Verkehr in Grevenbroich Der Rat verwehrt der Stadt den Wunsch nach einem Radar-Anhänger

Grevenbroich. · Die Verwaltung wollte mit der Anschaffung mehr Beschwerden über Raser nachkommen.

 Die Stadt wollte eine mobile Radarfalle wie diese anschaffen. Jetzt wird nach Alternativen gesucht.

Die Stadt wollte eine mobile Radarfalle wie diese anschaffen. Jetzt wird nach Alternativen gesucht.

Foto: Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD NRW)

Im Rathaus häufen sich die Beschwerden. Immer mehr Grevenbroicher beklagen sich über Raser und fordern verstärkt den Einsatz des Radarwagens auf ihren Straßen. Doch die Verwaltung muss oftmals passen – denn: „Bei 32 Ortsteilen und einem Stadtgebiet, das mit 102 Quadratkilometern größer als die Ostseeinsel Rügen ist, können wir die gewünschte Kontrolldichte nicht gewährleisten“, sagt Stadtsprecher Stephan Renner. Zudem sei der städtische Radarwagen nicht zu jeder Zeit und überall einsetzbar.

Um dem im Rathaus vernommenen Ruf nach mehr Kontrollen dennoch gerecht zu werden, will die Stadt künftig zusätzlich eine sogenannte „semistationäre Geschwindigkeitsmessanlage“ einsetzen – also einen in einem Anhänger versteckten Blitzer, der wie ein Starenkasten auf Rädern an den Straßenrand gestellt wird. Der Vorteil aus städtischer Sicht: „Gerade auf Ortsdurchfahrten wie in Allrath oder Barrenstein, wo es häufig zu Beschwerden kommt, könnte diese Anlage über einen Zeitraum von mehreren Tagen positioniert werden“, sagt Renner.

Der in dem Anhänger installierte Akku gewährleiste einen Dauerbetrieb von bis zu sieben Tagen. „Nach einer Ladezeit von acht Stunden ist das Gerät wieder einsatzbereit“, berichtet der Stadtsprecher. Der Rhein-Kreis Neuss setzt seit längerem ein solches „Semi-Radar“ ein – und ist zufrieden: „Mit dem Anhänger können wir flexibel auf Beschwerden über Raser reagieren“, sagt Sprecher Benjamin Josephs. Zudem messe die Anlage nicht nur das Tempo, sondern auch die Größe der Fahrzeuge – „das versetzt uns in die Lage, auch Lkw-Durchfahrtsverbote zu kontrollieren“.

Der Kauf einer solchen Technik ziele nicht darauf ab, die rund 480 000 Euro, die jährlich an Buß- und Verwarngeldern im Rathaus eingehen, weiter zu erhöhen – „uns geht es um die Verkehrssicherheit“, sagt Stephan Renner. Ganz preiswert ist der Anhänger allerdings nicht: 250 000 Euro nannte Bürgermeister Klaus Krützen im nichtöffentlichen Teil des Stadtrates – und holte sich prompt eine Abfuhr. Mit den Stimmen von CDU, UWG und FDP wurde der geplante Kauf der „semistationären Messanlage“ abgeschmettert.

Nicht, weil die Fraktionen gegen Tempo-Kontrollen wären – „in der Sache sind wir offen“, sagt CDU-Chef Wolfgang Kaiser. Anlass zur Kritik liefere vielmehr der Umstand, dass der Verwaltungschef die Politiker überrumpelt habe, wie Kaiser meint. Denn im Vorfeld sei nicht über den Kauf eines Messanhängers gesprochen worden – „und das bei einem Kostenrahmen von rund 250.000 Euro“, sagt Kaiser. Ähnlich reagieren auch die anderen Fraktionen. „Die Kaufempfehlung wurde mir nichts, dir nichts auf den Tisch gelegt, ohne dass wir darauf vorbereitet waren“, kritisiert FDP-Ratsherr Peter Cremerius „die Eigen-Aktion der Stadt“. Im Übrigen sei die Messanlage seiner Meinung nach viel zu teuer: „Geschwindigkeitskontrollen tragen zur Verkehrssicherheit bei. Aber wir müssen auch sehen, ob sich die Stadt das leisten kann.“

Das sieht auch UWG-Chef Carl Windler so: „Wir hätten uns weitergehende Informationen gewünscht“, begründet er die Ablehnung seiner Fraktion.

Und wie geht es nun weiter? „Wir wollen die Kontrolldichte natürlich erhöhen, um dem Wunsch aus der Bürgerschaft nach mehr Maßnahmen gegen Raser zu entsprechen“, sagt Stephan Renner. „Wir prüfen nun Alternativen.“

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