Badminton/Thomas Schotter: Im Reich der Mitte nur gestaunt

Der Badmintonspieler Thomas Schotter hat am Olympiastützpunkt in China am Training teilgenommen.

Osterath. In Nordrhein-Westfalen gehört Thomas Schotter zu den besten Badminton-Spielern seines Jahrgangs. In China jedoch ist er im Vergleich ein kleines Licht.

Das wurde dem 16-Jährigen zwar schon vor dem Antritt seiner Reise ins Land der aufgehenden Sonne prophezeiht, doch so ganz wollte er es wohl nicht glauben, als ein Vereinsmitglied ihm voraussagte, er würde dort sogar gegen ein elfjähriges Mädchen verlieren.

"Aber genau das ist mir dann passiert", räumt der Verbandsligaspieler von Bayer Uerdingen ein. "Im ersten Satz habe ich ganze sechs Punkte gemacht, der zweite war etwas enger. Aber da hat sie mit mir gespielt."

Elf Tage war der Osterather mit fünf weiteren jungen Talenten und seinem Trainer Li Ang, einst selbst ein Weltklassespieler, in Shanghai und Peking, wohnte dort in einem Sportinternat und trainierte dort am Olympiastützpunkt.

"Das ist der absolute Wahnsinn", bleibt ihm auch einige Wochen später noch die Spucke weg, wenn er an das Erlebte zurückdenkt. "Da sind schon die Kinder mit Bleiweste schneller als ich. Sie sind technisch versierter und platzieren die Bälle einfach unglaublich perfekt."

Zwar würde sich das Training prinzipiell nicht sonderlich von dem unterscheiden, was der 16-Jährige hier bereits mit seinem Coach praktiziere, "nur läuft das bei den Chinesen alles viel intensiver ab. Wenn ich eine Übung 30 Sekunden am Stück mache, ziehen die das 15 Minuten ohne Pause durch".

Rund ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Peking hat Schotter von aufkommender Euphorie jedoch nur wenig bemerkt. "Klar, überall hängen Plakate, und Peking ist natürlich eine einzige Baustelle."

Sprachlich habe sich jedoch eine schier unüberwindliche Barriere zwischen den Besuchern aus Deutschland und ihren Trainingspartnern aufgebaut. "Da spricht keiner Englisch. Das mag aber daran liegen, dass die Kinder und Jugendlichen, mit denen wir zusammen waren, noch nicht für eine Medaille infrage kommen."

Stolz präsentiert Schotter dagegen ein T-Shirt, auf dem alle chinesischen A-Nationalspieler unterschrieben haben. Und auch zwei kleine Erfolgserlebnisse werten die gewonnenen Erfahrungen auf: "Gegen zwei Elfjährige habe ich mit einem deutschen Partner im Doppel gewonnen, und gegen eine 21-Jährige nur knapp in drei Sätzen verloren." In China muss man als Badmintonspieler halt bescheiden sein.

Kulturell beschränkten sich Schotters Eindrücke auf die Chinesische Mauer, den Zirkus und das Shaolin-Theater. Nicht vergessen wird er vor allem die hohe Luftfeuchtigkeit und die Essens-Gewohnheiten: "Morgens eine warme Supper und dazu Reis - mittags und abends natürlich auch."

"Manchmal haben die Chinesen sogar Spaß", kann sich der Osterather an ein Spiel beim Training erinnern, "bei dem haben alle einen unglaublichen Lachanfall bekommen". Doch weit eindrucksvoller empfand Schotter die Ernsthaftigkeit, mit der schon Kinder ihrem Sport nachgehen. Ein Beispiel: "Ein Zehnjähriger stürzte und muss sich tierisch weh getan haben. Doch der stand wieder auf, als wäre nichts gewesen."

Kein Wunder, würden in China doch schon Zwölfjährige den ersten Ausrüstervertrag in der Tasche haben und als 13-Jährige mit Badminton ihr Geld verdienen.

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