Strukturwandel in Grevenbroich Eine Batteriefabrik für Neurath

Grevenbroich. · Die Fabrik soll auf der BoA-Erweiterungsfläche entstehen. Die Initiatoren hoffen auf Unterstützung des Bundes.

 Die Grafik einer Tesla-Batteriefabrik zeigt, wie das am Neurather Kraftwerk geplante Projekt einmal aussehen könnte.

Die Grafik einer Tesla-Batteriefabrik zeigt, wie das am Neurather Kraftwerk geplante Projekt einmal aussehen könnte.

Foto: dpa, gfh

Die Bürgermeister von Grevenbroich, Rommerskirchen und Bedburg wollen bei Neurath eine Produktionsfabrik für Batteriezellen ansiedeln. Eine Projektskizze wurde bereits bei der Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) eingereicht, ein Förderantrag soll folgen. Entstehen soll die sogenannte Gigafactory am Kraftwerk Neurath – auf den Flächen, die ursprünglich für den Ausbau der BoA vorgesehen waren. Die Verwaltungschefs der drei Kommunen versprechen sich von dem Vorhaben mehrere hundert Arbeitsplätze.

Der Batteriezellenmarkt wird derzeit von Fernost dominiert. Etwa 95 Prozent aller Produkte stammen aus China, Korea oder Japan. Bis 2025 sollen nach derzeitigen Planungen sechs bis sieben Gigafactorys auch in Zentraleuropa entstehen. „Eines der ersten Vorhaben wird in Braunschweig angegangen, unterstützt von VW“, sagt Rommerskirchens Bürgermeister Martin Mertens. „Ein gleichwertiges Projekt könnte auch bei uns angesiedelt werden.“

Stadtebündnis hofft auf
Fördermittel aus Bundes-Fonds

Mit seinen Kollegen Klaus Krützen (Grevenbroich) und Sascha Solbach (Bedburg) hat Mertens das Thema auf die Schiene gesetzt. „Wir wollen, dass ein solch wichtiges Projekt in unserem Städtedreieck realisiert wird“, sagt er. Immerhin gehe es in einem ersten Schritt um 600 bis 700 industrielle Arbeitsplätze, betont Klaus Krützen – „eine spannende Sache“. Das Städtebündnis hofft nun auf Fördermittel aus dem Bundes-Fonds für Strukturwandel. „Wir sind aber auch auf EU-Ebene unterwegs“, sagt Martin Mertens. Mit der Projektentwicklung ist das Konsortium Listrom beschäftigt, das internationale Partner wie Magnis Energy Technology (Australien) oder Charge CCV LLC (USA) vereint. Die Federführung hat das Essener Unternehmen Allocate, dessen Geschäftsführer Jörg Fabri auch regionale Partner hinter sich weiß. Namen will er noch nicht nennen – nur so viel: „Wir wollen die existierende Industriestruktur in unser Projekt einbetten, um hiermit Synergieeffekte und Standortvorteile erreichen zu können.“ Gemeint ist etwa chemische, aber auch die Aluminium-Industrie.

Nach den Plänen des Konsortiums sollen in Neurath künftig Batteriezellen ohne sensible Materialien wie Kobalt oder Nickel hergestellt werden. Die entsprechenden Patente für eine solche Produktion seien vorhanden, sagt Jörg Fabri. Das sei aber nur eine von vielen Innovationen, die realisiert werden sollen. Das Gelände am BoA-Kraftwerk sei ideal, meint Martin Mertens, nicht nur, weil es an den Grenzen der drei Kommunen liege. Die Gigafactory könne nach Vorstellung der Bürgermeister auch Kern eines neuen Gewerbeparks werden. Platz sei vorhanden, da die etwa 600 Hektar große, sogenannte landesbedeutsame Entwicklungsfläche ganz in der Nähe liege. „Das wäre eine Zukunftsperspektive“, stellt Martin Mertens mit Blick auf den Strukturwandel klar.

Unterstützt werden die Partner von dem Gutachter Joachim Ganse. Der Rommerskirchener kann auf eine 30-jährige Erfahrung als Geschäftsführer und im Management der Chemie-, Bau-, Industrie-, Finanz- und Versicherungswirtschaft verweisen. Ganse sieht großes Potenzial in einer Batteriezellenproduktion am Standort Neurath. „Die Voraussetzungen sind ideal“, sagt er. „Mit der Aluminium- und Chemieindustrie haben wir das Know how in der Region vorliegen, es gibt eine ausgebildete Facharbeiterschaft, gute Logistikströme und eine hervorragende Anbindung an Hochschulen.“ Zudem würden nach dem Abschalten der Kraftwerke künftig Flächen frei, die etwa für innovative Batterierecycling-Vorhaben genutzt werden können.

„Wichtig ist, dass nun schnell Gelder für die weitere Projektrealisierung bereit gestellt werden“, sagt Ganse, der von einer Investition „zwischen zwei und drei Milliarden Euro“ ausgeht. Als Startkapital werde etwa eine halbe Million Euro benötigt.

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