Pläne Innogy plant schwimmende Photovoltaik

Neurath. · Das Unternehmen will testweise eine Solaranlage auf den Neurather See setzen. Das gibt es in Deutschland bislang kaum.

 So wie hier auf einem Baggersee im baden-württembergischen Renchen könnte die Anlage aussehen.

So wie hier auf einem Baggersee im baden-württembergischen Renchen könnte die Anlage aussehen.

Foto: Erdgas Südwest

In der Energiebranche machte sich der Neurather See 1991 einen Namen, als dort Europas größte Photovoltaikanlage ans Netz ging. Mit dem produzierten Strom konnten 70 Haushalte versorgt werden – eine absolute Sensation vor 28 Jahren. Nun könnte der See, Überbleibsel eines Tagebaus, erneut Schlagzahlen machen. Das Energieunternehmen Innogy möchte dort zu Demonstrations- und Erprobungszwecken eine schwimmende Photovoltaikanlage installieren – in Deutschland hat dieses Projekt einen echten Seltenheitswert. Das Unternehmen hat diese kuriose Idee jetzt Vertretern von Verwaltung und Politik vorgestellt.

Mit Details zur Anlage ist Innogy derzeit noch zurückhaltend. „Das Projekt befindet sich in einem sehr frühen Planungsstadium“, betont die Innogy-Sprecherin Sarah Knauber. Klar ist allerdings: „Floating solar“ ist im Kommen: „Der Hauptmarkt ist Asien. In Europa haben die Niederlande den Markt für sich entdeckt“, erläutert Thorsten Miltkau, Projektmanager Solar bei Innogy.

Eine ähnliche Anlage gibt
es bereits in Hückelhoven

In Deutschland bestehen bereits die ersten Anlagen, etwa in Hückelhoven. Im Juli hat Erdgas Südwest in Renchen im nördlichen Schwarzwald zusammen mit dem Kieswerksbetreiber Ossola eine Anlage mit rund 7000 Quadratmetern Fläche und 750 Kilowatt Peak (KWp, Nennleistung unter standardisierten Bedingungen) auf einem Baggersee eröffnet. Bei der Photovoltaik auf dem Wasser werden die Module auf schwimmende Konstruktionen gesetzt, etwa Pontons. Kabel stellen die Stromverbindung zum Land her. Ein Vorteil laut Miltkau: Schwimmende Anlagen „produzieren mehr Strom, weil sie durch die Nähe des Wassers gekühlt werden“. Wie groß diese Mehrleistung ist, möchte Innogy bei der Demo-Anlage messen.

Ein Vorteil des Neurather Sees: „Wir können auf bestehende Infrastruktur zurückgreifen“, sagt Miltkau. Wegen der PV-Anlage am See sei der Netzzugang ebenso vorhanden wie ein Gebäude, in dem künftig über die neue Technologie informiert werden könnte.

Nach Auskunft von Innogy ist für die Erprobungsanlage an die Montage von drei oder vier Flächen gedacht, die eine Einheit bilden. Für eine Anlage von 750 KWp würde die Technik knapp acht Prozent der etwa 13 Hektar großen Seefläche einnehmen, rund 10 000 Quadratmeter. Sarah Knauber erklärt aber, dass über Details noch nicht entschieden sei, die Anlage könne auch kleiner ausfallen. „Es handelt sich um eine Vorabinformation der Stadt und der Genehmigungsbehörden. Wir möchten eine einvernehmliche Lösung.“ Vor einer Entscheidung steht auch die Frage nach der Umweltbeeinträchtigung an. „Grundsätzlich möchten wir, dass durch unsere Projekte Mensch und Tier nicht beeinträchtigt werden“, sagt Miltkau.

SPD-Fraktionschef sieht
eine „Chance“ in dem Projekt

Die Frage der Umweltauswirkungen beschäftigt auch Politiker, auch sie nennen keine Details zur Anlage. „Mein erster Eindruck ist, dass ein solches Projekt im anstehenden Strukturwandel Grevenbroich eine Chance bietet“, erklärt SPD-Fraktionschef Horst Gerbrand. Vor einer Entscheidung müssten die Bürger einbezogen werden und es sei zu klären, ob „Landschaftsbild und Umwelt beeinträchtigt werden“.

Der in Neurath wohnende UWG-Politiker Wilibert Müller steht „grundsätzlich dem Projekt positiv gegenüber. Es ist aber darauf zu achten, dass der Charakter des Naherholungsgebietes nicht verloren geht, Fauna und Flora nicht in Mitleidenschaft gezogen werden“, sagt er auch mit Blick auf das Vogelschutzgebiet am See und die Interessen des Angelvereins.

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