Handball: TSV leistet großen Widerstand

Der TSV Bayer Dormagen verliert mit 28:35 gegen den Favoriten Leipzig, hält aber lange toll mit.

Dormagen. Jörg Bohrmann brachte die Sache gewohnt kurz und knackig auf den Punkt: „In der ersten Halbzeit haben wir Super-Leipzig gesehen, in der zweiten Halbzeit haben wir Super-Dormagen gesehen. Deshalb war es insgesamt ein sehr gutes Handballspiel.“

Aufs Ganze gesehen boten die sechzig Minuten am Samstagabend den vielleicht besten Handball, seit die Dormagener vor dreieinhalb Jahren die Erste Liga verlassen mussten. Das lag zum einen an den Gästen vom SC DHfK Leipzig, die vor der Pause mit zum Teil Schwindel erregenden Kombinationen bewiesen, dass erfolgreicher Handball durchaus eine ästhetische Komponente besitzen kann.

Das lag aber auch am TSV Bayer Dormagen. Als die Hausherren schier aussichtslos zurücklagen — 14:24 nach 36 Minuten — da packten sie ihr Kämpferherz in beide Hände. Die nun defensiver eingestellte Deckung im Verbund mit dem nach 33 Minuten wieder zwischen die Pfosten gewechselten Sven Bartmann legte den Grundstein, vorne steigerten sich die Dormagener über den Einsatzwillen in einen wahren Spielrausch, dem der Tabellenzweite 20 Minuten lang wenig entgegen zu setzen hatte.

Die Folge: Nach 47 Minuten hatte der TSV den Rückstand bis auf drei Tore (22:25) verkürzt, blieb weitere neun Minuten in Schlagdistanz (28:31, 56.). Und hätte nicht ausgerechnet der bis dahin mit 9/1 Treffern überragende Jo Gerrit Genz mit seinem zehnten Wurf nur den Außenpfosten getroffen, die Partie wäre vielleicht noch vollends gekippt.

So aber wurden die Hausherren zu hektisch — und liefen den dann doch einen Tick abgeklärteren Leipzigern ins offene Messer. Dass die Gäste in den letzten zweieinhalb Minuten wieder bis zum 35:28-Endstand wegzogen, kam selbst ihrem Trainer ein bisschen übertrieben vor: „Der Sieg ist am Ende zu hoch ausgefallen“, sagte Christian Prokop und schickte „Glückwünsche für die kämpferische Leistung und die taktische Einstellung“ an die Unterlegenen hinterher.

Die nahm sein Kollege gerne entgegen, was ihn freilich nicht an einer gehörigen Prise Selbstkritik hinderte: „Am Anfang waren wir viel zu naiv“, gab Jörg Bohrmann zu, weshalb er „in der Halbzeit ziemlich angefressen“ gewesen sei. „Und dass wir dann am Ende doch mit sieben Tore verlieren, hat mir gar nicht gefallen — das müssen wir besser ausspielen.“

Ein Dormagener machte besonders von sich reden: Gerade einmal 19 Jahre alt ist Jo Gerrit Genz. „Er hat heute endlich mal das umgesetzt, was er im Training schon seit langem zeigt“, freute sich Bohrmann über den starken Auftritt des Linkshänders. Weil der damit im zweiten Durchgang Tobias Plaz zum „Bankdrücker“ degradierte, waren Andreas Simon (30) und Dennis Marquardt (29) die Ältesten auf Seiten der Hausherren.

Mangels Alternativen — Jonathan Eisenkrätzer, Sebastian Damm und Pascal Noll saßen verletzt auf der Tribüne — mussten ausgerechnet die beiden durchspielen. „Ich hätte gerne noch mal gewechselt — aber als ich mich auf der Bank umgeschaut habe, war da nix“, sagte Bohrmann.

Vielleicht der Grund, warum am Ende der allerletzte Kick fehlte, die Partie gänzlich zu drehen. Den 1016 Zuschauern war’s herzlich egal — sie feierten die Dormagener trotz der fünften Saisonniederlage mit stehenden Ovationen. Dem ein oder anderen wird dabei durchaus bewusst gewesen sein, dass er einem ganz besonderen Handballabend beiwohnen durfte.

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