest an.

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