Gabriele Görres aus Kaarst Auf dem Kerzenmarkt steigen die Preise

Kaarst · Gabriele Görres erfüllt ihren Kunden alle Wünsche. Die Wachszieherin führt eine Kerzenmanufaktur in Kaarst und steckt viel Herzblut in ihre Arbeit. Die steigenden Preise beobachtet sie allerdings mit großer Sorge.

 Gabriele Görres mit einer ihrer selbst gemachten Kerzen. In ihrer Manufaktur am Steinweg versucht sie, jeden Wunsch der Kunden auch wirklich zu erfüllen.

Gabriele Görres mit einer ihrer selbst gemachten Kerzen. In ihrer Manufaktur am Steinweg versucht sie, jeden Wunsch der Kunden auch wirklich zu erfüllen.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Die Taufkerze ist wunderschön gestaltet: einen Lebensbaum mit rosa und goldenen Blättern umtanzen Schmetterlinge, der Stamm besteht aus fein gearbeiteten Goldlinien und oben leuchtet ein farbig passendes Kreuz. Im Regal daneben fallen bunte Regenbögen auf individuell gearbeiteten Kommunionkerzen ins Auge und Osterkerzen warten auf Abnehmer: In der Kerzenmanufaktur von Gabriele Görres bleiben keine Wünsche offen, denn die Wachszieherin setzt das um, was den Kunden
gefällt.

Görres übt ihren Beruf mit Herzblut, Liebe zum Detail, künstlerischer Freiheit und Feinschliff aus – und auf der Basis von Paraffin, dessen akute Lieferengpässe die Kerzenpreise in die Höhe schnellen lassen. „Paraffin ist ein Abfallprodukt der Schmierölindustrie“, erklärt Görres. In Pulverform bildet es die Grundlage für Opferlichter als Teelichter, wie sie in Kirchen beispielsweise zur Osterzeit verwendet oder als Bittkerzen vor Marienaltären entzündet werden. In Plattenform wird das Paraffin bei 55 Grad geschmolzen und zu „normalen“ Kerzen gegossen.

Die inzwischen aufgetretenen Probleme bei der Beschaffung von Paraffin haben vielfältige Gründe, wie Christiane Winkler von der Geschäftsstelle der Kerzeninnung erklärt: „Die aktuelle Versorgungssituation in Europa ist sehr angespannt. Die für die Kerzenindustrie eingesetzten Rohstoffe sind deutlich teurer geworden“.

Gabriele Görres setzt auf individuell gestaltete Kerzen

Die Ursachen betreffen den hohen Erdölpreis und „reichen von geringeren Produktionskapazitäten in einzelnen Raffinieren, gestiegenen Rohstoffkosten bis zu fehlenden Transportkapazitäten aus China mit dadurch bedingten stark erhöhten Transportkosten für Seefracht“. Bemerkenswert ist, dass gleichzeitig der Kerzenverbrauch seit Beginn der Pandemie gestiegen ist – die Menschen waren einfach mehr zu Hause. Und Kerzenlicht, das von einer besonders schön gestalteten Kerze ausgeht, spendet eben Trost und Kraft – jetzt noch aktueller in Zeiten des Ukraine-Krieges.

Das beobachtet auch Gabriele Görres – gleichzeitig sieht sie die Preisentwicklung mit Sorge: Sie hat 1991 den Betrieb von ihrem Vater übernommen, aber in 30 Jahren noch nie eine so schnelle Preissteigerung erlebt. Als kleiner Betrieb braucht sie keine „Riesenmengen“ und ein befreundeter Kollege bestellt ihr Material mit. Aber nun haben die Preise kräftig angezogen: im vergangenen Jahr bereits um 15 Prozent und im Februar zusätzlich um 20 Prozent, berichtet Görres. „Und die nächste Lieferung könnte wieder 20 Prozent teurer werden“, mutmaßt sie. Derzeit bestellt sie alle drei Monate möglichst viel, da die Preise völlig instabil seien: „Planen und Kalkulieren ist schwierig geworden“, sagt die 59-Jährige. Ihre Kerzen werden sukzessive teurer, was von den Kunden (noch) toleriert wird. Sie versucht alles, um die Preise möglichst niedrig zu halten: Sie nimmt Papier, Hüllen und Kartons, in denen die Kerzen bis zum Gebrauch ruhen, zur Wiederverwendung zurück. Aber Gabriele Görres Augen strahlen, wenn sie über ihre Arbeit erzählt: „Ich mache das einfach sehr gerne“, sagt sie. Sie setzt anstatt auf Massenware auf individuell gestaltete Kerzen und freut sich über jede, bei der sie ihre Kreativität unter Beweis stellen kann. Für die Gestaltung einer Kerze braucht sie rund eine Stunde. „Und bitte nicht später nur angucken, auch abbrennen“, sagt sie und
lacht.

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