Hirsch-Apotheke feiert doppeltes Jubiläum

Vor 25 Jahren übernahmen Hans-Dieter und Sabine Zweckerl die Apotheke, die heute vor 150 Jahren öffnete.

Grevenbroich. Vor genau 150 Jahren, am 12. Juli 1863, gingen in der Hirsch-Apotheke an der Lindenstraße die ersten Salben und Tinkturen über die Ladentheke. Die jetzigen Inhaber Hans-Dieter und Sabine Zweckerl haben damit gleich zweifachen Grund zum Feiern, denn sie haben das Haus vor 25 Jahren übernommen.

Was in der Zeit davor geschah, lässt sich in einem neuen Buch nachlesen, das pünktlich zum Doppeljubiläum erschienen ist. Der Titel: „150 Jahre Hirsch-Apotheke Grevenbroich“. Für die Recherche hat Manfred Ganschienietz vom Geschichtsverein Archive im In- und Ausland ausgewertet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: „Gut verständlich und gleichzeitig eine wissenschaftliche Arbeit“, sagt der Geschichtsvereinsvorsitzende Friedrich Schmitz.

Tatsächlich förderte Ganschienietz neues Material zutage. In Basel entdeckte er historische Akten: mehr als 300 eng beschriebene Seiten, die ältesten von 1837. Eine zweite Spur führte den Geschichts-Detektiv nach Fulda, wo die Nachfahren des Grevenbroicher Apotheken-Pioniers Johann Joseph Düster leben.

Die Anfänge von Düsters Apotherkerlaufbahn liegen in Wevelinghoven, wo er seit 1861 eine Apotheke betrieb — eine von nur vier in der weiteren Umgebung. Doch nicht in Wevelinghoven siedelten sich Mitte des 19. Jahrhunderts Fabriken und andere Unternehmen an, sondern im Nachbarort Grevenbroich, das im Gegensatz zur Gartenstadt sogar eine eigene Bahnhaltestelle bekam.

Die Bevölkerung wuchs, die Arbeitsbedingungen in den Fabriken waren alles andere als gesund. Außerdem grassierte aufgrund von Erft-Überschwemmungen das Sumpffieber. Viele sinnvolle Gründe für eine Arzneimittelversorgung vor Ort.

Das Hin und Her, bis Düster endlich seine Konzession bekam, zeichnet Ganschienietz ebenso nach wie die wechselvolle Geschichte der folgenden Jahrzehnte. Die Zeit von Düsters Nachfolger Köster, vor allem aber die Ära der Familie Kratz.

1877 übernahm Johann Anton Hubert Kratz das Geschäft, 1920 folgte sein Sohn Johannes, der die Hirsch-Apotheke durch Inflationszeit, NS-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg bringen sollte. Noch heute wacht er auf einem Porträtgemälde im Verkaufsraum über das Haus. Nach seinem Tod 1969 führte seine Frau Bertha das Geschäft kurzzeitig weiter, bis es von Gerhard Isensee übernommen wurde.

Der derzeitige Inhaber Hans-Dieter Zweckerl blickt optimistisch in die Zukunft: „Wenn man bedenkt, dass unsere Vorgänger teils 40 Jahre am Platz waren, haben wir noch einiges vor uns.“

“ Das Buch über die Hirsch-Apotheke kostet 15 Euro. Erhältlich ist es in der Mayerschen Buchhandlung an der Kölner Straße 23-25, bei Bürobedarf Flassak an der Kölner Straße 41 und im Museum Villa Erckens, Am Stadtpark.

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