Grevenbroich Öko-Garage Politiker erteilen Öko-Garagen eine Absage

Grevenbroich. · Betrieben mit Ökostrom, ausgestattet mit Ladesäulen könnte das Projekt ein Aushängeschild werden. Die Politik blockt.

 Eigentümer Alexander Kames (l.) und Immobilienmakler Frank Gazon wollen das Grundstück an der Nordstraße nutzen.

Eigentümer Alexander Kames (l.) und Immobilienmakler Frank Gazon wollen das Grundstück an der Nordstraße nutzen.

Foto: Wiljo/Wiljo Piel

Das Grundstück gegenüber der Kames-Halle an der Nordstraße liegt seit gut zwei Jahrzehnten brach. Eigentümer Alexander Kames hat in der Vergangenheit immer wieder versucht, das 6000 Quadratmeter große Gelände an der Peripherie des Buckau-Viertels zu vermarkten. Die Genehmigung für den Bau eines Handwerkerhofs mit zehn kleineren Gewerbehallen hat er zwar in der Tasche – doch: „Leider nichts zu machen“, sagt der Unternehmer. „Es ist nicht leicht, die entsprechenden Mieter zu finden.“

Nun gibt es eine neue Idee für das Grundstück: Die Firma Future Construct aus Markt Schwaben (Bayern) plant auf dem Areal das „erste nachhaltige Garagenhof-Projekt in Nordrhein-Westfalen“. Mit im Boot ist die Fulgora, die Initiative für E-Mobilität des Versorgers NEW. Die gemeinsame Idee: Auf der Gewerbefläche sollen Garagen für insgesamt 130 Autos und 20 Motorräder entstehen – mit einem Fokus auf Elektro-Mobilität.

„Geplant ist außerdem eine E-Tankstelle mit zunächst zwei, perspektivisch bis zu acht Schnellladestationen“, schildert der Grevenbroicher Immobilienmakler Frank Gazon, der zu den Planern des Projekts zählt. Solar-Paneele auf den Dächern sollen für Öko-Strom in den Steckdosen der Unterstellplätze sorgen. Und: Jede Garage soll so ausgerüstet werden, dass die Installation eines Ladepunktes (Wallbox) für Elektro-Fahrzeuge auch zu einem späteren Zeitpunkt problemlos möglich sei. „Im ersten Schritt gehen wir davon aus, dass die wenigsten Nutzer ein E-Mobil haben werden“, berichtet Frank Gazon.

Nach Ansicht der Planer könne mit einem Garagenhof an dieser Stelle gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. „Diese Anlage kann zur Entzerrung der Park-Situation im angrenzenden Buckau-Viertel beitragen“, sagt der Immobilienmakler. Außerdem wäre das Pilotprojekt „Öko-Garagen“ auch ein Aushängeschild für die Stadt, „die wegen der Kraftwerke eher ein schlechtes Umwelt-Image hat“. Dass es Bedarf für die Garagen gibt, daran will Gazon keinen Zweifel lassen: Die Firma Future Construct habe auf Online-Plattformen wie Ebay, Immoscout und Facebook unverbindlich abgefragt, wer an einer Miete interessiert sei – und: „Das Ergebnis war enorm. Es gibt 77 Rückmeldungen mit Reservierungsanfragen, der Bedarf ist also da“, sagt Gazon.

Doch die Politik will nicht mitspielen. In nichtöffentlicher Sitzung erteilte der größte Teil des Planungsausschusses jetzt dem Vorhaben eine klare Absage. Tenor: Gewerbe ja, aber bitte höherwertiger als ein Garagenhof. „Die Stadtverwaltung ist dazu aufgefordert worden, die nötigen Schritte einzuleiten, um Projekte wie einen Garagenhof an dieser Stelle künftig auszuschließen“, fasst Rathaussprecher Stephan Renner den hinter verschlossenen Türen gefassten Beschluss zusammen.

Für das Projekt hat sich alleine die FDP ausgesprochen. „Sicherlich würden wir an dieser Stelle lieber nicht störende Betriebe ansiedeln, die der Stadt Gewerbesteuer einbringen“, so Ratsherr Peter Cremerius. „Allerdings sind dementsprechende Bemühungen des Eigentümers in den vergangenen Jahren mehrfach gescheitert.“ Mit dem geplanten Garagenhof könne die brach liegende Fläche endlich einer Nutzung zugeführt werden. „Die Nachfrage nach Garagen ist hoch, damit würde das angrenzende Wohngebiet deutlich entlastet werden“, sagt Cremerius.

Und nicht zuletzt könne die E-Mobilität in Grevenbroich nach Ansicht der FDP mit diesem Vorhaben gefördert werden „Der Kauf eines Elektromobils scheitert ja oft an einer nicht installierbaren Wallbox in dicht bebauten Wohngebieten“, gibt der Ratsherr zu bedenken.

Dass im ersten Schritt nicht sämtliche Garagen mit Ladestationen und Photovoltaikanlagen ausgerüstet werden sollen, sei nachvollziehbar. „Denn die Nachfrage wird sich ja erst mittelfristig steigern.“ Dass sich der Ausschuss gegen das Vorhaben ausgesprochen hat, bedauert Peter Cremerius: „Letzten Endes werden Verwaltung und Politik als Blockierer für Innovationen und Investitionen wahrgenommen werden.“

Aufgeben wollen die Planer aber nicht. „Wir werden als Nächstes eine Bauvoranfrage im Rathaus einreichen, gleichzeitig das betreffende Gelände erwerben“, kündigt Frank Gazon an. Sollte die Bauvoranfrage von der Stadtverwaltung abgelehnt werden, soll der Klageweg beschritten werden.

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