Interview mit Thomas Schröder „Festablauf ohne Frauen ist nicht möglich“

Thomas Schröder aus Vorst ist neuer Bundesmeister des Bezirks. Im Interview spricht er über seine Pläne.

 Vergangenheit und Zukunft auf einem Bild: Andreas Kaiser (rechts) steht an der Seite von Thomas Schröder, seinem Nachfolger als Bezirksbundesmeister. Schröder sagt, dass er in große Fusstapfen tritt.

Vergangenheit und Zukunft auf einem Bild: Andreas Kaiser (rechts) steht an der Seite von Thomas Schröder, seinem Nachfolger als Bezirksbundesmeister. Schröder sagt, dass er in große Fusstapfen tritt.

Foto: Andreas Woitschützke

Herr Schröder, Sie sind neuer Bezirksbundesmeister Wie fühlt sich das an?

Thomas Schröder: Ich habe schon sehr großen Respekt vor der Aufgabe, aber ich freue mich auch drauf. Ich habe Andreas Kaiser fünf Jahre lang als Stellvertreter begleitet und weiß, was auf mich zukommt.

War es immer Ihr Ziel, sich auf der Bezirksebene zu engagieren?

Schröder: Auf jeden Fall. Ich war zehn Jahre lang Mitglied des Bezirks-Jungschützenvorstandes. Als ich 2009 Brudermeister in Vorst geworden bin, habe ich eine Pause im Bezirk eingelegt. 2015 bin ich in den Bezirksvorstand zurückgekehrt. Mir macht es Spaß, weil es eine wichtige Gemeinschaft ist. Wir haben 18 Bruderschaften, von denen jede ihr eigenes Festleben hat. Letztlich sind die Ziele aber die gleichen. Ich finde es wichtig, die Ziele und Interessen zu bündeln und nach außen zu vertreten.

18 Bruderschaften sind Ihnen unterstellt, jede hat ihren eigenen Brudermeister. Haben Sie Angst vor Reibereien?

Schröder: Wenn viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen, gibt es natürlich auch unterschiedliche Interessenlagen. Aber das ist eine sehr gute Gemeinschaft, in der man vernünftig miteinander umgeht. Bei unterschiedlichen Ansichten muss man eine gemeinsame Lösung finden.

Bleiben Sie denn noch Brudermeister in Vorst?

Schröder: Definitiv, ja.

Ist das vereinbar?

Schröder: Andreas Kaiser und ich haben uns das in der Vergangenheit aufgeteilt, daher schätze ich das zusätzliche Arbeitspensum nicht als zu hoch ein.

Wie groß sind die Fußstapfen, die Andreas Kaiser hinterlässt?

Schröder: Sehr groß. Andreas Kaiser war knapp 28 Jahre im Bezirk aktiv und hat unheimliche Pflöcke eingerammt mit verschiedensten Veranstaltungen. In seine Zeit als Bezirksmeister sind viele Bundesfeste gefallen. Der Acker, den ich vorfinde, ist sehr gut bestellt. Die erste Aufgabe wird sein, dieses hohe Niveau, was Andreas Kaiser hinterlässt, zu halten. Sein Rücktritt ist ein echter Verlust.

Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zu Andreas Kaiser?

Schröder: Aus unserer gemeinsamen Zeit ist eine Freundschaft entstanden. Ich bin froh, dass ich mich immer an ihn wenden kann, wenn ich Fragen habe. Ich weiß, wie es ist, seine Nachfolge anzutreten. 2002 war er Bezirks-Jungschützenmeister, da habe ich auch das Amt von ihm übernommen.

Hatten Sie damals schon die Idee, diese „Übergabe“ auf einer höheren Ebene zu wiederholen?

Schröder: Nein, da haben wir beide zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht drüber nachgedacht. Das ging alles sehr plötzlich, weil der damalige Bezirksbundesmeister Walter Wimmer plötzlich verstarb. Die Folge war eine komplette Neustrukturierung des Bezirksvorstandes. Da hat niemand mit gerechnet, so etwas kann man nicht planen. Aber zu diesem Zeitpunkt bestand schon eine gute Zusammenarbeit.

Herr Kaiser hat gesagt, dass das Schützenwesen für ihn eine Lebenseinstellung ist. Für Sie auch?

Schröder: Absolut. Ich glaube, der Umgang mit den Menschen und das Engagement für die Gemeinschaft prägt einen sehr. Mir ist genau wie meinem Vorgänger bewusst, dass wir in einem kirchlichen Verband sind und wir engagieren uns auch beide in unseren Heimatpfarreien.

Gibt es etwas, dass Sie verändern möchten?

Schröder: Es gibt natürlich Dinge, die begonnen wurden, die aber noch weiter ausgearbeitet werden können. Es ist wichtig, weiter sehr intensiv am Dialog mit den Bruderschaften zu arbeiten und nach Außen für das Verständnis für unseren Verband zu werben. Wir müssen kommunizieren, wofür unser Verband steht, was uns mit den Bürgerschützenvereinen verbindet und was uns von ihnen abgrenzt. Das sind keine großen Baustellen, aber das sollte man gemeinsam in den Fokus rücken, um auch die Bruderschaften enger an den Dachverband zu binden.

Zu wie vielen Schützenfesten müssen Sie jetzt im Jahr fahren?

Schröder: Zu unseren 18 Schützenfesten in unserem Bezirksverband kommen Diözesan- und Bundesveranstaltungen, alle drei Jahre das Europaschützenfest. Inklusive Patronatsfeiern sind das etwa 50 Termine im Jahr.

Da gibt es sicherlich Überschneidungen…

Schröder: Ja, die gibt es. Pfingsten ist unser Marathonwochenende mit drei Schützenfesten in Grefrath, auf der Furth und in Büderich. Da muss man eine funktionierende Truppe haben, die sich das aufteilt.

Ein heikles Thema sind Frauen als Schützen. In einigen Bruderschaften gibt es das schon. Sollten alle Bruderschaften auch Frauen erlauben, mitzumarschieren?

Schröder: Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Gestaltungsfreiheit im Bereich der einzelnen Bruderschaften liegt. Es gibt einen Handlungsspielraum, den die Bruderschaften haben. Im Bund ist es ganz selbstverständlich, dass Frauen mitmachen können. Das muss jede Bruderschaft selbst entscheiden.

Wie ist Ihre persönliche Einstellung dazu?

Schröder: Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es das Interesse und den Bedarf noch nicht gibt. Die Frauen sind ein wichtiger Bestandteil des Schützenwesens und voll in die Abläufe eingebunden, nur eben nicht ins Regiment. Das wollen sie auch nicht, ich hatte noch keine Anfrage von Frauen, die gerne mitmachen wollen. Ein Festablauf ist heute ohne Frauen nicht möglich.

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