Handball/DHC Rheinland: „Das Herz ist herausgerissen“

Der DHC Rheinland steht vor einem kompletten Umbruch. Acht Spieler gehen. Jan-Olaf Immel und Daniel Wernig kommen.

Dormagen. Der DHC Rheinland hat als Nachfolge-Klub des TSV Dormagen ungeachtet der ungewissen sportlichen Zukunft - hält man die Klasse in der 1. oder geht es abwärts in die 2. Bundesliga - die Weichen für die kommende Spielzeit gestellt.

Team-Manager Thomas Dröge stellte vor dem drittletzten Spiel am Pfingstmontag gegen Magdeburg (17 Uhr) nach den bereits bekannten Verpflichtungen der beiden Isländer Sigurbergur Sveinsson (linker Rückraum) und Arni Thor Sigtryggson (rechter Rückraum) jetzt zwei weitere Verstärkungen vor.

Eine trägt einen großen Namen: Jan-Olaf Immel ist zwar bereits 34 Jahre alt, war einst aber Vize-Weltmeister, Europameister und Silbermedaillengewinner bei Olympia. "Wir werden zwangsläufig eine junge Mannschaft haben, da ist etwas Erfahrung zwingend notwendig", sagt Dröge zu dem 2,04 Meter großen und 104Kilogramm schweren Abwehrstrategen.

Immel kommt wie der vierte Neuzugang vom Zweitligisten HSG Frankfurt: Der 22-jährige Daniel Wernig soll die Lücke auf Rechtsaußen schließen. "Er war im Vorjahr Junioren Vize-Europameister und passt in unseren finanziellen Rahmen", so Dröge, der jetzt noch einen Mittelmann sowie einen Kreis-Spieler Kreis sucht. "Gerade diese Position bereitet mir Bauchschmerzen, da werden wir wohl nur im Ausland fündig."

Die finanziellen Turbulenzen im Verein habe eine vernünftige Planung für die kommende Saison erheblich erschwert, bedauert Trainer Kai Wandschneider. "Wir sind viel zu spät dran", so der Coach, der durch kurzfristige Absagen von Spielern wie Nils Meyer, Bobby Schagen (beide Nordhorn) oder Florian Wisotzki (Schweiz) zusätzliche Nackenschläge erhielt.

"Das Herz der Mannschaft wurde mit dem Abgang von Spielern wie Wisotzki, Schindler oder Landsberg herausgerissen. Es gibt keine Führungsspieler mehr. Acht Spieler werden uns verlassen, wir stehen vor einem kompletten Umbruch."

Das Gesicht des DHC Rheinland werde ein erheblich jüngeres sein, "acht von 15 Spielern werden 22 Jahre oder noch jünger sein". Unermüdlich sei er zuletzt zusammen mit Dröge damit beschäftigt gewesen, trotz des abgegrasten Marktes nach adäquatem Ersatz für die Abgänge zu suchen. "Gestern Nacht habe ich mir vier Stunden lang DVDs mit möglichen Kandidaten angeguckt und mich danach an einer Autobahnraststätte mit einem Spielerberater getroffen."

Die Budgetvorgabe von DHC-Geschäftsführer Heinz Lieven, der am 30. Juni einem namentlich noch nicht bekannten Nachfolger Platz machen wird, lasse nun mal keine großen Sprünge zu, erklärt Wandschneider.

Und: "Unser Ruf ist in der Branche natürlich ramponiert. So eine finanzielle Bauchlandung hat in den vergangenen Jahren kein anderer Verein hingelegt." Das gelte jedoch nicht für den rein sportlichen Bereich mit Mannschaft, Trainern oder Fans. "Da genießen wir in Deutschland immer noch viele Sympathien."

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