Kultur in Kaarst Comedienne Tahnee sorgt für Hupkonzert

Kaarst. · Zum Abschluss trat Tahnee auf die Bühne. Die Heinsbergerin begeisterte ihre Fans so, dass das Ordnungsamt drohte, die Veranstaltung wegen der Huperei abzubrechen. Kulturmanager Dieter Güsgen hätte sich mehr Zuschauer gewünscht.

Die Drive-in-comedy auf dem früheren Ikea-Gelände ist Geschichte. Am Samstag fand die letzte der insgesamt 16 Kleinkunstveranstaltungen dort statt, wo früher Ikea-Kunden parkten. Tahnee erwies sich als Wirbelwind mit vielen Talenten. In diesem Jahr ist die Comedienne mit dem Bayrischen Kleinkunstpreis ausgezeichnet worden. Die Besucher in ihren Autos drückten so oft begeistert auf die Hupe, dass ein Abbruch der Veranstaltung in der Luft lag.

„Vulvarine“ heißt das zweite Soloprogramm der Kleinkünstlerin, die 2016 die Moderation des fast schon legendären Formats „NightWash“ übernommen hatte und die am Montag um 22.15 Uhr in der ZDF-Sendung „Die Anstalt“ zu sehen sein wird. Ihre Offenheit und ihre Spielfreude sind ihr Markenzeichen. Besonders glänzt Tahnee immer dann, wenn sie bekannte und unbekannte Menschen parodiert. Sie begeistert aber auch mit ihren Geräuschen, erinnert dabei ein bisschen immer auch an Nina Hagen. Sie positioniert sich als eine junge Frau, die sich herausnimmt, das zu tun, was ihr Spaß macht und alles andere zu lassen. Indirekt macht sie anderen Menschen Mut, ihr eigenes Leben zu leben.

Und die Heinsbergerin beweist, dass ihre Region mehr zu bieten hat als nur den Corona-Virus. Dass sie auf Frauen steht, daraus macht sie kein Geheimnis. Das „erste Mal mit einem Typen“ sei zugleich auch das letzte Mal gewesen.

Der rothaarige Wirbelwind parodiert Nervensäge Heidi Klum ebenso wie ihre frühere Ballettlehrerin Irena Kostova aus Bulgarien mit dem rollenden „R“. Manchmal erinnert sie an eine Hexe aus einem Märchen. Ein Anliegen ist es Tahnee, gegen Schubladendenken anzukämpfen. Sie knüpft sich Ausländerfeinde vor, indem sie dem Publikum vor Augen führt, was alles fehlen würde, wenn es Ausländer nicht gäbe. Ihr Appell: „Wir brauchen mehr Selbstakzeptanz.“

Mitarbeiter des Ordnungsamtes mussten zwischendurch eingreifen: Auf den beiden riesigen Leinwänden war einmal nicht Tahnee zu sehen, sondern die Aufforderung „Nicht mehr hupen – Ordnungsamt“ zu lesen. Die Fans gaben erst Ruhe, als der Zusatz „Keinen Abbruch riskieren“ erschien.

Von 16 Veranstaltungen
waren nur vier ausverkauft

Dieter Güsgen war rückblickend nicht so ganz zufrieden: „Von 16 Veranstaltungen waren nur vier ausverkauft, nämlich Torsten Sträter, Jürgen Becker und die zwei Termine mit Kasalla.“ 160 Autos waren am Samstag vorgefahren, im Durchschnitt waren es 181. „Wir hatten mit 220 Autos gerechnet“, gestand Güsgen. Dass die Resonanz nicht ganz so groß war wie erhofft, stimme ihn zwar ein wenig traurig, aber gleichwohl seien es „sechs tolle Wochen gewesen“. Über die sozialen Medien seien „mindestens 500 000 Menschen erreicht worden“. „Das ist gut für“s Image der Stadt Kaarst“, ist sich der Kulturmanager sicher.

Verlängert werde die Reihe, die es zunächst nur in Kaarst gegeben habe, aus mehreren Gründen nicht. „Das liegt zum einen an der wachsenden Konkurrenz mit Veranstaltungen, die wie Pilze aus dem Boden schießen, zum anderen hat es massive Lockerungen gegeben, die Menschen können wieder deutlich mehr Kulturangebote wahrnehmen als noch vor sechs Wochen, als wir begonnen haben“, erklärte Güsgen.

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