Podiumsdiskussion in Kaarst Der Einzug der Roboter in die Altenpflege

Kaarst. · Zwischen Menschlichkeit und Robotereinsatz: Diskussion um die Zukunft der Pflege

Der demografische Wandel, Pflege im Alter, Mangel an Pflegekräften und die Kosten: Über diese Probleme, für die es noch keine optimalen Lösungen gibt, sprachen die Liberalen Senioren mit Experten bei einer Podiumsdiskussion in der VHS Kaarst. Elisabeth Keldenich moderierte die Veranstaltung, bei der Werner Schell, Dozent für Pflegerecht und Vorstand vom Selbsthilfe-Netzwerk „Pro Pflege“ und Dirk Heinrich Heuer, Pfleger und Vorsitzender der Liberalen Senioren im Bezirk Braunschweig-Wolfsburg, ihre Sicht der Dinge darlegten. Ein ungewöhnlicher Gast war Pepper: Mit dem Roboter wurde die Digitalisierung und die – mögliche – Zukunft im Bereich der Pflege vorgestellt.

Zuerst begrüßte Beate Kopp, Regionalbeauftragte der Liberalen Senioren, alle Gäste – und natürlich Pepper. Die Pflege im Alter sei „ein ernstes Thema“ und die Liberalen Senioren sehen die Digitalisierung als Chance. Kopp stellte Pepper Fragen, welche der Roboter beantwortete. Pepper lachte und wirkte lebendig, auch wenn die Befehle von einem Mitarbeiter im Raum in den Computer eingegeben wurden.

Vorteile und Möglichkeiten der Digitalisierung diskutiert

Stephan Schneider, Senior Manager Public Affairs bei Vodafone in Düsseldorf, übernahm das Wort und stellte die Vorteile und Möglichkeiten der Digitalisierung dar: Autonomes Fahren, Spezialisten, die bei komplizierten Operationen nicht mehr eingeflogen werden müssten, sondern aus der Ferne über ein Netzwerk die Vorgänge überwachen und steuern können.

Pepper funktioniert ähnlich wie Alexa. Der Roboter kann über Apps und Computer gesteuert werden, Angehörige hätten sogar die Möglichkeit, durch seine Augen zu sehen und mit der pflegebedürftigen Person zu interagieren. Als Beispiel wurde Japan genannt, wo Roboter bereits im Pflegebereich arbeiten – beispielsweise das Essen bringen. Wo aber bleibt die Menschlichkeit? Ältere Menschen hätten es verdient, dass eine Person sich um sie kümmert und sie menschliche Wärme spürt, sagte eine Zuschauerin. Schneider antwortete, dass ein Roboter den Menschen nicht ersetzte, aber hilfreich sein kann.

Das Pflegepersonal ist überlastet, in diesem Punkt waren sich die Teilnehmer einig. Die Vorschläge der Politik, Kräfte aus dem Ausland zu holen oder 13000 neue Stellen zu schaffen, seien ungenügend. Dirk Heinrich Heuer brachte es auf den Punkt: Es gäbe zwar Ideen, aber keine eindeutige Ausführung. Als Pfleger in Deutschland müsse man die Sprache beherrschen. Zu schnell können Kommunikationsfehler mit weitreichenden Folgen passieren. Für Werner Schell müssten es statt 13 000 sogar 130 000 neue Stellen geben und mehr Geld in diesen Sektor fließen.

Ein Gast begründete die Lage mit einem „kompletten Versagen der Politik über Jahrzehnte“. Aber nicht nur die Politik, sondern auch die Gesellschaft wurde kritisiert. Sie sei „zu egoistisch“, merkte ein Zuschauer an. Roboter wie Pepper können hilfreich sein, aber die Gesellschaft dürfe die Menschlichkeit nicht verlieren und die Politik muss klare Lösungen finden. In den Niederlanden würden Pflegenetzwerke in den Kommunen aufgebaut. Das könnte sich Deutschland zum Vorbild nehmen. Im Bereich Pflege im Alter ist jeder gefordert.

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