Rat will Regal von RWE nicht

Absage an Konzern, der Kaarst ein öffentliches Bücherregal spendieren wollte.

Kaarst. Die Idee klingt gut: Man platziert an einem zentralen Ort einer Stadt ein wetterfestes Bücherregal samt Lesestoff. Passanten können sich Bücher unentgeltlich, anonym und ohne Formalitäten ausleihen, sollen diese auch wieder zurückbringen oder den Schrank zumindest mit anderen Büchern füllen. Doch was in Düsseldorf, Bonn oder auch Hilden funktioniert, wird es in Kaarst nicht geben. Der Rat sprach sich bei nur einer Ja-Stimme und fünf Enthaltungen gegen die Aufstellung eines solchen Bücherregals am Maubiszentrum aus.

Das hatte vor allem zwei Gründe: Zum einen werde die Arbeit in den öffentlichen Büchereien konterkariert, so der Tenor. Zum anderen hatte die Mehrzahl der Kommunalpolitiker aber vor allem Bauchschmerzen, dass der Konzern RWE bereit war, den 6600 Euro teuren Schrank zu sponsern und für vier Jahre zu warten, dafür aber sein Logo an der Regalwand sehen wollte. Eine solche Werbefläche wollte man RWE jedoch nicht einräumen.

Die Idee ins Spiel gebracht hatte der Verein Anthemon K51, der einen entsprechenden Antrag bereits im Januar an die Sparkassenstiftung Kaarst-Büttgen stellte. Dieser Verein wiederum war den Kaarster Büchereien suspekt. „Anthemon K51 ist niemandem bekannt, und wir fragen uns natürlich, wer dahintersteckt. Unsere Befürchtungen gehen dahin, dass ein unkontrollierter Lesestoff, welcher Art auch immer, in unserer Stadt in Umlauf kommen kann“, schrieb Annette Jung stellvertretend für den Bücherei-Verbund in Kaarst in einem Brief an die Verwaltung. Darüber hinaus sei das Stadtgebiet ausreichend mit Büchereifilialen versorgt und ein gut sortiertes Leseangebot somit gewährleistet.

Dass man mit dem öffentlichen Bücherschrank Konkurrenz heraufbeschwöre, verweist die Verwaltung, die eine Aufstellung befürwortet hätte, in ihrer Stellungnahme jedoch in den Bereich der Fabel: „Die Büchereien verfügen in ihren Räumlichkeiten über ein wesentlich vielfältigeres Angebot. Das Angebot des relativ kleinen Bücherschranks hingegen lebt von den Nutzern, die Bücher einstellen, um sie anderen Lesern anzubieten.“

Dass der freie Buchhandel das Thema gelassener sieht, beweist Frank Thelen von der Buchhandlung am Maubishof, der sich für den Bücherschrank als Pate angeboten hätte.

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