Sagenhafte Geschichten aus der Region

Gruselig, skurril und nachdenklich: Wevelinghovener veröffentlicht Erzählband.

Grevenbroich. Eine geizige Bäuerin hetzt die Hunde auf einen Bettler und muss zur Strafe jahrhundertelang als „Kornmuhme“ die Felder bewachen. Ein Neurather Schäfer wirkt als Wunderheiler und kann sich doch selbst nicht kurieren. Und in Jackerath verlieren zwei Skatbrüder beinahe ihre Seelen an den Teufel. Gruselig, skurril und manchmal zum Nachdenken sind die Erzählungen aus der Region, die ein Wevelinghovener Autoren- und Grafikerteam gesammelt und veröffentlicht hat.

„Da ich mich ohnehin mit der Geschichte des Rhein-Kreises Neuss beschäftige, lag es nahe, so etwas in Buchform zu machen“, erklärt der Grafiker Helmut Coeenen (59) aus Wevelinghoven, der das Buch maßgeblich mitgeplant hat. Schon 2007 hatte er einen ersten Band vorgelegt, dem nun wegen des großen Erfolges ein zweiter gefolgt ist.

Die Schauplätze der Geschichten reichen von Neuss über Dormagen und Rommerskirchen bis nach Grevenbroich. Als Extra kam noch eine Spukgeschichte aus dem Düsseldorfer Schlossturm dazu.

Tipps zum Stöbern in alten Sagenbüchern holte sich das Team bei einem profunden Kenner der Lokalhistorie, dem Geschichtsvereins-Vorsitzenden Friedrich Schmitz. Für die zeitgemäßen, ganzseitigen Abbildungen sorgte der Illustrator Jan Hillen, die Texte schrieb Monika Götz. Als besonderes Gimmick sind die Überschriften mit nachleuchtender Farbe bedruckt: Lässt man das Buch aufgeschlagen unter einer Lichtquelle liegen, glimmen danach die Überschriften im Dunkeln.

Viele Geschichten mag man als gruselige Legenden genießen, weil kaum noch jemand an Geister, Spuk und finstere Mächte glaubt. „Andere Erzählungen könnten tatsächlich so passiert sein“, vermutet Helmut Coenen, „Zumindest werfen sie Schlaglichter auf frühere Zeiten.“

Da war beispielsweise im 17. Jahrhundert Anna Floeren aus Wevelinghoven, die gern nach dem Tod neben ihren Eltern auf dem Friedhof des Ortes beigesetzt werden wollte. Aber Anna war Protestantin, und im Zuge der Religionskriege hatte man den Friedhof allein den Katholiken zugesprochen.

Es tröstete sie auch nicht, dass ihr Mann versprach, für ein Begräbnis am gewünschten Ort zu sorgen. Im Gegenteil, Anna fiel in Ohnmacht und erlebte in einer grausigen Vision, wie ihr Sarg aus dem Grab geholt und vor das Haus des protestantischen Predigers gestellt wurde. Als sie wirklich verstarb, hielt ihr Mann Wort und begrub sie am gewünschten Platz. Doch drei Tage später stand ihr Sarg tatsächlich bei dem Prediger vor der Haustür. Diese und andere Erzählungen will Coenen mit seinen Büchern vor dem Vergessen bewahren. Für 2011 sind bereits Lesungen in Planung.

“ Das Buch „Sagenhafte Geschichten“, Band 2, ist für 16,90 Euro im Buchhandel erhältlich. Herausgeber ist die Fachwerkstatt für Gestaltung Coenen.

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