Grüne werden 40 Jahre Vor 40 Jahren zogen Grüne in den Stadtrat ein

Grevenbroich. · Peter Faller-Lubczyk war der erste Fraktionschef der Grünen in Grevenbroich.

Roter Wuschelkopf, Strickpullover, die Jute-Tasche unterm Arm. So muss ein Grüner aussehen, jedenfalls nach der landläufigen Meinung in den frühen 80er Jahren. Peter Faller entsprach genau diesem Bild. Er war der erste Grevenbroicher, der eine grüne Fraktion im Stadtrat führte. An seiner Seite: Stellvertreterin Manuela Lubczyk, die später seine Ehefrau werden sollte. Beide waren die ersten Kämpfer für eine umwelt- und friedensbewegte Politik in der Stadt – „das waren schwere Zeiten“, erinnert sich der heute 67-Jährige.

Vater Heinz war Bäckermeister, Brudermeister und CDU-Bürgermeister. Sohn Peter wuchs in einem konservativen Umfeld auf, was ihn nicht darin hinderte, sich der keimenden Anti-Atomkraft- und Friedensbewegung anzuschließen. Interessiert beobachtete der junge Mann, was sich 1979 bei der Gründung der Initiative „Grüne Liste Umweltschutz“ tat, aus der ein Jahr später die Grünen wurden. Peter Faller schloss sich der jungen Partei an – wohl wissend, dass er damit in seinem Elternhaus nicht auf Gegenliebe stoßen würde. „Das konnte meinem Vater nicht gefallen. Er hat deshalb heftigen Gegenwind aus eigenen Reihen und aus denen der SPD bekommen“, erinnert er sich.

Mittlerweile nach Barrenstein umgezogen, zählte Peter Faller-Lubczyk, wie er nach seiner Hochzeit 1986 heißt, zu den Gründern der ersten grünen Ortsgruppe in Grevenbroich. „Das waren zehn, zwölf Leute, die sofort damit begonnen haben, auf sich aufmerksam zu machen“, schildert er. An den Info-Ständen, die in der Fußgängerzone aufgebaut wurden, schwappte den Grünen allerdings alles andere als eine Sympathiewelle entgegen. „,Lasst euch mal die Haare schneiden’ oder ,Haut doch ab nach Drüben’ waren viel gehörte Sätze in diesen Tagen“, sagt Faller-Lubczyk.

Mit ihren Themen kam die Fraktion auf keinen grünen Zweig

Dennoch gelang es dem noch jungen Grevenbroicher Ortsverband 1983 in den Stadtrat einzuziehen. „Das war völliges Neuland für uns“, berichtet der Kirchenmusiker. „Wir mussten erst lernen, mit den Ritualen der Kommunalpolitik umzugehen – in einem ,Parlament’, das von der SPD beherrscht wurde und über all dem ein politischer Übervater stand, nämlich Bürgermeister Hans Gottfried Bernrath“, erinnert sich der 67-Jährige. Mit Themen, die aus den Friedens- und Fraueninitiativen an sie herangetragen wurden, kam die zweiköpfige Fraktion auf keinen grünen Zweig im Stadtrat. Grevenbroich als atomwaffenfreie Zone? Blockheiz- statt Braunkohlekraftwerke? Keine Chance! „Es war schwer“, sagt Faller-Lubczyk. Fundamental-Opposition hätten die Grünen dennoch nicht praktiziert. „Wenn wir von einer Sache überzeugt waren, haben wir sie mitgetragen.“

Gerne legten die „Ökos“ aber ihre Finger auch in diverse Wunden: Sie entlarvten, dass der Grevenbroicher Museumsleiter kein „richtiger“, sondern nur ein Ehrendoktor war, störten die im Grunde harmonisch geplante Feier zur Wiedervereinigung mit Protest-Plakaten („Wir glaubten nicht an die blühenden Landschaften“) und machten auf Kinderarbeit aufmerksam, als die Stadt ihre Fußgängerzone ausgerechnet mit Granit aus Indien pflasterte.

Als die Grünen – wie er sagt – Abschied von basisdemokratischen Inhalten nahmen, zog sich Peter Faller-Lubczyk aus der Partei zurück. „Alles war in Richtung Regierungsbeteiligung ausgelegt – was mir 1991 noch zu früh erschien“, begründet der 67-Jährige seinen Austritt. Engagement zeigte er aber weiterhin – etwa für Nicaragua. 1994 holte er Ernesto Cardenal in die Südstadt-Kirche St. Joseph, den bedeutendsten Dichter des zentralamerikanischen Staates.

Die Kommunalpolitik der Grünen verfolgt Peter Faller-Lubcyk heute noch mit großem Interesse. „Ich schätze das Engagement von Dirk Gawlinski, Dieter Dorok und den anderen sehr“, sagt er. „Ich weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt.“

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