Leichtathletik: Kugel und Diskus treu geblieben

Porträt: Wurfspezialistin Sandra Woiczik vom TSV Bayer Dormagen hat auch mit 18 Jahren noch Spaß an der Leichtathletik.

Dormagen. Bei den Wurfwettbewerben hat der Leichtathletik-Verband seit Jahrzehnten mit einem großen Schwund bei den Mädchen zu kämpfen, wenn diese ein gewisses Alter erreichen. Ab der A-Jugend gibt es daher meist nur noch kleine Teilnehmerfelder. Eine, die sich bei der Wahl ihrer Sportart bisher nicht beirren ließ, ist die 18-jährige Sandra Woiczik.

Mit Kugel und Diskus ist die Dormagenerin zusammen mit ihrer Klassenkameradin Michaela Braun eine der Stützen im Team der LAV Bayer Dormagen / Uerdingen, das auch in diesem Jahr wieder das Finale bei der Deutschen Jugend-Mannschafts-Meisterschaft (23. und 24. September) in Lage erreicht hat.

Schon in der Vorrunde Anfang Mai in Dormagen gegen Bayer Leverkusen sorgte Sandra Woiczik mit guten Weiten für hohe Punktzahlen. Bei den Kreismeisterschaften Ende Mai in Kaarst gewann sie mit der Weite von 11,69 Meter den Meistertitel vor Celia Hagt (DJK Rheinkraft Neuss). Beim Diskuswerfen reichte es hinter Michaela Braun zur Vizemeisterschaft.

Bei den Nordrhein-Titelkämpfen Anfang Juni in Bottrop verhinderte eine Knieverletzung, die sich die Dormagenerin bei einer einwöchigen Klassenfahrt zugezogen hatte, die Teilnahme. Wahrscheinlich hätte die Nordrhein-Meisterin in diesem Jahr sonst Sandra Woiczik geheißen, denn der Titel ging beim Kugelstoßen mit einer Weite weg, die Sandra bei all ihren Wettkämpfen immer geschafft hatte.

Erst bei den Westdeutschen Meisterschaften Anfang Juli tauchte sie in Gladbeck wieder im Teilnehmerfeld auf, nahm aber nur am Diskuswerfen (Rang 17) teil und war mit ihrer Wurftechnik an diesem Tag alles andere als zufrieden. Jedenfalls hatte ihr Coach Peter Kassubek, bei dem sie seit drei Jahren trainiert, später einiges zu kritisieren.

Sandra Woiczik kam vor drei Jahren zur Leichtathletik-Abteilung des TSV Bayer. Bis zu diesem Tag spielte sie erfolgreich als Torhüterin Handball. "Bei den Werfern des TSV Bayer hat es mir aber sofort gefallen, und ich habe mich von Jahr zu Jahr immer weiter verbessert", erzählt sie.

Viermal in der Woche trainiert sie am Höhenberg unter der Anleitung von Peter Kassubek, der von seinen Werferinnen viel Disziplin fordert. Das fällt den jungen Damen nicht immer leicht. "Aber wer Erfolge haben will, muss auch etwas dafür tun", ist die Maxime des Trainers.

Sandra Woiczik hätte nur zu gerne am Wochenende in Ulm an den Deutschen Jugendmeisterschaften teilgenommen. Aber beim Kugelstoßen fehlten ihr leider 19 Zentimeter zur Norm. Und seit ihrer Knieverletzung Ende Mai lief sie ihre Form ein wenig hinterher und war so chancenlos beim Kampf um die Teilnahme für Ulm.

Jetzt kann ihr Ziel nur lauten, sich für die Deutschen Winterwurf-Meisterschaften im kommenden Februar in Düsseldorf zu qualifizieren. Das will sie vor allem mit dem Diskus schaffen. Das nächste große sportliche Ziel in diesem Jahr ist das Jugend-Mannschaftsfinale in Lage im September.

Vor wenigen Tagen überraschte Sandra Woiczik ihre Trainingsgruppe mit der Ankündigung, nach der 12. Klasse die Schule nicht fortsetzen zu wollen. "Ich habe mir das reiflich überlegt, ich war in einem Motivationsloch. Und da komme ich auch nicht mehr raus", erklärt die 18-Jährige, die für diese Entscheidung nur Kopfschütteln erntete, da sie eine Jahr vor dem Abitur stand und sich nun mit der Fach-Hochschulreife zufrieden geben muss.

In der Schule mangelte es Sandra Woiczik ein wenig an Ehrgeiz. Ihr Zeugnisdurchschnitt betrug zuletzt 3,0. Sport war natürlich ihr Lieblingsfach, hier hatte sie eine glatte "eins" auf dem Zeugnis gab. Für ihren Berufswunsch benötigt sie jedoch kein Voll-Abitur: Sie will Physiotherapie und Ergotherapie erlernen. Daher hat sie sich nun für ein freiwilliges soziales Jahr in einer Behinderten-Einrichtung in Grimlinghausen verpflichtet.

"Auf diese Aufgabe freue ich mich sehr, auch wenn ich weiß, dass vieles für mich nicht so einfach sein wird. Ich komme aber mit behinderten Menschen gut klar, bin gerne für sie da", gibt sich Sandra optimistisch vor den nächsten Monaten, in denen sie sich auch in Bezug auf ihr Training umstellen muss. "Ich werde wohl weniger als bisher trainieren können", ahnt sie.

Sandra Woiczik, die gerne Fantasy-Romane liest, hat noch zwei ältere Schwestern, Jana (23) und Nina (22), die früher auch Leichtathletik betrieben haben. Ihr größter Fan ist der Großvater. Aber auch ihre Eltern sind bei wichtigen Wettkämpfen stets dabei und freuen sich mit ihrer Tochter, wenn es neue Bestleistungen oder Meistertitel zu bejubeln gibt.

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