Neuer Park in der Königshovener Höhe Heftige Kritik an geplanten Windrädern

Grevenbroich. · Grevenbroicher Naturschützer befürchten ein Vogelsterben an den sechs riesigen Anlagen.

 Auf einer großen rekultivierten Fläche des Tagebaus in der Königshovener Höhe werden sechs neue Windräder gebaut.

Auf einer großen rekultivierten Fläche des Tagebaus in der Königshovener Höhe werden sechs neue Windräder gebaut.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Tierschützer schlagen Alarm. Das Energieunternehmen innogy plant, im Stadtgebiet von Jüchen entlang des neuen Teilstücks der Autobahn 44 auf rund 90 Hektar rekultivierter Fläche des Tagebaus Garzweiler einen neuen Park mit sechs Windrädern zu errichten. Nun – kurz nach Baubeginn – ruft das Vorhaben Naturschützer auf den Plan. Sie sehen in den Rotoren der hohen Anlagen vor allem eine tödliche Gefahr für Vögel.

Der neue Windpark soll Strom erzeugen und ins Netz einspeisen. Dafür werden Anlagen vom neuesten Stand der Technik aufgestellt. Sie sind jeweils 238 Meter hoch. „Nach der Inbetriebnahme werden die sechs Windkraftanlagen ausreichend grünen Strom erzeugen, um jedes Jahr rechnerisch rund 26 000 Haushalte versorgen zu können“, sagt Viola Baumann, Sprecherin von innogy. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Die erste Windenergieanlage soll planmäßig im März 2021 an den Start gehen.

Der Standort auf der Königshovener Höhe ist dabei gezielt gewählt worden. So werden andere Teile des Jüchener Stadtgebietes von neuen Windenergieanlagen frei gehalten. Zudem ist durch dieses Vorgehen ein sehr großer Abstand zu umliegender Wohnbebauung gewährt – von mindestens 2700 Metern. „Dadurch liegen wir deutlich unter allen Grenzwerten für Schallemissionen“, sagt Viola Baumann.

Obwohl der Umweltschützer Norbert Wolf aus Grevenbroich den Ausbau von alternativen Energien begrüßt: Den Standort der Windräder an der Königshovener Höhe lehnt er strikt ab. Dort seien zuletzt alleine über 150 verschiedene Vogelarten festgestellt worden. „Sie sind zum Teil sehr selten und stehen unter strengem Schutz“, betont der 63-Jährige. Dazu gehört zum Beispiel der Grauammer, der in diesem Gebiet das wohl größte Brutvorkommen in ganz NRW besitzt.

„Für Vogelwelt ist jedes einzelne Windrad zuviel“, so Norbert Wolf 

Wolf habe überhaupt kein Verständnis dafür, Windräder ausgerechnet in einer solch artenreichen Region aufzustellen. „Für die Vogelwelt ist jedes einzelne Windrad zu viel“, sagt er. Der Grund: Die Rotoren der hohen Windräder stellen für die Vögel eine tödliche Falle dar. „In Gutachten wird zwar oft behauptet, dass für Tiere keine Gefahr besteht“, sagt er. „Doch die Totfunde sprechen eine andere Sprache.“ Hinzu komme, dass durch Windkraftanlagen der eigentliche Sinn der rekultivierten Fläche nicht erreicht wird – nämlich dafür zu sorgen, dass sich neue Tierarten ansiedeln. Eher das Gegenteil sei der Fall. Vögel würden zunächst zwar angelockt, müssten sich dann aber der Gefahr der Rotoren aussetzen.

Für das Ziel der Nachbarkommune Jüchen, die Windräder weit weg von Wohngebieten aufzustellen, hat der Naturschützer Verständnis. „Ich wohne selbst an der Vollrather Höhe, und die Geräuschkulisse ist je nach Windrichtung hoch“, sagt Wolf. „Doch das darf nicht immer zu Lasten des Naturschutzes gehen.“

Auch die Stadt Grevenbroich positionierte sich aus Gründen des Vogelschutzes gegen die sechs neuen Windräder an der Grenze zu Jüchen. Das machte die Verwaltung in einer Stellungnahme an die Nachbarkommune deutlich, die im Rahmen des Projektes eingefordert worden ist und unserer Redaktion vorliegt.

Darin verweist sie darauf, dass seit dem Betrieb der bisher auf der Königshovener Höhe aufgestellten Windkraftanlagen wiederholt Vogelschlagopfer der Arten Taube, Möwe und Reiher bei der Stadt aufgezeichnet wurden. Auch tote Greifvögel wie etwa Wanderfalken, Turmfalken, ein Rotmilan und mehrere Mäusebussarde seien bereits gefunden worden. Damit seien die Angaben aus dem Umweltgutachten „in der Realität bereits jetzt überholt“.

Das Unternehmen innogy hält dagegen. In unabhängigen Gutachten seien geeignete Maßnahmen aufgeführt, um durch den Windpark beeinträchtigte Flächen zu kompensieren und um dem Artenschutz Rechnung zu tragen. „Diese Maßnahmen sind bereits umgesetzt worden“, sagt Viola
Baumann.

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