Größter Sportverein der Stadt SG Kaarst lässt Senioren nicht allein

Kaarst. · Viele ältere Mitglieder des größten Sportvereins im Stadtgebiet fühlen sich einsam. Die wöchentlichen Sportkurse und das Beisammensein mit Gleichgesinnten fehlen ihnen. In Telefonaten leisten die SG-Mitarbeiter Aufbauarbeit.

 Sigmar Thieme, Vorstandsmitglied der SG Kaarst, und seine Mitarbeiter in der Geschäftsstelle halten Kontakt vor allem zu älteren Mitgliedern.

Sigmar Thieme, Vorstandsmitglied der SG Kaarst, und seine Mitarbeiter in der Geschäftsstelle halten Kontakt vor allem zu älteren Mitgliedern.

Foto: SG Kaarst

Allein im November haben die Mitarbeiter der SG Kaarst rund 300 Gespräche geführt, bis heute sind weitere 150 dazugekommen: Der größte Kaarster Sportverein hilft in der Corona-Krise vor allem den älteren Mitgliedern, die sich einsam fühlen. Die Mitarbeiterin der Rezeption und die Trainer des Sportzentrums sprechen den älteren Menschen Mut zu. „Unsere Mitarbeiter haben die Senioren angerufen und gefragt, wie es ihnen geht und sie diese ungewöhnliche Zeit erleben“, beschreibt Claudia Hoff, die in der Mitgliederverwaltung der SG arbeitet, die Erlebnisse. Die Dauer der Gespräche variiert dabei ziemlich stark. „Mal dauert es wenige Minuten, mal eine ganze Stunde“, erzählt Anke Janowitz, Bereichsleiterin der Rezeption, die eine Vielzahl dieser Telefonate geführt hat.

Es komme immer auf die Themen an und darauf, was den Senioren auf dem Herzen liegt. Nur eins ist klar: Die Mitarbeiter der SG nehmen sich so viel Zeit wie nötig ist, um den Senioren ein gutes Gefühl zu vermitteln. „In sehr vielen Gesprächen wurde berichtet, wie einsam die Menschen zu Hause sind“, sagt Janowitz. Auch der Tod spielte in einigen Telefonaten eine Rolle. „Leider sind auch nahe Verwandte und Ehepartner kürzlich verstorben“, bedauert Janowitz. Natürlich wurde auch über den eingeschränkten Kontakt zu Familienmitgliedern gesprochen und die ausgefallenen Sportstunden. Dadurch hat sich die Wochenstruktur der Mitglieder stark verändert.

Das weiß auch Sigmar Thieme, selbst bei der SG aktiv und gleichzeitig im Vorstand des Vereins. „Auch ich merke, dass meine Beweglichkeit verloren geht“, sagt er. Was ihm und den meisten Mitgliedern auch fehlt, ist das Gemeinschaftsgefühl und das Beisammensein nach dem Sport. Auf die Anrufe habe der Verein ein sehr positives Feedback erhalten. „Solange wir das bewährte Sportprogramm nicht anbieten können, möchten wir gerne auf diese Weise Kontakt mit unseren Mitgliedern halten“ erklärt Thieme. Allerdings versucht die SG, nicht im Stillstand zu verharren, sondern zumindest etwas Positives aus der Pandemie mitzunehmen.

So haben sich neue Angebote ergeben wie Online-Sport über die Video-Plattform „Zoom“, die zur gewohnten Trainingszeit stattfinden. Wöchentlich finden Wirbelsäulen-Gymnastik-Kurse mit Trainerin Angela Hillebrand statt, die die Senioren zuvor an die Technik herangeführt hat. Hillebrand hält engen Kontakt zu ihren Trainingsgruppen und motiviert die Mitglieder mit Trainingsvideos, die sie per E-Mail oder WhatsApp verschickt. Auch ruft sie regelmäßig Teilnehmer an, die allein zu Hause sind.

Ähnlich arbeitet Andrea Görnemann, Trainerin für Wassergymnastik und Nordic Walking. Auch sie ermuntert die Teilnehmer ihrer Kurse zweimal wöchentlich mit einem Bewegungsvideo, zu Hause zumindest ein bisschen was zu machen, um nicht komplett einzurosten. In der Weihnachtszeit hatte sie sogar eine Art Adventskalender mit Rätseln, Geschichten, Bastel- und Rezepttipps täglich an die Mitglieder geschickt. Im geschützten Mitgliederbereich auf der SG-Homepage sind viele Nutzer unterwegs und schauen sich dort die Trainingsvideos an. Außerdem bietet die SG ab sofort eine Hilfestellung bei Fragen zur Vereinbarung von Impfterminen für die Ü80-Jährigen an.

„Gerne möchten wir im Rahmen unserer Möglichkeiten dazu beitragen, die Mitglieder gut durch den Lockdown zu bekommen. Wir wünschen uns, dass das für Februar geplante Zoom-Kursprogramm des Sportzentrums Mitte auch von unseren Senioren genutzt wird“, erklärt Hoff. Sigmar Thieme ist den Mitgliedern dankbar, die dem Verein trotz der Corona-Pandemie die Treue halten und hofft, dass bald wieder zumindest in kleinen Gruppen trainiert werden kann. „Die älteren Menschen brauchen den Sport und die Bewegung genau so wie das Zusammentreffen mit anderen“, sagt er.

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