Mark Koll Kaarster lebt für die Musik

Kaarst. · Wenn in Kaarst Musik gemacht wird, fehlt er selten: Mark Koll ist eine echte Institution.

Eigentlich ist die Öffentlichkeit nicht so sein Ding. Mark Koll arbeitet lieber im Hintergrund, ohne im Rampenlicht zu stehen. Doch an diesem Tag öffnet er die Türen seiner Musikschule und führt durch seine Räume: ein Lernzimmer für die Schüler, einen Innenhof, in dem die Bands feiern können, ein Therapiezimmer, wo Schüler mit ADHS oder anderen Behinderungen besonderen Unterricht von Musiktherapeuten erhalten. „Ich habe ein paar blinde Schüler und einige mit gröberer Behinderung. Da ich aber keine Ausbildung als Therapeut habe, gehe ich ein bisschen anders an die Sache ran. Bei mir gibt es immer einen Lerneffekt“, erzählt Koll. Dreimal in der Woche wird das Therapiezimmer ganztägig genutzt, auch Seminare werden dort angeboten. In einem Vorraum stehen Aquarien. „Nein, das ist nicht mein Hobby“, sagt Koll: „Für die Schüler ist das besser als ein Bild. Das hat einen therapeutischen Zweck“, sagt er. Die Arbeit mit behinderten Menschen liegt ihm sehr am Herzen. „Ich habe das Gebäude mit dem Therapiezimmer vom Erbe meiner Eltern gekauft. Es ist nicht mein Ziel, mit der Schule reich zu werden, ich möchte Menschen fördern, dazu gehören auch Behinderte“, sagt Koll.

Koll, gebürtiger Leverkusener, lebt seit 21 Jahren in Kaarst. Vorher arbeitete er beim WDR und in einer Musikschule in Leverkusen. Er liebt die Domstadt noch immer, aber arbeiten möchte er dort nicht mehr. „Ich habe gemerkt, dass es in so einer Stadt wie Köln sehr schwierig ist, Menschen noch zu begeistern“, sagt er. Als eine Musikschule aus Kaarst anklopfte, sagte Koll zu.

Rund 50 Projekte hat Koll pro Jahr – also eins am Wochenende

Anfangs gab es 60 Schüler, mittlerweile knapp 500. Das grenzt schon an eine kleine Meisterleistung. Alleine kann er die Schule nicht mehr betreiben, deshalb hat er seine Lebensgefährtin Martina Zimmermann mit ins Boot geholt, die ihm den Rücken freihält. Koll hat eine Vision. „Es gibt in Kaarst sehr viele Menschen, die unentdecktes Talent haben. Das sind Wohnzimmerkönige. Ich finde es klasse, wenn ich Menschen mit so einem Talent finde und andere daran teilhaben“, sagt Koll. Zwölf Jahre lang hat Koll studiert, am wenigsten davon Musik. „Ich bin kein Virtuose. Ich war nicht gut und faul. Ich habe nicht geübt, war aber immer interessiert am Spielen“, gibt er zu. Neben Musik studierte der 58-Jährige noch Physik. „Das fand ich sehr interessant, vor allem Phonetik“, sagt er. Auch der passionierte Musiker hat eine Lieblingsmusik: „Jede Art von Klassik. Klassik und Jazz“. Rund 50 Projekte hat Koll pro Jahr – also eins am Wochenende. Ob Benefizkonzerte im Bebop, Weihnachtsmärkte oder Auftritte bei „Kaarst total“ – Koll ist omnipräsent. Mit seiner Band „in between“ hat er rund 20 Auftritte im Jahr.

Ob er noch einmal aus Kaarst wegziehen will, zurück in seine Lieblingsstadt Köln? „Nein, das werde ich nicht mehr“, sagt er. Er genießt die Nähe zu allem, kommt aber zu selten dazu, das auszunutzen. „Wir sind gefangen in unserer Arbeit“, stellt er fest.

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