Auf den Hund gekommen

In der Kita Sonnengarten wird Therapiegestützte Arbeit mit Hunden angewendet.

Büderich. Lilli und Ayse können einfach nicht ihre Hände von Tyson lassen. Immer wieder müssen die beiden sechsjährigen Mädchen den Pinschermischling am Hals kraulen. Der neunjährige Rüde bleibt geduldig sitzen und genießt die Streicheleinheit, sein Blick ist jedoch ganz auf Frauchen Martina Peuker fixiert. Bei jedem Schritt, den die Erzieherin macht, folgen ihr die Augen des Hundes.

Tyson und Hundefreundin Beverly, eine fünfjährige Pudeldame, gehören seit kurzem zum Team des Familienzentrums Sonnengarten. Die beiden Vierbeiner wurden als Therapie- und Besuchshunde ausgebildet. Sie bringen Leben in die Einrichtung in Büderich, erfüllen aber vor allem einen pädagogischen Zweck. „Tiergestützte Arbeit“ nennt sich das Konzept.

„Die Nähe zum Tier ist längst nicht mehr in jeder Familie gegeben. Und wir waren uns intern relativ schnell einig, dass die Arbeit mit Hunden eine Bereicherung darstellen könnte“, erklärt Leiterin Eva Rehms.

Zwei Erzieherinnen absolvierten daraufhin mit ihren Hunden die notwendige Wesensprüfung. Der Kontakt zu Tyson und Beverly geschieht jedoch nicht wahllos, sondern ist in ein Unterrichtsmodul eingebettet. Für alle Schulkinder werden sechs Einheiten, die aufeinander aufbauen, angeboten. „Wir haben eine Warteliste eingerichtet, doch die ist auch schon voll“, sagt Rehms.

Was die Kinder im Umgang mit den Hunden lernen können, sei enorm, unterstreicht Annette Theißen, Halterin von Beverly: „Soziale wie kognitive Kompetenzen werden geschult. Die Kinder erfahren, wie sie sich Hunden nähern sollen, dass sie dies aber auch nicht grundsätzlich mit jedem Hund auf der Straße machen können.“

Jugend-Fachbereichsleiter Peter Annacker glaubt, dass Eltern nicht selten in Sorge um ihr Kind Hunden gegenüber eine übertriebene Skepsis an den Tag legen, die schnell in Panik münden kann. „Im Sonnengarten lernen sie langsam, Nähe zuzulassen.“ Es sei darüber hinaus erstaunlich, wie schnell Kinder mit dem Hinweis, der Hund fühle sich gestört, aus Rücksicht ruhig wären.

Beverly und Tyson könnten übrigens sehr wohl zwischen „Job“ und Freizeit unterscheiden. „Wenn ich den Futtergürtel anlege und eine ganz bestimmte Leine nehme, weiß Beverly: Jetzt geht’s zur Arbeit“, erzählt Theißen.

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