Alarmierende Zahlen Grevenbroich fehlen 230 Kita-Plätze

Grevenbroich. · Die Stadt plant zwei neue Kindergärten. Auch diese Plätze reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Nun sucht man nach Lösungen.

 Diese Kinder im „Sonnenblumenhaus“ an der Schillerstraße haben einen Kita-Platz, insgesamt werden jedoch 2020/21 rund 230 Plätze fehlen.

Diese Kinder im „Sonnenblumenhaus“ an der Schillerstraße haben einen Kita-Platz, insgesamt werden jedoch 2020/21 rund 230 Plätze fehlen.

Foto: Carsten Sommerfeld

Alarmierende Zahlen werden im Jugendhilfeausschuss am Dienstag auf dem Tisch liegen: Die Nachfrage nach Kinderbetreuung steigt und steigt. Der Bau von zwei komplett neuen Kindergärten und die Schaffung neuer Gruppen in vorhandenen Tagesstätten hält mit dem Bedarf nicht Schritt. Erster Beigeordneter Michael Heesch sieht die Stadt „vor strukturellen Problemen, die durch den „alleinigen Bau von Kindertageseinrichtungen in der bisherigen Form“ nicht gelöst werden könnten. Im Rathaus soll nun eine Projektgruppe gebildet werden, um Lösungen zu finden.

„Die Situation bei den Kita-Plätzen bleibt angespannt, es besteht weiterer Handlungsbedarf“, erklärt Stadtsprecher Stephan Renner. Vor einem Jahr hatte das Büro Garbe & Lexis in einem Gutachten einen Bedarf von zusätzlichen 220 Kita-Plätzen für die folgenden Jahre prognostiziert. Die Stadt reagiert mit der Planung von zwei neuen fünfgruppigen Tagesstätten. Für die Kita am Heyerweg in Wevelinghoven (Eingang an der Birkenstraße) wurde mittlerweile der Bau beschlossen. Betreiber wird der evangelische Verein für Jugend- und Familienhilfe sein. Anfang 2020 soll die neue Kita starten, im darauffolgenden Jahr die ebenfalls fünfgruppige Tagesstätte an der Merkatorstraße. Das Unternehmen Gehrmann Immobilienverwaltung will den Komplex mit 100 Plätzen errichten, der Betreiber steht noch nicht fest. Zuvor hatte die Stadt bereits in einem Sofortprogramm drei neue Gruppen in Langwaden und Barrenstein in Raummodulen geschaffen.

Mit den beiden neuen Kitas sollte der ermittelte Bedarf weitgehend gedeckt werden. Nun zeigen die aktualisierten Zahlen: Das reicht nicht. „Es ist wichtig, die Prognose fort zu schreiben, um auf Veränderungen reagieren zu können“, betont Stephan Renner.

Genau das muss nun geschehen. Nach der neuen Prognose von Lexis & Garbe werden im Kita-Jahr 2019/20 trotz der zusätzlichen 100 Plätze in Wevelinghoven im Stadtgebiet 120 Plätze für Über- und 63 Plätze für Unterdreijährige fehlen. Und im darauf folgenden Kita-Jahr 2020/21 wird sich die Situation noch weiter zuspitzen. Trotz der weiteren 100 Plätze an der Merkatorstraße fehlen laut Prognose dann 116 U 3- und 114 Ü 3-Plätze. Der größte Mangel wird voraussichtlich im Bezirk Mitte herrschen, dazu gehören etwa die City, Orken und Elsen.

Stadt befürchtet eine
dauerhafte Unterversorgung

Gründe für die steigende Nachfrage gibt es mehrere. Entgegen der früheren Schätzung sind die Geburtenzahlen nicht gesunken. Zudem wünschen immer mehr Eltern einen Betreuungsplatz für ihr Kind. Für das Kita-Jahr 2019/20 wird für 60 Prozent der Zweijährigen und zwölf Prozent der ein Jahr alten Kinder ein Platz benötigt. Etliche Familien suchen händeringend eine Betreuung: Heesch weiß von Anrufen und Besuchen von „unzähligen Eltern“ in Kitas oder Tagespflege, „die oft verzweifelt nach Plätzen suchen“. Trotz der Schaffung von zehn neuen Gruppen sei „der Bedarf derzeit nicht zu decken“, erklärt Heesch. Kindertagespflege könne nur „begrenzt Abhilfe schaffen“.

Die Stadt befürchtet eine „dauerhafte Unterversorgung der unter dreijährigen Kinder“. Die Verwaltung hat sich Gedanken zu Lösungsansätzen gemacht, Details nennt die Stadt nicht. Der Projektgruppe, die sich mit dem Thema befassen wird, sollen Vertreter der Verwaltung und des Facharbeitskreises Jugendhilfeplanung angehören. Ergebnisse sollen im Ausschuss am 5. November vorgestellt werden.

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