Digitales Bezahlen der Parkgebühren Kaum jemand nutzt das „Handy-Parken“

Grevenbroich. · 2018 wurden gerade einmal 1,04 Prozent aller Parktickets in Grevenbroich per Smartphone bezahlt.

 Nutzern der App „TraviPay“ werden Parkplätze in der Umgebung angezeigt. Die Bezahlung erfolgt bargeldlos.

Nutzern der App „TraviPay“ werden Parkplätze in der Umgebung angezeigt. Die Bezahlung erfolgt bargeldlos.

Foto: Munker/Sunhill Technologies / Collage: NGZ

Wenn sie einen Parkschein ziehen, werfen die meisten Grevenbroicher lieber Münzgeld in den Ticketautomaten. Das belegen neue Zahlen in aller Deutlichkeit: Nach Auskunft des Erlangener Unternehmens „Sunhill Technologies“ wurden vergangenes Jahr in Grevenbroich gerade einmal 1,04 Prozent aller Parktickets bargeldlos via Smartphone-App oder SMS bezahlt. In ganze Zahlen umgerechnet ergibt das 2623 digitale Zahlvorgänge. Das ist eine Zahl, die erst einmal nicht nach „ganz wenig“ klingt, in Relation gesetzt allerdings lächerlich wirkt. Unterm Strich bedeutet das: Einer von 100 Menschen in Grevenbroich, die ein Parkticket ziehen, zahlt es digital mit dem Handy.

Entpuppt sich das im April 2017 eingeführte System damit als Riesen-Flop? Sowohl die Stadt Grevenbroich als auch deren Vertragspartner für das „Mobile Payment“ kündigen Gespräche an. Sie wollen an der mobilen Bezahlmöglichkeit festhalten. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt „Sunhill“-PR-Managerin Sarah Munker. Andernorts komme das System besser an.

Das Unternehmen ist auch in Städten wie Erkelenz, Bergheim, Dormagen, Mönchengladbach und Düsseldorf aktiv. „Durchschnittlich wird die Möglichkeit, die Parkgebühr über die App zu bezahlen, von etwa zehn Prozent genutzt“, sagt Munker. In Magdeburg beispielsweise liege die Quote bei rund 20 Prozent. In Erkelenz, wo das „Handy-Parken“ zum gleichen Zeitpunkt wie in Grevenbroich eingeführt wurde, hatten bereits im ersten Monat viermal so viele Menschen das System genutzt.

Nach Auskunft von „Sunhill Technologies“ seien die Parkplätze in Erkelenz allerdings stärker um das Rathaus gebündelt. Woran hakt es also in Grevenbroich? „Es kann viele Gründe dafür geben“, sagt Sarah Munker. Vielleicht müsse mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. „Sicherlich müssen wir vielen Menschen die Angst nehmen“, ergänzt sie und bezieht sich damit auch auf Datenschutz-Themen. Wie das System gepusht werden kann, wollen Stadt und „Sunhill“ gemeinsam erörtern.

Die Möglichkeit, Parktickets mit dem Smartphone zahlen zu können, hatte die FDP-Fraktion bereits vor knapp vier Jahren als Antrag in den Stadtrat gebracht, der wiederum im September 2016 die Zusammenarbeit mit dem Erlangener Unternehmen besiegelt hatte. Wie die FDP heute über das System denkt? Als Fraktionschef Markus Schumacher erfährt, dass 2018 nur 1,04 Prozent aller in Grevenbroich gezogenen Parkscheine mit dem System gezahlt wurden, muss er das erst sacken lassen. Er formuliert seine Reaktion positiv: „Ich werte das als Ansatz, noch einmal intensiv auf diese Möglichkeit hinzuweisen.“ Gleichwohl betont Schumacher, dass er von einer modernen Stadt erwartet, dass es die Möglichkeit des „Handy-Parkens“ gibt. „Ich wünsche mir, dass die Stadt den Nutzen für die Bürger stärker nach außen trägt.“ Weiter regt er an, zu schauen, was andere Städte, in denen das System besser angenommen wird, anders machen.

Fest steht: Auf manchen Parkautomaten, so etwa an der Karl-Oberbach-Straße, weist nur ein schmaler, verkratzter Aufkleber auf die Möglichkeit hin, die Parkgebühr mit dem Handy zu entrichten.

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