Büderich: „Jetzt ist er endlich angekommen“

Umstrittener Beuys-Kopf von Anatol hat in Büderich eine neue Heimat gefunden.

Büderich. Der Zank um den umstrittenen Beuys-Kopf von Künstler Anatol Herzfeld hat ein Ende. Am Freitag wurde die 2,50 Meter große und zwölf Tonnen schwere Skulptur am Nachmittag zwischen zwei Regengüssen am Rheinufer in der Nähe des Landhauses Mönchenwerth eingeweiht - auf Meerbuscher Hoheitsgebiet, jedoch gehört das Grundstück Düsseldorf.

Die wollte den Findling nicht. Er würde den Qualitätsansprüchen nicht genügen, urteilte der Beirat für Bildende Kunst, und der Kulturausschuss schloss sich dieser vernichtenden Kritik an.

Im Rhein-Kreis Neuss sah man das ganz anders. Mit finanzieller Hilfe der Stiftung Kulturpflege der Sparkasse Neuss und dem Düsseldorfer Heine-Kreis unternahm Landrat Dieter Patt den Versuch, das Kunstwerk für Meerbusch zu gewinnen.

Der neue Standort in Büderich an der Grenze zu Lörick ist durchaus mit Bedacht gewählt. Denn jetzt blickt der Beuys-Kopf auf die andere Rheinseite, wo Anatol vor 36 Jahren seinen damaligen Lehrer und frisch entlassenen Kunstakademie-Professor Joseph Beuys nach der legendären Überfahrt in einem Einbaum abgesetzt hatte.

"Jetzt ist er endlich angekommen", begrüßte Patt den steinernen Koloss, der aus einem Brauenkohlegebiet bei Cottbus stammt und zuvor von der Insel Hombroich mit Mühe nach Meerbusch transportiert wurde.

Patt nannte die Düsseldorfer Kritik "schlimm" und "nicht angemessen" und erinnerte auch an die Spuren, die Beuys mit dem Anti-Kriegs-Mahnmal im Alten Kirchturm in Büderich hinterlassen hat, das jetzt am 21.August 50. Jahrestag feiert. Zudem lebte Beuys - von seinem Lehrer Mataré an die Dückersstraße geholt - viele Jahre in Büderich und hat dort auch auf dem Friedhof ein Kunstwerk gestaltet.

Auch Bürgermeister Dieter Spindler betonte, "dass diese Skulptur jedes Kilo wert ist". Gespannt waren die überwiegend aus dem Kreisgebiet gekommenen Besucher am Freitag auf die Worte von Alexander Fils. Das Mitglied des Düsseldorfer Kunstbeirates zählte zu den wenigen Gästen aus der Landeshauptstadt und nannte die Einladung dann in der Tat auch "ein wenig pikant".

Kunst, über die intensiv diskutiert werde, sei doch die beste, sagte der diplomatisch und sang ein Hohelied auf die nachbarschaftliche Zusammenarbeit von Meerbusch und Düsseldorf - auf Augenhöhe. Das ersparte ihm jedoch nicht eine weitere Diskussion um die Urteilsfähigkeit seines Gremiums direkt im Anschluss.

Mit all der Weisheit eines 78-jährigen Künstlers, der im Verlauf seiner Karriere schon so manches tiefe Tal zu durchschreiten hatte, gab sich Anatol hingegen milde. Hier und da ein kleiner Seitenhieb auf die Kulturkritiker, doch letztlich sei ihm doch der Leitsatz seines ehemaligen Lehrers viel wichtiger: "Jeder Mensch ist ein Künstler" - und genau dieser Spruch ist auch auf die Seite des Findlings eingemeißelt.

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