Büderich: Kloster Meer - Die Macht der Nonnen

Irmtraud Richter hat die Wirtschaftsmacht des Klosters Meer zusammengefasst.

Büderich. Monatelang hat sie Archive durchforstet, gesucht, gelesen, entworfen, wieder verworfen und zwischendurch fast den Mut verloren angesichts des Berges, vor dem sie stand. Doch rechtzeitig zum Tag des Denkmals am kommenden Sonntag legt Irmtraud Richter, aktives Mitglied der engagierten Aktionsgemeinschaft Rettet Haus Meer, nun eine Zusammenfassung ihrer Recherchen vor. Ihr Thema: Das Frauenkloster Meer als Wirtschaftsunternehmen.

Das Studium stellte Richter vor eine Herausforderung. Nicht nur, dass die Jahrhunderte unterschiedlich gut dokumentiert sind, auch die Einordnung des Gelesenen in die Zeit fiel manchmal schwer: "Vieles ist aber nur im historischen Kontext verständlich."

Eine wissenschaftliche Abhandlung ist ihre illustrierte Schrift nicht geworden. Locker wird die Entstehung des Klosters (Hildegunde Gräfin von Ahr und Meer unterstellte ihr Schloss Meer dem Erzbistum Köln) erzählt, seine Ländereien aufgezählt, Machtverhältnisse dargestellt.

Die Macht des Klosters und seiner 40 Nonnen - nur vorübergehend wurde eine größere Gemeinschaft geduldet - war durchaus weltlicher Natur. Ein Faktor war der Grundbesitz. Der Kern war im Jahr 1166 der Besitz der Klostergründerin Hildegunde von Gräfin von Ahr und Meer. Jede Nonne, die aufgenommen wurde, brachte 30 Morgen Land als Mitgift ein.

Die wurden bewirtschaftet, Abgaben ans Kloster geleistet, das Erzeugnisse auch auf dem Meererhof in Neuss verkaufte. Einmal jährlich, am Andreastag, mussten die Abgaben auf dem Münkerhof in Krefeld geleistet werden. "Der Münkerhof war zur Verköstigung gezwungen und das wurde oft ein Gelage für die ganzen Familien", berichtet Richter schmunzelnd. "Auch im Mittelalter versuchten die Menschen, einige Festtage rauszuschinden."

Der Einfluss des Klosters ging aber weit über die Agrarwirtschaft hinaus: Es hatte Einfluss auf die Gerichtsbarkeit (und kassierte Bußgelder), vergab Jagd- und Fischereirechte, verfügte über Wald, der Bau- und Brennstoff ebenso lieferte, wie als Weide für die Pferde und Schweine genutzt wurde.

Die Nonnen verkauften Grabstellen, erhielten Stiftungen und gar Reliquien der heiligen Märtyrer Felix und Nabor - laut Meerbuschs Denkmalbeauftragter Rosemarie Vogelsang ein Beweis dafür, wie bedeutend das Kloster im 12. Jahrhundert war.

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