Ein Abschied und ein Neuanfang

Handball: Bundesligist TSV Dormagen unterliegt nach großem Kampf Frisch Auf Göppingen.

Dormagen. Es war ein bewegender Augenblick: Alle TSV-Spieler kamen Hände fassend und langsam gehend ins Sportcenter, alle trugen das Trikot mit der Nummer 22 - mit dem sonst immer Sebastian Faißt eingelaufen war. Die 2500 Zuschauer applaudierten, viele weinten und erinnerten sich an den jungen Spieler, der in der vorletzten Woche nach Herzversagen gestorben ist. Direkt nach dem Anpfiff hielten die Schiedsrichter das Spiel wieder an. Das war das Zeichen für die offizielle Schweigeminute.

Keine Frage - das erste Spiel nach dem Tod von Sebastian Faißt war für die Dormagener eine besondere Herausforderung. Aber auch die Gäste aus Göppingen wussten nicht, was sie in dieser Situation erwarten würde. "Wir konnten nicht ausschließen, dass sich Dormagen in eine Art Rausch spielen würde", ahnte Frisch Auf-Coach Velimir Petkovic. Tatsächlich präsentierte sich die TSV-Mannschaft mit einer Leistung, die "54 Minuten am absolut oberen Rand ihrer Leistungsfähigkeit lag", wie Trainer Kai Wandschneider später feststellte. In den übrigen sechs Minuten fehlte die notwendige Konzentration, um doch für eine Überraschung zu sorgen.

In der Anfangsphase führte der TSV sogar mit drei Toren, der dritte Treffer von Youngster Tim Henkel in der 21. Minute war aber bereits der letzte zählbare Erfolg in der ersten Hälfte. Mit fünf Toren in Folge konnten die Göppinger sich absetzen und einen komfortablen Vorsprung mit in die Pause nehmen. Es blieb dann beim Dormagener Versuch einer Aufholjagd, weil die für eine Wende notwendige Unterstützung durch die Torleute ausblieb.

Schon das Verhältnis der Paraden von 3:15 belegt die Dormagener Misere - nicht nur in diesem Spiel. Für Wandschneider geradezu ein Phänomen: "Wir haben charakterstarke Torhüter, sie sind selber nicht zufrieden mit ihrer Leistung und fragen sich ständig, woran es liegt." Gleichwohl hätte es noch einmal richtig spannend werden können, wenn nach dem Tor von Szabolcs Laurencz zum 20:24 erst Florian Wisotzki und danach Michiel Lochtenbergh freistehend getroffen hätten. Doch zweimal war es Göppingens Schlussmann Adam Weiner, der nach den Abwehraktionen die Faust reckte.

Am Ende waren beide Trainer einigermaßen zufrieden: "Wir sind zwar nicht richtig ins Spiel gekommen, aber ich wusste, dass ich mich auf die Deckung verlassen kann", sagte Petkovic. "Das war unser mit Abstand bestes Spiel im Jahre 2009", blickt Wandschneider mit Zuversicht auf die ausstehenden Begegnungen, in denen er weiter auf den Nachwuchs setzen will und muss. Denn mit Rechtsaußen Tobias Plaz fällt nach seiner Bandscheiben-Operation ein weiterer Spieler vermutlich bis Saisonende aus. 60 Minuten machte Tim Henkel (21) in Abwehr und Angriff seine Sache ausgezeichnet und bekam ein Sonderlob vom Trainer. "Er hat einen Superjob gemacht."

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