Stürmische Jagd aufs Wetter

Sebastian Günther (25) ist „Sturmjäger“. Er betreibt eine eigene Wetterstation.

Kaarst. „Sie wollen bestimmt als Erstes wissen, wie das Wetter in den kommenden Tagen wird“, sagt Sebastian Günther mit dem Lächeln eines Eingeweihten. Der 25-Jährige beobachtet die Natur rund um Kaarst seit mehr als sechs Jahren mit Hilfe seiner privaten Wetterstation.

Als „Stormchaser“, also „Sturmjäger“, der Fotos und Untersuchungen von Gewittern macht, hat er auch immer die Vorhersagen im Blick. Er ist deshalb sogar als Experte gefragt — bei Freunden, die auf Radtour gehen wollen ebenso wie bei der Stadt Kaarst, die ihn alljährlich nach der Vorhersage zum Stadtfest Kaarst Total befragt.

Angefangen hat bei Sebastian Günthers Hobby alles mit der Faszination, das Wetter nicht beeinflussen zu können. „Das macht allein die Natur. Wir können nur schauen, was dabei passiert“, sagt Günther. Das Wetter — das heißt bei der am Dach des Elternhauses angebauten Wetterstation erstmal Daten, Zahlen, Fakten.

Seit April dieses Jahres hat der gelernte Elektrotechniker sage und schreibe 200 000 Zeichen im Datensatz gesammelt. Temperatur, Luftdruck, Geschwindigkeit von Windböen oder Niederschlag werden aktuell auf der Internetseite seiner Wetterstation angezeigt. Dazu kommen etliche Statistiken aus der Vergangenheit: Wie ist das Wetter im Vergleich zu Sonntag, wie war es im vergangenen Monat, wie im Jahr 2012? Alles wird per Diagramm dargestellt.

Die Aufzeichnungen macht ein Mini-PC, der an die Basisstation der Messgeräte angeschlossen ist. Die Daten werden von draußen per Funk übertragen. Und auch wenn Sebastian Günther seit Oktober vergangenen Jahres nicht mehr bei seinen Eltern wohnt, so geht die Wetterüberwachung in Kaarst trotzdem weiter. Bis auf Wartungsarbeiten läuft alles automatisch.

Sebastian Günther hat schon einige Wetterphänomene beobachtet. Im August hatte er noch einen „ganz normalen Sommer“ auf seiner Seite vermeldet, ehe im August mit 37,8 Grad der bis dato höchste Temperaturwert seit Bestehen der Station gemessen wurde. Der Kälterekord wurde im Januar 2009 gebrochen: minus 13,7 Grad. Im Mai 2008 hat ihn morgens um fünf Uhr ein Hagelunwetter aus dem Bett geholt, das er gleich auswertete.

Nervenkitzel bietet das „Stormchasing“. Sebastian Günther bewertet Gewitter für den Verein Skywarn und fotografiert sie — alles von außen. Einmal kam er allerdings unter eine Superzelle, eine rotierende Gewitterwolke, aus der auch Tornados entstehen können. „Das ist gigantisch, da flattert einem das Herz. Es war ein ziemlicher Sturm“, erinnert sich Günther.

Und wie sind nun die Aussichten für die kommenden Tage in Kaarst? Von Superzellen erstmal keine Spur: „Es wird kalt mit Niederschlag. Bodenfrost ist möglich.“

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