Leichtathletik: Hannah Kramer - „Ich verspüre viel mehr Druck“

Porträt: Mit dem Wechsel von der B- in die A-Jugend steigen für Hannah Kramer die Anforderungen.

Dormagen. Mit Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit gelang es der 18-jährigen Sprinterin Hannah Kramer, sich wieder für die Deutschen Jugend-Meisterschaften in Rhede (7. bis 9. August) zu qualifizieren. Lange Zeit hatte es danach eher nicht ausgesehen, denn diverse Versuche, die Normen bei der A-Jugend zu knacken, gingen immer wieder schief.

Dann gelang es aber doch. Und die Dormagenerin schaffte gleich zwei Normen: Zuerst in Oedt über 200 Meter (25,37 Sekunden) und schließlich auch in Siegburg über 400 Meter (58,40 Sekunden). Hinzu kam noch die Normzeit für die 4x100-Meter-Staffel.

Im Vorjahr hatte Hannah Kramer in der B-Jugend die erforderlichen Normen sehr früh in der Saison erfüllt. Doch in ihrem ersten A-Jugend-Jahr lief nicht alles so glatt, wie es ihr neuer Trainer Stefan Früh - er löste Thorsten Ribbecke ab - sich erhofft hatte.

Natürlich ist in der A-Jugend das Niveau höher. Aber von den jungen Frauen wird auch erheblich mehr an Professionalität verlangt. "Da muss man sich anders organisieren. Es gibt jetzt strenge Tagesabläufe uns so einiges an Pflichten", erzählt die 18-Jährige.

Hannah Kramer, die nach den Sommerferien in der 13. Klasse in der Gesamtschule Nievenheim ihr Abitur anstrebt (Zeugnis-Durchschnitt 2,0), hat so einiges von ihrer früheren Unbekümmertheit verloren. "Ich verspüre jetzt viel mehr den Druck", sagte sie im Mai, als sich der Frust nach schlechteren Ergebnisse anstaute und sich zuweilen auch ihr Körper mit kleineren Verletzungen zu wehren begann.

Doch seit Ende Juni ist für sie die "Norm-Welt" wieder in Ordnung, gelang ihr beim Sprint-Pokal in Oedt doch nicht nur die Normerfüllung über 200 Meter, sondern auch ihr erster Erfolg gegen die ehemalige Holzheimer Sprinterin Carolyn Moll (jetzt ART Düsseldorf), die nicht schlecht staunte, als sie nach 70 Metern plötzlich die Hacken von Hannah Kramer sah.

Eine weitere Steigerung gelang der jungen Athletin in Ulm bei den Deutschen Meisterschaften, wo bereits die Staffelläufe über 4x400Meter ausgetragen wurden. Das Dormagener-Uerdinger Quartett (mit Kramer und Saskia Schmitz) steigerte sich gegenüber den vorherigen Wettkämpfen um über sechs Sekunden auf 3:58,67 Minuten - nur drei Sekunden fehlten schließlich zum Finale.

Mit drei Jahren war Hannah Kramer aus ihrer Geburtstadt Esslingen (Baden-Württemberg) zusammen mit den älteren Brüdern aus der Stuttgarter Gegend an den Niederrhein gezogen. Schon als kleines Mädchen kam sie zum TSV Bayer Dormagen zum Kinderturnen, entdeckte die Leichtathletik aber mit 15 Jahren erst sehr spät. In der Leichtathletikabteilung hatte es ihr sofort gefallen.

Später entwickelte sie sich unter Thorsten Ribbecke zu einer Top-Sprinterin. Zu Jahresbeginn wurde in der Leichtathletik-Abteilung des TSV Bayer umstrukturiert. So bekam sie mit Stefan Früh einen neuen Trainer. In der Schülerinnenklasse (2006) war sie die 100 Meter in 13,2 Sekunden gelaufen, im ersten B-Jugendjahr folgten 12,87 Sekunden, dann im Vorjahr schon 12,50 Sekunden.

Das Training von Hannah Kramer (viermal die Woche) ist derzeit voll auf die Deutschen Jugendmeisterschaften in elf Tagen in Rhede ausgerichtet. Die Schülerin wird wieder über 200 Meter und wie im Vorjahr in Berlin in der 4x100-Meter-Staffel am Start sein - nur eben diesmal bei der A-Jugend.

Inzwischen hat sie sich auch schon Gedanken über ihren künftigen Beruf gemacht. Sie denkt dabei an "Medien-Design" mit dem besonderen Schwerpunkt Film. Und so ganz nebenbei erzählt Hannah Kramer, dass sie früher gerne mit ihren Vettern Filme gedreht habe, die im Familienkreis immer eine staunende Zuschauerschar fand.

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