Künstlerische Heimatstadt

Die Künstlergruppe Villa Erckens präsentiert Werke zum Stadtjubiläum in Grevenbroich.

Grevenbroich. Heimat kann ein schützender Kokon sein oder ein selbst geschaffenes Gefängnis. Angestammt oder neu geschaffen, idyllisch oder bedrohlich, doch niemals ist sie belanglos. Dies zeigt die Künstlergruppe Villa Erckens nun mit einer Ausstellung. Drei Monate haben sich die zehn Grevenbroicher Künstler anlässlich des Stadtjubiläums mit ihrer Heimat auseinandergesetzt. Am Wochenende wurden ihre Werke unter dem Motto „My town is my castle“ der Öffentlichkeit präsentiert.

Der Ausstellung ist viel Publikum zu wünschen, denn Facettenreichtum wie Qualität des Gezeigten verdienen gleichermaßen Beachtung. Die Vielfalt der Techniken umfasst Malerei, Textilkunst, Fotografie, Keramik und Collage, die Arbeiten sind so unterschiedlich wie die Künstler selbst. Und alle fügen sich zu einem großen Ganzen zusammen, ist Museumsleiter Stefan Pelzer-Florack überzeugt: „Es zeigt sich, dass die Addition der Teile mehr ergibt als die mathematische Summe.“

Da ist beispielsweise Ursula Schachschneider, deren Gemälde die schönen Ecken des Stadtkerns zeigen. Oder der Fotograf Günther Rudolph, dessen Momentaufnahmen der vergänglichen Tagebaulandschaft im spannenden Kontrast zu den farbintensiven Fotografien von Michael Synatzschke stehen.

Sehr persönliche Einblicke gibt Christa Mülhens-Seidel. Mit ihren „Erinnerungsschubladen“ lässt sie anhand von Collagen ihre Kindheit, Jugend und Erwachsenenzeit in Grevenbroich Revue passieren. Alte Schulfotos und die Pfeife vom Weckmann gehören ebenso dazu wie das GV-Nummernschild des ersten eigenen Autos, die Bescheinigung über den Schreibmaschinenkurs und last, but not least, das Museum selbst.

Anders Ursula Geuer, die Familienfotos und Dokumente in einen Filzkokon gebettet und dem Blick teils verborgen hat.

Die Malerin und Keramikerin Helga Wieczorek hingegen betrachtet in ihren Arbeiten die Stadt von außen. So wie vor 44 Jahren, als sie gerade hergezogen war. 50 Arbeitsstunden und zehn Brenntage stecken in ihrer Keramikstele mit dem Titel „Über den Dächern von Grevenbroich“. Und wer genau hinsieht, findet die Wahrzeichen der Stadt.

Zu den Zugezogenen gehört auch Tatiana Tomachinska-Schneiders. Die aus Bulgarien stammende Malerin und Textilkünstlerin hat die eigene Integration zum Thema ihrer Arbeiten gemacht. Damit zeigt sie eindrucksvoll, dass man Heimat auch im Laufe seines Lebens neu gewinnen kann.

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