Bestattungen: Jeder Verstorbene findet Platz

Immer mehr Verstorbene werden in Urnen beigesetzt. Das verändert das Bild auf den Friedhöfen. Weniger Grabfläche wird benötigt.

Meerbusch. Fünf städtische Friedhöfe gibt es in Meerbusch. Eine hohe Zahl, angesichts von etwa 55 000 Einwohnern. Einsparungen in diesem Bereich wären schwierig: Lanker wollen in Lank, Osterather in Osterath beerdigt werden, und auch die Büdericher bleiben in der Regel in Büderich.

Verstorbenen aus den Rheingemeinden und Ossum-Bösinghoven wird selbstverständlich Aufnahme gewährt, doch Auswärtige haben erst in jüngerer Vergangenheit uneingeschränkt Zugang gefunden. „Früher wurden Grabstellen an Auswärtige vergeben, sofern Verwandte in Meerbusch wohnten“, berichtet Bernd Schautz, der Abteilungsleiter Friedhöfe. „Heute erhält jeder, der will, einen Platz. Wir kommen den Leuten gerne entgegen und machen möglich, was geht.“

Diese Freizügigkeit hat einen handfesten wirtschaftlichen Hintergrund: Auch die Friedhöfe sind auf Wachstum programmiert, doch der Trend zur Urnen- oder Wiesenbestattung führt dazu, dass weniger Grabfläche benötigt wird, als noch vor wenigen Jahren angenommen wurde.

Auch die Pflege der Gräber ist nicht mehr selbstverständlich: Nicht immer gibt es Angehörige, die diese Aufgabe übernehmen wollen oder können. Wiesengräber und anonyme Bestattungen bieten eine Lösung: Sie sind für die Hinterbliebenen pflegefrei. „Die städtischen Gärtner kümmern sich“, erläutert Schautz.

Manchmal funktionieren die Systeme nicht wie erwartet. „Grabbesucher stellen oft Blumentöpfe, Kerzen, Grablichte oder Andenken auf Wiesengräber“, erzählt Schautz. Das sei verständlich, aber ein Problem: „Bevor das Stadtgärtnerteam die Fläche mähen kann, muss immer wieder alles abgeräumt werden.“ Mittlerweile ist ein Kompromiss gefunden, der aber noch nicht allerorts angenommen wird: Die Friedhofsverwaltung hat einen Bereich am Rande des Wiesengrabfelds geschaffen, auf dem die Mitbringsel abgestellt werden und bleiben können.

Handlungsbedarf besteht zurzeit auf dem Büdericher Friedhof. Geradezu verwahrlost sei das Areal, gaben Politiker im Ausschuss die Kritik aus der Bevölkerung wieder, der Fluglärm bei den Trauerfeiern unerträglich, die akustische Ausstattung der Kapelle ungenügend. Die Idee eines gläsernen Anbaus, um Trauernde, die innen keinen Platz gefunden haben, vor Lärm und unwirtlichem Wetter zu schützen, wurde wieder verworfen. Die Tonanlage soll jedoch überprüft, eventuell sollen zusätzliche Lautsprecher installiert werden.

Auch die einmal als parkähnlich beschriebene Anlage selbst soll hübscher werden. 25 000 Euro, so Schautz, haben die Politiker aktuell für die Pflege des Büdericher Friedhofs genehmigt. „Die ließ zu wünschen übrig“, sagt Schautz. Ein Grund: Im alten Teil mit seinem alten Baumbestand liegen verstreut 500 Grabstellen brach und müssen von den Stadtgärtnern gepflegt werden. „Viele Angehörigen wollen kein Grab unter den alten Bäumen mit wenig Lichteinfall.“ So seien zunehmend Gräber im neuen Teil des Friedhofs verkauft worden, der alte Teil verwaiste.

Dem Trend wird nun Einhalt geboten: Keine Erweiterung des neuen Friedhofs, solange die Gräber im alten Teil nicht belegt sind, lautet die Richtschnur. „Es wird eine zeitlang dauern, bis alle Stellen vergeben sind“, sagt Schautz. Bis dahin sollen die Brachstellen gesäubert und mit pflegeleichten Bodendeckern bepflanzt werden. „Dann sieht es gepflegt aus.“ Die Bäume, die gefällt würden, seien bruchgefährdet gewesen oder hätten sich in ihrem Wachstum gegenseitig behindert, erläutert Schautz.

Regelmäßig für Unruhe sorgen ansonsten nur die Jäger, die vor allem Kaninchen ins Visier nehmen, die nicht nur Grabschmuck verputzen, sondern durch ihre Buddelei auch Grabsteine ins Wanken bringen könnten. Die Maßnahme stoße nicht bei jedem auf Verständnis, sagt Schautz und berichtet von der empörten Reaktion eines Friedhofsbesuchers: „Würden Sie gern erschossen, wenn Sie zum Essen gehen?“

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