Tag der Architektur: Puristische Formen und eine Unterwasserwelt

Am Tag der Architektur lockten außergewöhnliche Projekte nach Grevenbroich.

Grevenbroich. Mitten in Elsen gibt es eine Zahnarztpraxis, in der die Meereswellen plätschern und Schwärme von Tropenfischen über den Meeresgrund huschen. Zum Tag der Architektur öffnete am Wochenende das „Zahnarium“ die Pforten für kleine und große Besucher.

Eine Kinder-Zahnarztpraxis zum Wohlfühlen, wo die Kleinen ganz ohne schlimme Erfahrungen an die Gesundheitspflege herangeführt werden, erklärt die Innenarchitektin Sylvia Leydecker vom Kölner Planungsbüro 100 Prozent Interior.

Noch vor wenigen Jahren befand sich an derselben Stelle eine Privatwohnung. Fürs Zahnarium wurde der Raum offener gestaltet, eine tragende Wand durch Säulen ersetzt. Entstanden ist eine Art „Praxis-Atoll“ voller fließender Übergänge. Die Inneneinrichtung steht ganz unter dem Motto „Unterwasserwelt“. Für die Kleinen gibt es einen Spiel- und Kletterbereich, während die Größeren Playstation spielen oder Filme ansehen können.

An den Wänden tummeln sich Fische und Seesterne und eine piratenmäßige Kiste lädt zur Schatzsuche ein. „Viele Kinder wollen nach der Behandlung gar nicht mehr gehen“, berichtet Zahnärztin Dr. Birgit Bartsch, die sich vor zehn Jahren auf die jungen Patienten spezialisiert hat. Sie sieht die Einrichtung als Vorreiter eines neuen Trends: In 20 Jahren werden derartige Praxen zur Selbstverständlichkeit geworden sein, ist sie überzeugt. Noch ist das Zahnarium allerdings die einzige spezielle Kinderzahnarzt-Praxis im Kreisgebiet.

Nahe dem Stadtpark Am Fichtenwäldchen lag ein weiteres Ziel der Architektur-Interessierten. Bernd Bartlewski und seine Frau Yuan Wei-Bartlewski haben dort ein Wohnhaus mit Naturheilpraxis gebaut. Anklänge an fernöstliche Wohnphilosophien spiegeln sich auch im Gebäude wider, wie Architekt Birk Kleszcewski erläutert. In der puristischen Formensprache etwa, aber auch in der Naturstein-Fassade und dem Eichenfußboden.

Ein pures Wohnhaus präsentierte der Architekt und Bauherr Patrick Böcker, der einen Altbau von 1940 in einer aufwändigen Sanierung zum „Monolith“ umbaute und die Wohnfläche von 80 auf 148 Quadratmeter vergrößerte. Auch nach getaner Arbeit lässt sich die alte Gestalt noch erkennen: Die ursprüngliche Bausubstanz ist mit Schieferplatten verkleidet, während die würfelförmigen, holzverkleideten Anbauten wirken in den Schieferkörper eingeschoben. Die Schieferverkleidung wurde über die gesamte Dachneigung gezogen, von Rohren und Regenrinnen ist nicht zu sehen. In der Umgebung auf der Wöhlerstraße (Südstadt) sticht der Monolith unübersehbar hervor. Der ästhetischen Spannung kann sich kaum ein Betrachter entziehen, wie Böcker immer wieder erlebt: „Manche Leute finden, das geht gar nicht. Andere sagen, es ist genial.“

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