Tag der Archive: Erinnerungen an das alte Kaarst

Beim Tag der Archive konnten die Besucher einen Blick auf die Archivalien werfen.

Kaarst. Evelyn Seeger (27) beugt sich interessiert über eine Vitrine. Eine Kiste Zigarren aus dem Zweiten Weltkrieg ist dort aufgestellt, alte Rezepte für verschiedene Eistorten, auch ein paar alte Rasierer sind zu sehen. Evelyn Seeger ist gebürtige Kaarsterin, wie auch schon ihre Großeltern und Urgroßeltern.

Beim „Tag der Archive“ im Kaarster Stadtarchiv wollte sie „einfach mal in Erinnerungen schwelgen“. „Besonders spannend finde ich die alten Fotos“, meint Seeger. Dort könne man förmlich nachfühlen wie Kaarst ausgesehen hat, als ihre Großeltern hier lebten und wie es sich mit den Jahren weiterentwickelt hat.

Das fasziniert auch Rolf Weyers, der in Büttgen aufgewachsen ist. Vor allem Bilder von Höfen der Umgebung. „Früher war da nur ein alter Hof und direkt dahinter das Haus meiner Tante“, beschreibt Weyers eines der gezeigten Bilder und bedauert, dass so viele der Höfe inzwischen abgerissen wurden.

Bereits zum sechsten Mal wurde deutschlandweit der Tag der Archive ausgerufen, diesmal unter dem Motto „Feuer, Wasser, Krieg und andere Katastrophen“. Das Stadtarchiv im Keller des Kaarster Rathauses griff das Thema auf und präsentierte im Foyer Infotafeln zum Truchsessischen Krieg (1582-1589), dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) und dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763), die erläuterten, welche Auswirkungen die Kriege auf Kaarst und seine Umgebung hatten.

Höhepunkt der Ausstellung waren die Vitrinen mit Gegenständen, die dem Archiv in den letzten zwei Jahren als Schenkungen anvertraut wurden. Obwohl das Stadtarchiv in erster Linie ein Verwaltungsarchiv ist, hat Leiter Peter Brinkmann ein großes Interesse daran, zeitgeschichtliche Sammlungen aufzubauen. „Ich finde es immer sehr schade, zu hören, was die Leute alles wegwerfen“, bedauert Peter Brinkmann.

Das älteste Stück des Stadtarchivs ist eine Grundbesitzakte von 1660. Sie wurde erstellt, um die Besitzverhältnisse nach dem 30-jährigen Krieg zu erfassen. Neben Schriftstücken der Stadtverwaltung finden sich auch Zeitungen und Zeitschriften, Nachlässe, Flugblätter, Briefe und Postkarten. Besucher können aber auch zahlreiche Film-, Video- und Fernsehaufzeichnungen im Archiv einsehen.

Den Aktionstag nutzt Brinkmann gern, um beim Publikum neue Anreize für die Beschäftigung mit den Archivalien zu schaffen. Die Arbeit des Archivars sei so vielschichtig und die Bandbreite der Gegenstände, mit denen er sich befasse, einfach riesig. „Geschichte ist nicht tot, sondern sehr lebendig, und es freut mich zu sehen, dass die Besucher großes Interesse daran zeigen“, meint Brinkmann.

Die zahlreich erschienen Besucher stellten nicht nur interessierte Fragen, sondern kamen untereinander schnell ins Gespräch und konnten so ihr Wissen miteinander teilen. So wurde der Tag der Archive für viele zu einer rundum gelungenen Veranstaltung.

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