Büderich: Golfer am Rande des Wahnsinns

Nicht Ostereier, sondern ihren Ball suchen Golfer auch in Büderich öfter, als ihnen lieb ist.

Büderich. Wenn erwachsene Menschen im Golfpark Meerbusch mal wieder verzweifelt Sträucher beiseite schieben, jeden Grashalm einer genauen Untersuchung unterziehen oder gar auf dem Boden kriechend im Sandbunker Tierhöhlen inspizieren, hat das in der Regel nichts mit der Suche nach Ostereiern zu tun. Sie finden vielmehr ihren Ball nicht mehr.

Francis Crouch kennt die Tücken des über sechs Kilometer langen 18-Loch-Platzes in Büderich genau. Bei einem Rundgang über die Anlage mit dem Auszubildenden (Sport- und Fitness-Kaufmann) erkennt auch der Laie schnell: Das scheinbar so mysteriöse Verschwinden des kleinen weißen Kunststoff-Balls hat eigentlich immer eine logische Erklärung.

Der Klassiker: Der Ball verschwindet im See. Befindet er sich über Wasser noch in Ufernähe, würden manche Spieler tatsächlich versuchen, ihn noch zu spielen, um einem Strafschlag zu entgehen, hat Crouch beobachtet. Hin und wieder würden die anderen Bälle aus den Seen geholt, "aber eigentlich nur, wenn sie sich schon am Grund stapeln und für die Fische eine Belastung darstellen".

Besonders heikel ist Loch zehn: Direkt vor dem Grün erstreckt sich ein großer Teich. "Bei so einem Hindernis schlottern schnell mal die Knie. Einige überschätzen sich auch, schlagen aus zu großer Entfernung in der festen Absicht, das Grün mit möglichst wenig Schlägen erreichen zu wollen", erzählt der 23-Jährige.

Als Fallen entpuppen sich oft genug Maulwurfshügel (gibt es zum Glück momentan keine in Meerbusch) oder Löcher im Sandbunker, die zumeist von Kaninchen stammen. Auch in Nestern der Gänse und Schwäne, die in Büderich ihre Heimat haben, landet bisweilen ein Ball. "Da muss man verdammt vorsichtig sein, um das Muttertier nicht zu verärgern", so Crouch, der einen englischen Vater hat, aber in Deutschland geboren wurde.

Eine einzelne Schwanenfeder, die den Ball abdeckt, könne bereits ausreichen, um den Golfer schier in den Wahnsinn zu treiben. Fast schon zu schön, um wahr zu sein, ist dagegen: Das Spielgerät landet direkt im Loch, also da, wo es hin soll. Crouch: "Viele schauen dort aber zuletzt nach, denken, der Schlag sei zwar ganz gut gewesen, aber so gut nun auch wieder nicht, und suchen ungläubig das Fairway ab."

Das Spiel verderben kann einem auch ein abgerutschter Ball in Nähe der Driving Range, wo man aus hunderten den eigenen, etwa mit einer Nummer markierten Ball herausfinden muss. Denn natürlich darf man nur mit diesem auch weiterspielen, ohne eine Strafe zu kassieren.

Ob in Baumwipfeln, im Zaun, unter Sträuchern oder Gänseblümchen, hinter Schildern, unter einem Auto auf dem Parkplatz oder halb verbuddelt in den Fußabdrücken anderer Golfer im Bunker - es gibt unzählige Möglichkeiten für den Ballverlust, der wohl bei jedem Golfer eine Mischung aus Wut, Panik und Versagensängsten auslöst.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort