Büderich: Hoffnung in das EKG des Rückens

Cathérine Zaumseil hat starke Rückenschmerzen. Eine neue Therapie verspricht Abhilfe.

Büderich. Mit zwölf Jahren fing es an bei Cathérine Zaumseil. "Dann wurde es immer intensiver, mit 15 musste ich einsehen, dass es so nicht mehr weitergehen konnte", blickt die heute 17-Jährige auf eine nunmehr fünfjährige Leidensgeschichte zurück. Die ist zwar erträglich und in den Alltag zu integrieren, mindert ihre Lebensqualität aber deutlich.

Statistische 40 Prozent aller Deutschen wissen, wovon die Rede ist: Rückenschmerzen. Ob akut, nur zeitweise oder gar chronisch - ein Allheilmittel gibt es nicht, Behandlungen versprechen in der Regel allenfalls Linderung, ein beschwerdefreies Leben ist die absolute Ausnahme.

Das ist bei Cathérine Zaumseil, die Medikamenten und Spritzen grundsätzlich skeptisch gegenübersteht und die sich "auch nie unters Messer" legen würde, nicht anders. "Ich erinnere mich an Tage, da konnte ich mich überhaupt nicht mehr bewegen, das war wie bei einem Hexenschuss."

Als 15-Jährige (ärztliche Diagnose: Hohlkreuz) hat sie eine dreiwöchige Reha absolviert. "Die Stabilisierungsübungen für Rücken und Bauch haben mir auch sehr geholfen. Doch mit der Zeit habe ich das vernachlässigt, dann wurde es auch wieder schlimmer."

Die Büdericherin ist Leistungssportlerin, spielt trotz ihres noch jungen Alters bei der zweiten Mannschaft des FCR Duisburg in der 2. Fußball-Bundesliga. "Drei- bis viermal die Woche Training, dazu noch am Wochenende ein Spiel, das ist natürlich nicht gerade förderlich für den Rücken.

Während des Sports merke ich das kaum, später dafür aber umso mehr", sagt die Zwölftklässlerin, die das Comenius-Gymnasium in Düsseldorf-Oberkassel besucht. Den Sport aufgeben? Das käme für sie, die während eines Auslandsaufenthaltes in Kanada zusätzlich noch Eishockey spielte und auf Skiern stand, niemals in Frage.

Als Cathérine Zaumseil kürzlich mal wieder beim Orthopäden saß, verwies der sie an eine Praxis in Düsseldorf, wo eine neue Therapie angewendet wird. Die computerunterstützte Physiotherapie verspricht - gestützt auf eine Studie mit 1000 Patienten, die an der Universität in Wuppertal durchgeführt wurde - eine Halbierung der Schmerzintensität.

"80 Prozent der chronischen Rückenschmerzpatienten können auf Linderung, einige sogar auf vollständige Beschwerdefreiheit hoffen", erklärt Jürgen Freiwald von der Uni Wuppertal.

Und in der Tat verspürt auch Cathérine Zaumseil nach einigen Wochen erste Erfolge. "Das Training wird an Geräten durchgeführt, die vergleichbar mit denen eines Fitness-Studios sind. Jedoch sind alle an einen Computer angeschlossen, der elektronische Messdaten liefert, die wiederum aufzeigen, wo meine Schwächen und muskulären Defizite liegen und wie ich meinen auf die Rücken- und Bauchpartie ausgerichteten Trainingsplan abstimmen muss. Es wird quasi ein EKG des Rückens angefertigt", erklärt die Leistungsportlerin.

Die Werte werden mit denen beschwerdefreier Patienten verglichen, so kann der Therapeut bestimmen, wo der Hebel angesetzt werden muss, um vor allem die wirbelsäulenstabilisierende Tiefenmuskulatur zu aktivieren.

Cathérine Zaumseil macht zusätzlich Übungen mit einem Einzeltherapeuten sowie eine Wärmetherapie. Von diesem Paket erhofft sich die Gymnasiastin langfristig eine spürbare Besserung, auch wenn sie sich nichts vormacht: "Rückenschmerzen werden mich wohl immer begleiten. Vor allem bei großer Belastung, wenn ich zu lange stehe oder sitze, kommt der Schmerz irgendwann. Liegen ist am angenehmsten."

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