Tausende Haushalte in Grevenbroich betroffen Zeit drängt bei Gas-Umstellung

Grevenbroich. · In Grevenbroicher Haushalten müssen 16.000 Gasgeräte für eine neue Erdgassorte umgerüstet werden. Ab Mai kommen die Monteure – unter strengen Hygieneregeln. Die Zeit drängt: Die Vorräte der bisherigen Gassorte schwinden.

Umstellung von Erdgas 2021 in Grevenbroich: NEW hält an Stichtag fest
Foto: grafik

Die Erdgasumstellung in Grevenbroich darf sich trotz Corona-Pandemie und hartem Lockdown nicht verzögern. Der Versorger NEW Netz hält am Stichtag, dem 6. Juli 2021, fest. Bereits ab Anfang Mai sollen Monteure unter strengen Hygieneregeln damit beginnen, rund 16 000 Heizungen, Herde und andere Geräte umzurüsten. Damit sich das Brennverhalten nicht ändert, müssen neue Düsen und Regler eingebaut werden, die für den Durchstrom hochkalorischen Erdgases geeignet sind.

Die Vorräte des bisher in weiten Teilen Grevenbroichs verwendeten niedrigkalorischen Gases, das zumeist aus den Niederlanden stammt, schwindet – ein Umstand, der die Versorger in ganz West- und Norddeutschland zwingt, den Zeitplan für die Umstellung auf die neue Gassorte einzuhalten.

Dass die Pandemie-Zeit ausgerechnet in die Zeit fällt, in der Grevenbroich in einem der größten Gas-Infrastrukturprojekt aller Zeiten steckt, ändert nichts daran, dass die Umstellung bis spätestens Ende August vollzogen sein muss: Dann soll hochkalorisches Gas durch die Leitungen strömen, das aus den reichen Erdgasvorkommen Russlands oder Norwegens stammt und sich in erster Linie durch einen höheren Methangehalt von der bisherigen Sorte unterscheidet (bis zu
99 statt 87 Prozent).

Umrüstung der Geräte auch
aus Sicherheitsgründen nötig

Die Vorbereitungen für die Umrüstung der Geräte in Tausenden Grevenbroicher Haushalten, die von Monteuren mehrerer Dienstleister im Auftrag der NEW einzeln bearbeitet werden müssen, sind weit gediehen. „Die Erhebung der Geräte in Grevenbroich ist zu 99 Prozent abgeschlossen“, sagt Wolfgang Clemens, Projektleiter für die Marktraumumstellung bei NEW. Ein Prozent der Gaskunden im Stadtgebiet konnte oder wollte die Bedeutung der Umstellung bisher nicht verstehen. Weil die Umrüstung der Geräte insbesondere aus Sicherheistgründen vorgeschrieben ist, könnten Leitungen zu den betroffenen Haushalten im Extremfall gekappt werden.

Für den Einbau der Anpassungsteile entstehen den Gaskunden keine Kosten – zumindest nicht direkt: Die Kosten für die Umrüstung der Geräte (allein in Grevenbroich betragen diese rund 4,4 Millionen Euro) werden auf Gaskunden bundesweit umgelegt. Branchenvertreter rechnen jedoch mit Mehrkosten von nur wenigen Euro pro Jahr für Verbraucher. Laut Bundesnetzagentur müssen Gaskunden auch keine Mehrkosten durch die neue Gassorte fürchten: Die ist zwar zehn Prozent teurer, allerdings soll der Verbrauch durch den höheren Brennwert um zehn Prozent sinken.

Problematisch wird die Umstellung für die Haushalte, in denen keine Umrüstung der Geräte möglich ist. „In Grevenbroich betrifft das 2,5 Prozent aller Geräte“, sagt NEW-Projektleiter Clemens. Meist handele es sich um Geräte, die so alt sind, dass keine Teile mehr verfügbar sind. „Wir versuchen, seltene Teile noch aufzutreiben“, sagt Clemens. Allerdings werden manche Eigentümer eine Neuanschaffung nicht umgehen können. Die Kosten müssen sie selbst tragen. Mit
2,5 Prozent steht Grevenbroich laut NEW gut da. Versorger in anderen Regionen sollen Quoten von bis zu fünf Prozent gemeldet haben.

Die Anpassungsteile für das Gros der Gasgeräte lagern bereits in einem Neusser Logistikzentrum und können von den Monteuren, die in Grevenbroich unterwegs sind, rasch abgerufen werden. Wenn sie ab Mai in die Haushalte gehen, wird Corona wohl noch ein Thema sein. Deshalb gelten für Monteure wie Kunden strenge Hygieneregeln. „Alle Monteure werden für den Einsatz unter Corona-Bedingungen geschult“, sagt Projektleiter Clemens. Auch seien sie angewiesen, auf Bürger in Quarantäne Rücksicht zu ­nehmen.

Für solche Fälle müssen Versorger und Kunden allerdings rasch Lösungen finden: Der Zeitplan verbietet wochenlange Aufschübe. Sind die Geräte umgerüstet, dürften die meisten Grevenbroicher von der eigentlichen Gas-Umstellung im Juli nicht viel mitbekommen: Sie erfolgt im laufenden Betrieb. „Niemand wird deshalb im Kalten sitzen oder kaltes Wasser haben“, versichert Wolfgang Clemens.

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