Tennis/Blau-Weiss Neuss: Club fühlt sich im Stich gelassen

Der Verein klagt: Die Sponsoren laufen uns weg.

Neuss. Es ist ein harter Kampf, jedes Jahr aufs Neue — nicht nur um den Sieg, sondern auch um Sponsorengelder. „Die Stadt und der Großraum Neuss scheinen keinen sonderlichen Wert auf Spitzensportveranstaltungen zu legen“, mutmaßt Marc Raffel, Sprecher der 1. Tennis-Point Bundesliga und Teammanager des Tennisclubs Blau-Weiss Neuss. „Das Spitzensportangebot in Neuss ist in einem kümmerlichen Zustand und wird von immer weniger Menschen verantwortet.“

Auf den Courts an der Jahnstraße veranstaltet der Tennisclub alljährlich vier bis fünf Heimspiele. „Das Budget dafür lag in den vergangenen Jahren zwischen 200 000 und 250 000 Euro. Jetzt liegen wir mit 170 000 Euro erstmals darunter“, sagt Raffel.

Ein eigenes Sponsorenkonzept sichere Jahr für Jahr ein „echtes Juwel der hiesigen Spitzensportszene“, doch die Stadt und stadtnahen Unternehmen zeigten dem Erfolgsmodell die kalte Schulter, behandelten die „Lichtblicke im Neusser Spitzensport wie lästigen Ballast“, ärgert sich Raffel.

Ob nicht in jeder anderen Stadt über Spendentöpfe konstruktiv verhandelt werde, fragt Raffel. Die Antwort der Stadt Neuss ist deutlich: „Wir unterstützen den Jugendsport des TC Blau-Weiss wie den jedes anderen Vereins und stellen Plätze zur Verfügung“, sagt Sportdezernent Horst Ferfers. „Profisport sponsern wir generell nicht.“

Aus dem Sponsoring für den TC hat sich hat sich in diesem Jahr der Neusser Bauverein zurückgezogen. „Er hat uns 30 Jahre unterstützt. Erst gab es eine Zusage, nur die Höhe sei noch unklar“, sagt Raffel.

Dann habe man sich aus „Budgetgründen“ zurückgezogen. „Dabei hat der Bauverein gerade erst einen Rekordgewinn vermeldet“, ergänzt er. Die Bitte um weiteres Sponsoring hatte vor kurzem den CDU-Fraktionsvorsitzenden Karl-Heinz Baum in Bedrängnis gebracht.

„Unser Sponsoring steht auf drei Säulen“, erklärt Bauverein-Vorstand Frank Lubig. „Das sind Kultur, Brauchtum und Jugendsport. Das ist zielorientierter, Spitzensport passt da nicht hinein.“ Dass der Bauverein seine Entscheidung revidiert, hält Lubig für ausgeschlossen.

Auch die Stadtwerke haben den TC laut Raffel über Jahrzehnte unterstützt — bis jetzt. „Wir haben uns aus wirtschaftlichen Gründen dazu entschieden“, sagt Sprecher Jürgen Scheer. Der Schwerpunkt liege bei der Jugend- und Nachwuchsförderung, soziales Engagement sei wichtig.

„Bei einem Sponsoring des TC Blau-Weiss stimmen Leistung und Gegenleistung nicht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich das ändert“ — etwa, wenn der Sport einen höheren Stellenwert im gesellschaftlichen Leben habe. „Wenn regelmäßig 4000 Leute zusehen, ist das ein anderes Werbeumfeld als bei 800.“

„Ich wünsche der Stadt mit allen verantwortlichen Personen und Strukturen mehr Eintracht und Wir-Gefühl, konzeptionelle Arbeit und Interesse am Spitzensport“, appelliert Raffel.

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